Gestern machten US-Aktien ihren größten Kurssprung seit Freitag, als die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten auf ihr niedrigstes Niveau in 18 Jahren gefallen ist, auch wenn das Lohnwachstum verhalten ausfiel. Die Kombination aus effizienteren Arbeitskräften, die für proportionale weniger Geld arbeiten zeichnet das Bild einer perfekten Konjunktur – nicht zu heiß und nicht zu kalt, sondern genau richtig (und noch wichtiger, nachhaltig).
Man hätte denken können, dass US-Aktien negativ auf zwei sich zur Zeit entfaltenden Entwicklungen reagieren sollten. Erstens ist da das steigende Risiko im Nahen Osten, nachdem US-Präsident Donald Trump am Dienstag das Nuklearabkommen mit dem Iran aufgehoben hatte. Zum Zweiten stehen höhere Zinssätze in Aussicht als die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen gestern wieder einmal zurück über die kritische Marke von 3% kletterte. Und dennoch, trotz dieser beiden negativen Auslöser bewegen sich Aktien immer weiter nach oben.
Sollten die Aktionäre in den USA einfach entschieden haben, die internationale Politik zu ignorieren, dann können wir das als die Fortsetzung eines Verhaltensmusters aus der jüngeren Zeit verbuchen: Seit der überraschenden Abstimmung für den Brexit Mitte 2016 haben die Märkte einfach ihren Anstieg fortgesetzt, unbeachtlich des Ausgang globaler Ereignisse. Wenn allerdings die Händler den Auslöser für die erste zweistellige Korrektur seit Februar 2016 ignorieren—die höchste Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen seit 2014 und die höchste der 2-jährigen seit 2008—dann haben wir es mit reiner Gier zu tun..
Und manchmal, an den unbarmherzigen Finanzmärkten, kann das in einem Blutbad enden.
Während die Rendite der 10-jährigen zu Handelsende wieder unter 3% lag und der Rückzug heute weitergeht, auf 2,98% herunter, kommt dies nach der Vervollständigung eines Bullenmusters, der fallenden Flagge, was einen Ausschlag nach oben zum möglicherweise zweiten Mal auf bis zu 3,14% nahelegt, nachdem es im letzten Drittel des Aprils einen Satz um 20 Basispunkte nach oben gegeben hatte.
Der S&P 500 nähert sich der Oberkante eines symmetrischen oder nach rechts zulaufenden Dreiecks, abhängig davon, ob man die Tagestiefs vom Februar und April mit einbezieht, und das ist unter Charttechnikern umstritten. Er nähert sich auch der 100-Tagelinie an. Mit Ausnahme eines Kurzaufenthalts am 17. und 18. April darüber, ist er unter dieser Widerstandslinie gefangen, seit er sie am 22. März unterschritt. Wir glauben dieser doppelte technische Widerstand könnte zusammen mit den völlig offensichtlichen Risiken aus der Politik und von den Zinsen die Kurse nach unten drücken.
Auf der anderen Seite steht, dass ein entschiedener Ausbruch nach oben die Marktdynamik umkehren und weitere Kursrallys signalisieren würde. Sollte dies passieren, dann könnte letztlich der Rekord vom Januar genommen werden.
Handelsstrategien
Konservative Anleger sollten auf einen eindeutigen Ausbruch aus dem Dreieck warten.
Moderate Anleger könnten shorten, wenn der Widerstand der Dreiecksoberkante bestätigt ist, mit zumindest einer langen roten Kerze, die die grüne Kerze vom Vortag überdeckt.
Aggressive Anleger könnten jetzt shorten, mit einem Stop-Loss über der Dreiecksoberkante bei 2,710 und als Minimalziel die 200-Tagelinie bei derzeit 2,619 und einem zweiten Ziel bei 2,580, dem Dreiecksboden.