Fabian und Jakob Scholz haben einen berühmten und einflussreichen Onkel. Doch auch das Verwandtschaftsverhältnis zu Deutschlands mächtigstem Politiker hat die beiden Jung-Unternehmer nun nicht davor bewahrt, mit ihrem Fintech-Start-up Rubarb Baden zu gehen – und das gerade einmal 19 Monate nach dessen Gründung. Die Gebrüder Scholz verfolgten mit ihrem Unternehmen das ambitionierte Ziel, „die Geldanlage zu demokratisieren“ – ihr Slogan: Mehr Geld für deine Träume. Sie entwickelten eine App, über welche Kunden ihr Geld unter anderem in börsennotierte Indexfonds, kurz: ETFs, investieren konnten. Das Angebot wurde von den Kunden zwar gut angenommen – Unternehmensaussagen zufolge hatte die App zwischenzeitlich rund 40.000 aktive User – da diese den Dienst jedoch zu großen Teilen kostenlos nutzen konnten, generierte Rubarb damit kaum Einnahmen. Wohl auch deshalb erweiterten die beiden Scholz-Neffen ihre Geschäftstätigkeit und schufen mit Kudona eine Art Sparbuch für Krypto-Währungen. So sollte das Geld der Kunden gewinnbringend in Stablecoins investiert werden. Rückblickend war dies wohl nicht der klügste Schachzug, Fabian Scholz führt aus: „Während wir noch im Mai sehr zuversichtlich waren, hat sich leider die Stimmung am Kapitalmarkt in der Zwischenzeit – wegen des fortwährenden Ukraine Kriegs und des Einbruchs der Krypto-Märkte – dramatisch verschlechtert“. Der CEO bestätigte inzwischen, dass man Insolvenz angemeldet habe. Man bedauere diesen Schritt zutiefst, jedoch seien „Finanzierungszusagen leider zurückgezogen“ worden, weshalb Rubarb die Zahlungsunfähigkeit gedroht habe. Die Geldgeber sind natürlich alles andere als erfreut…
Rubarb-Investor: „Sowas habe ich noch nie gesehen“
Insgesamt brachten Investoren rund €4.8 Millionen in das Hamburger Start-up ein, allein €1.8 Millionen im Februar 2022. Ein bislang noch anonymer Rubarb-Investor ließ gegenüber dem Handelsblatt verlauten, dass er so etwas noch nie gesehen habe: „Wie kann man von einem Fundraising im Februar den Laden in weniger als fünf Monaten an die Wand fahren?“ Im Vorfeld seines Investments sei es unter anderem auch das Verwandtschaftsverhältnis zum heutigen Bundeskanzler gewesen, dass ihn von der Seriosität der Unternehmer überzeugt habe – er sei deswegen auch davon ausgegangen, dass die beiden nicht einfach „Wildwest machen“ können. Eben dies scheint nun aber geschehen zu sein. Zuletzt hatte Rubarb monatlich Verluste in Höhe von €200.000 bis €250.000 verzeichnet. Während die Investments vieler Geldgeber nun wohl zu einem großen Teil futsch sein dürften, sichert Geschäftsführer Fabian Scholz zumindest seinen Kunden zu, dass ihre Ersparnisse auch in der aktuellen Situation sicher seien. Sicher sind die Arbeitsplätze der Rubarb-Mitarbeiter indes nicht, offenbar musste bereits rund die Hälfte der 30 Beschäftigten ihre Koffer packen. Und auch die restlichen Mitarbeiter dürften alles andere als sicher im Sattel sitzen.
Rubarb-Gründer bleiben optimistisch
Selbstkritik übten die Jung-Unternehmer im Hinblick auf die Art und Weise, wie man in den vergangenen Monaten mit den Investoren umgegangen sei. So habe man – rückblickend betrachtet – einige Fehler in der Kommunikation gemacht. Co-Founder Fabian Scholz bleibt allen Widrigkeiten zum Trotz aber optimistisch: „Wir glauben weiterhin fest an unser Team und unser Modell und sehen die Insolvenz daher nun als besondere Chance, gestärkt und restrukturiert daraus hervorgehen zu können“. Ob die Geldgeber und die gefeuerten Mitarbeiter dies auch so sehen, darf wohl zumindest angezweifelt werden. Und auch Bundeskanzler Olaf Scholz dürfte nicht unbedingt angetan sein von der Performance seiner Neffen, hatten diese sich doch noch vor geraumer Zeit mit der Finanzminister- respektive Bundeskanzler-Tätigkeit ihres Onkels „geschmückt“ und so – wie oben bereits erläutert – mit Sicherheit den ein oder anderen Investor ins Boot gelockt. Im November 2020 schrieb das Unternehmen in einer Mitteilung: „Den Scholz-Brüdern liegen die Finanzen quasi im Blut: Sie sind die Neffen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz“. Diese (Selbst-)Einschätzung hat sich nun wohl als Trugschluss erwiesen.
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