Der Bund Future konnte mit freundlicher Unterstützung der EZB seit der jüngsten Sitzung deutlich zulegen und sowohl die magische 160er Marke als auch den Aufwärtstrendkanal nach oben brechen.
Damit folgte der Rentenindex unserer Erwartung, die wir zuletzt in der Ausgabe unseres kostenlosen Börsennewsletters „Geldanlage-Brief“ vom 15. März formuliert hatten („Bund Future – Nach dem Kontraktwechsel sind neue Hochs denkbar“).
Entwicklung am Anleihenmarkt nimmt groteske Züge an
Die Entwicklung am Anleihemarkt nimmt aber inzwischen groteske Züge an. Deutsche Staatsanleihen offerierten vor der EZB-Sitzung bereits bis zu einer Laufzeit von sieben Jahren negative Zinsen, zehnjährige Bundesanleihen brachten gerade noch eine Rendite 0,158% ein und die Rendite von 30-jährigen Bundesanleihen lag bei 0,61%. Am Mittwoch dieser Woche war nun eine zehnjährige Bundesanleihe mit einer historisch niedrigen Rendite von 0,13% versteigert worden. Damit wurde der erst im März erreichte Tiefstwert von 0,25% um fast die Hälfte unterboten. Die Auktion spülte dennoch 3,27 Milliarden Euro in die Staatskasse und trotz der extrem niedrigen Rendite war die Versteigerung 1,5-fach überzeichnet. Deutsche Staatspapiere mit zehn Jahren Laufzeit warfen am Donnerstag erstmals weniger als 0,1% Rendite ab.
In Spanien müssen Investoren erstmals draufzahlen
Diese unglaubliche Entwicklung gilt aber auch für andere Länder. Die durchschnittliche Rendite von sechsmonatigen spanischen Staatspapieren ist auf das Rekordtief von minus 0,002% gefallen. Es war das erste Mal, dass Investoren hier draufzahlen müssen. Dennoch war die Nachfrage der Anleger groß und übertraf das Angebot um das Fünffache. Bei der Emission im Vormonat hatte der spanische Staat Anleger noch mit Zinsen von 0,036% geködert. Während der Schuldenkrise 2012 lag die Rendite für zehnjährige Anleihen aus Spanien noch bei über 7,5%, am Dienstagnachmittag pendelten sie auf dem Sekundärmarkt bei nur noch 1,17%.
Schweiz betritt völliges Neuland
Die Schweiz hat inzwischen völliges Neuland betreten und als erstes Land eine zehnjährige Anleihe mit negativer Rendite ausgegeben. Die mit einer Nominalverzinsung von 1,5% ausgestatteten Papiere wiesen eine Emissionsrendite von minus 0,055% auf. Noch nie zuvor war eine Anleihe mit einer so langen Laufzeit und einer negativen Rendite an Anleger direkt verkauft worden.
Es ist eine Blase, die (vorerst) nicht platzen wird
Draghi sieht aber keine Anzeichen einer Blase am Anleihenmarkt (siehe oben). Diese sehen wir sehr wohl, doch platzen wird sie auf absehbare Zeit nicht, zumindest nicht, solange die EZB bei ihrem 60-Mrd.-Plan bleibt. Dies hatten wir auch schon am 1. März geschrieben (siehe „2015: Das Jahr der platzenden Blasen?“) – Zitat: „Ob 2015 ein Jahr der platzenden Blasen wird, muss abgewartet werden. In jedem Fall wird es eins der inzwischen offensichtlichen Übertreibungen sein. Wir erwarten im aktuellen fundamentalen Umfeld, bei dem die Notenbanken nach wie vor extrem expansiv vorgehen, sicherlich keinen Crash. Aber eine scharfe Korrektur werden wir in 2015 sehen.“ Und diese Aussage gilt unverändert, sowohl für den Aktien- als auch für den Rentenmarkt.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 19.04.2015)