Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2065 (06:04 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1980 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108,14. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130,47. EUR-CHF oszilliert bei 1,1028.
An den Finanzmärkten kommt Bewegung auf. Aktienmärkte korrigieren Teile der deutlichen Gewinne der Vortage. Der USD kommt unter Druck gegenüber Hauptwährungen. Gold und Silber standen zuletzt unter Abgabedruck.
Geopolitisch ist ein zartes Entspannungssignal bezüglich der Ukrainekrise auszumachen. Vertreter der Ukraine, Russlands, Deutschlands und Frankreichs haben sich gestern laut einer Erklärung bei einem Treffen zu einem Waffenstillstand im Osten der Ukraine bekannt. Damit scheint sich die Ukraine von dem Dekret 177/2021, das faktisch einer Kriegserklärung an Russland gleichkam, inhaltlich leicht zu distanzieren. Das begrüße ich ausdrücklich. Die Ukraine hatte faktisch Minsk II verlassen. Das führte zu Reaktionen Russlands, die nach wie vor politisch und medial als Aktion klassifiziert werden.
Monatsbericht Bundesbank
Deutschlands BIP wird laut Bundesbank (Monatsbericht) im 1. Quartal 2021 wegen der Konsumflaute (Corona-Maßnahmen) fallen. Die führenden Wirtschaftsinstitute erwarten eine Kontraktion des BIP um 1,8% im Quartalsvergleich.
Die schärferen und länger anhaltenden Corona-Schutzmaßnahmen im Vergleich zum Vorquartal würden die Einbußen in vielen Dienstleistungsbereichen vergrößern. Auch waren wegen des Auslaufens der Mehrwertsteuerermäßigung Anschaffungen in das 2. Halbjahr 2020 vorgezogen worden. Das galt auch für die Baubranche, die zusätzlich von der Wettersituation belastet war. Die nicht direkt durch Lockdown-Maßnahmen betroffene Wirtschaft zeigte sich in der Grundtendenz robust. Jedoch hätte sich der Aufwärtstrend der Industrieproduktion wegen Lieferkettenproblemen nicht fortgesetzt. Es gäbe kein Nachfrageproblem.
Der Monatsbericht der Bundesbank trifft den Kern.
Nachfragesituation Industrie und weiteres Aufholpotenzial
Die deutsche Industrie hat ihren Auftragsbestand per Februar den neunten Monat in Folge erhöht. Er wuchs um 1,3% im Monatsvergleich (Quelle: Statistische Bundesamt). Damit kam es zum größten Anstieg in dieser Datenreihe. Die Aufträge aus dem Inland legten um 1,9% zu, Auslandsaufträge um 1,1%.
Im Jahresvergleich per Februar 2020 hat der Auftragsbestand saison- und kalenderbereinigt um 6,9% zugenommen. Die Reichweite der Aufträge hat in dieser bis 2015 zurückreichenden Datenreihe mit 7,1 Monaten einen neuen Rekordwert markiert (Vormonat 6,9 Monate). Dieser Wert gibt an, wie lange die Unternehmen bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Bestellungen theoretisch produzieren müssten, um den vorhandenen Auftragsbestand zu bewältigen.
Diese Daten belegen, dass die aktuelle Schwäche der Industrieproduktion auf keinen Fall trendfähig ist. Ganz im Gegenteil ist der Druck, die Produktion zu erhöhen, ausgeprägt. Das Lieferkettenproblem kann zunächst aber weiter belasten.
Für die aktuelle Entwicklung gibt es solide Hintergründe. Eine entscheidende und wenig thematisierte Ursache liegt in der schwachen Investitionstätigkeit in der Phase von 2017 bis Herbst 2020. Dafür entscheidend war die Verunsicherung der globalen Wirtschaft durch die US-Aggressionspolitik gegen China und Europa (u.a. Automobile), aber auch gegen das Organigramm der Weltwirtschaft, allen voran der WTO.
Die daraus resultierende Verunsicherung veranlasste Unternehmen in einer Durchschnittsbetrachtung nur unverzichtbare Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen vorzunehmen. Ab Anfang 2020 belastete dann das Thema Corona. Maschinen erschöpfen sich in ihrer Effizienz im Zeitverlauf. Ihr Unterhalt wird kostenintensiver (Reparaturen) Sie werden zumeist über einen Zeitraum von 10 Jahren abgeschrieben.
Ergo ergibt sich ein erhebliches Maß an Nachholpotenzial aus der Phase 2017 - 2020. Das gilt umso mehr, als dass die massiven global verfügten Wirtschaftsprogramme ein höheres Produktionspotenzial erfordern. So weit zu dem strukturellen Grund der aktuellen Entwicklung. Der konjunkturelle Grund liegt hinsichtlich der Auslandsnachfrage an der Konjunkturstärke Chinas, aber auch an der quantitativ gut laufenden US-Konjunktur (jedoch qualitativ schwach).
Das Geschäftsmodell Deutschlands, das mit seiner starken Ausrichtung auf Produktion von Investitionsgütern, bisweilen leichtfertig aus den Zentren New York und London abgeschrieben wird, steht für die kommenden Jahre vor einem Revival. Parallelen zu der Erholung nach der Lehman-Pleite sind augenfällig.
Es gibt aber noch weiteres Aufholpotenzial. Laut einer Studie des IW, die noch nicht veröffentlicht wurde (Quelle Rheinische Post), lag der Konsumverzicht in Deutschland per 2020 bei 1.250 EUR pro Person oder insgesamt 104 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr. Da kommt Positives auf uns zu!
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Schwache Bauleistung
Die Bauleistungen der Eurozone sanken per Berichtsmonat Februar im Monatsvergleich um 2,12% nach zuvor +0,84% (revidiert von 0,83%). Die Leistungsbilanz wies in der saisonal bereinigten Fassung per Berichtsmonat Februar einen Überschuss in Höhe von 25,88 Mrd. EUR nach zuvor 30,50 Mrd. EUR aus. bDie Erzeugerpreise Deutschlands verzeichneten per Berichtsmonat März einen Anstieg um 0,9% (Prognose 0,6%) im Monatsvergleich. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 3,7% (Prognose 3,3%) nach zuvor 1,9%.
Großbritannien: Arbeitslosenquote sinkt
Die Arbeitslosenrate nach Definition der ILO stellte sich per Berichtsmonat Februar auf 4,9% (Prognose 5,1%) nach zuvor 5,0%.
China: Zinsen unverändert
Sowohl die Loan Prime Rate für einjährige Kredite (3,85%) als auch die Loan Prime Rate für fünfjährige Kredite (4,65%) bleiben unverändert.
Japan: Dienstleistungssektor schwächer
Der Index, der die Entwicklung im Dienstleistungssektor abbildet (Tertiary Industrial Activity Index), wies per Berichtsmonat Februar im Monatsvergleich einen Rückgang um 1,0% nach zuvor -11,3% (revidiert von -11,9%) aus. Die Korrelation zu Corona-Einschränkungen spielen eine Rolle.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.2090 - 1.2120 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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