Was darin liegt, dass Barrick eben auch eine Kapitalerhöhung im Umfang von 3 Mrd. USD (!) ankündigte, um seine angeschlagene Bilanz aufzupolieren. Diese Meldung folge nur wenige Stunden, nachdem das Unternehmen erklärt hatte, den Bau des in Schwierigkeiten geratenen Pascua Lama-Projekts vorerst auf Eis zu legen.
Die geplante Finanzierung wäre der drittgrößte so genannte Bought-Deal in der Geschichte Kanadas meldet die Financial Post und kommt – abgesehen vom Volumen – wenig überraschend. Am Markt wurde schon seit Monaten spekuliert, dass Barrick daran gehen würde, seine Schuldenlast zu verringern. Barricks Schuldenberg ist auf 15,4 Mrd. USD angestiegen, ein Großteil davon stammt aus der desaströsen, 7,3 Mrd. Dollar schweren Übernahme von Equinox Minerals 2011.
Mit dem deutlichen Goldpreisrückgang dieses Jahr wurde es für Barrick eine immer größere Last, die Verbindlichkeiten zu bedienen, sodass man sich schließlich zu der Kapitalerhöhung entschloss. Mindestens 2,6 Mrd. USD des Erlöses sollen zur Rückzahlung von Schulden verwendet werden.
Der Bougth Deal – dabei übernehmen Broker und/oder Banken die Aktien und verkaufen sie dann weiter – erfolgt zu 18,35 USD pro Aktie, was einen Abschlag von 5% zum Schlusskurs vom gestrigen Donnerstag bedeutet. Als der Konzern 2009 Aktien im Wert von 4 Mrd. USD ausgab, waren es noch 36,95 USD pro Aktie…
Die Reduzierung der Verbindlichkeiten dürfte für viele Investoren und die Ratingagenturen eine Erleichterung sein. Insbesondere Letztere hatten ihre Bedenken wiederholt geäußert. Die negative Auswirkung ist, dass die Zahl der Barrick-Aktien um mehr als 16% steigt.
Ähnlich wie die Kapitalerhöhung hat auch die Aussetzung der Arbeiten am gigantischen Pascua Lama-Projekt zwei Seiten. Zum einen erhält Barrick damit finanziellen Spielraum, da so rund 1 Mrd. USD an eigentlich für 2014 vorgesehenen Investitionen wegfallen. Andererseits aber wird damit das zukünftige Wachstum des Konzerns in Frage gestellt.
Dennoch sind viele Branchenexperten der Ansicht, dass dies der richtige Schritt ist. Der wichtigste Faktor dabei sind die Kosten. Barrick hatte den Bau dieses Jahr bereits verlangsamt, nachdem chilenische Behörden einen Baustopp für den chilenischen Teil des Projekts – Pascua Lama erstreckt sich von Argentinien bis nach Chile hinein – verhängt hatten. Das führte zu Kostendruck, da der geplante Produktionsbeginn verschoben werden musste, Angestellte und Subunternehmer aber weiter bezahlt wurden. Und es war und ist nicht abzusehen, wann Barrick die Erlaubnis erhalten könnte, den Bau wieder so schnell wie möglich voranzutreiben, was wesentlich effizienter ist. Die niedrigeren Metallpreise trugen ebenfalls zu der Entscheidung bei, das Projekt erst einmal ruhen zu lassen.
Mit dieser Entscheidung und der gewaltigen Kapitalerhöhung erreicht eine demütigende Phase für den Konzern ihren Höhepunkt. Denn Pascua-Lama wird mittlerweile als eines der größten Desaster in der jüngeren Geschichte der Bergbaubranche angesehen.
Als Barrick 2009 die Entscheidung zum Bau der Mine traf, ging man von Kosten von nicht mehr als 3 Mrd. USD aus. Bis zum letzten Jahr aber stieg die Kostenschätzung auf 8,5 Mrd. USD an. Und derzeit dürften die tatsächlichen Kosten noch einmal darüber liegen, da die Verzögerungen und Genehmigungsprobleme erst danach begannen.
Ein Teil der Kostensteigerung ist auf den allgemeinen, branchenweiten Anstieg der Investitionskosten zurückzuführen, doch ein Großteil der Probleme ist hausgemacht. Denn Barrick entschied sich dagegen, eine Spezialfirma anzuheuern, um den Bau zu betreiben, versuchte diese Aufgabe selbst zu übernehmen. Das Ergebnis war eine Katastrophe, da der Konzern die Herausforderungen des Baus einer riesigen Mine in großer Höhe in einer abgelegenen Region offensichtlich unterschätzte. Schließlich wurde doch noch eine externe Gesellschaft beauftragt, aber da war der Schaden schon angerichtet.
Und vor allem brachte Barrick die chilenischen Behörden gegen sich auf, indem man ein Wassermanagementsystem errichtet, das nicht den Anforderungen der Umweltgenehmigung entsprach. Der Baustopp wurde verhängt und Barrick angewiesen, einen neuen Plan vorzulegen.
Nach vier Jahren ist Pascua Lama damit heute immer noch erst zu rund 50% fertig gestellt. Bislang hat Barrick bereits ungefähr 5,8 Mrd. USD investiert und eine Abschreibung von 5,1 Mrd. USD auf das Projekt vorgenommen.
Einen Zeitplan für die Wiederaufnahme der Arbeiten gibt es noch nicht, doch es deutet sich an, dass es auf keinen Fall in näherer Zukunft weitergehen wird. Barrick-CEO Jamie Sokalsky erklärte, dass man wahrscheinlich erst nach Ende des kommenden Jahres ausreichende Gewissheit haben werde, um die nächsten Schritte in Angriff zu nehmen – wenn überhaupt.
Allerdings wird nicht damit gerechnet, dass Barrick Pascua Lama ganz aufgibt, da die geplante Mine ein entscheidender Teil der Zukunft des Konzerns ist. Wenn dann erst einmal die Produktion anläuft, soll sie in den ersten fünf Jahren der Produktion bis zu 800.000 Unzen Gold pro Jahr liefern – zu äußerst niedrigen Cashkosten.
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