Letzte Woche haben wir darüber gesprochen, dass eine anhaltend optimistische Marktstimmung und ein Gefühl der Sorglosigkeit schnell in Volatilität umschlagen können. Besonders dann, wenn ein unerwartetes, externes Ereignis die Anleger dazu zwingt, ihre Erwartungen für die Zukunft neu zu bewerten. Genau ein solches Ereignis trat am Freitag ein: China – und insbesondere das Labor in Wuhan – meldete die Entdeckung eines neuen Coronavirus bei Fledermäusen.
In unserem Artikel hieß es dazu unter anderem:
„In China wurde ein weiteres Coronavirus entdeckt, das möglicherweise stark genug ist, um auf den Menschen überzugehen. In Szenen, die an die frühen Tage von Covid-19 erinnern, identifizierten Forscher am Wuhan Institute of Virology einen neuen Virusstamm in Fledermäusen.
HKU5-CoV-2 weist eine auffällige Ähnlichkeit mit dem Pandemievirus auf und schürt die Sorge, dass sich die Geschichte nur zwei Jahre nach dem Ende der letzten Krise wiederholen könnte. Noch beunruhigender: Das Virus ist eng mit dem MERS-Erreger verwandt – einer besonders tödlichen Variante des Coronavirus, die in bis zu einem Drittel der Fälle tödlich verläuft. Verantwortlich für die Entdeckung ist die Virologin Shi Zhengli, die aufgrund ihrer Forschung über Coronaviren als ‚Batwoman‘ bekannt ist. Ihre Ergebnisse wurden in einem renommierten Fachjournal veröffentlicht.“
Ob das ein echtes Problem wird oder nicht, bleibt abzuwarten. Doch wenn die Märkte auf hohen Niveaus notieren und die Stimmung extrem bullisch ist, kann es nicht viel brauchen, um eine Trendwende auszulösen.
Letzte Woche hatten wir darüber gesprochen, wie der Markt aus einer optimistischen Konsolidierungsphase ausgebrochen ist und neue Höchststände erreicht hat. Doch dieser Anstieg war nur von kurzer Dauer. Die Nachrichten vom Freitag führten dazu, dass der Markt den 50-Tage-Durchschnitt erneut testete und ein MACD-Verkaufssignal ausgelöst wurde.
Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass der Druck auf die Kurse in der kommenden Woche weiter zunehmen könnte.
Wir wollen dem Markt jedoch ein paar Tage Zeit geben, um die Nachrichten zu verarbeiten. Zum einen fiel der Freitag mit einem Optionsverfall zusammen, was den Verkaufsdruck verstärkte, als die Meldungen über das Virus eintrafen. Zum anderen wurden diese Nachrichten über das Wochenende ausführlich diskutiert und bewertet. Sollte sich das Virus jedoch weiterverbreiten, werden die Märkte das potenzielle Risiko für das Wirtschaftswachstum und die Unternehmensgewinne genauer einpreisen müssen.
Vorerst gehen wir davon aus, dass sich die Märkte zwischen dem 50- und 100-Tage-Durchschnitt stabilisieren werden – ein Szenario, das den übermäßigen Optimismus am Markt dämpfen dürfte. Das könnte eine gesündere Basis schaffen, um in den letzten drei Monaten der traditionell starken Jahreszeit weiter aufzubauen.
Natürlich gibt es weiterhin Marktrisiken, etwa durch einen starken Anstieg der Hebelung und spekulativer Positionen. Doch aktuell gibt es noch keine eindeutigen Anzeichen dafür – zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt.
Der Abverkauf am Freitag unterstreicht einmal mehr, warum es wichtig ist, Risiken regelmäßig zu überprüfen und die Portfolio-Allokation anzupassen.
Apropos Hebelung – ich möchte an dieser Stelle auf die Diskussion zur Nachschusspflicht vom Dienstag zurückkommen.
Was sind Margin-Salden und warum sind sie wichtig?
Am Dienstag habe ich die wachsende Sorglosigkeit der Anleger angesprochen – ein Trend, der sich besonders in der steigenden Nutzung von Margin-Salden zeigt. Viele Marktteilnehmer sind sich jedoch nicht bewusst, was Margin-Salden genau sind und warum sie so eine wichtige Rolle spielen.
„Margin Debt“ oder Nachschussverbindlichkeiten bezeichnen das Geld, das sich ein Anleger von einem Broker leiht, um Wertpapiere zu kaufen. Dabei dient das bestehende Portfolio als Sicherheit. Diese Hebelung ermöglicht es Anlegern, mit einer geringeren Anfangsinvestition größere Positionen einzugehen. Während sich dadurch die potenziellen Gewinne vervielfachen können, steigt auch das Risiko erheblich – denn bei einem Marktrückgang wirken sich Verluste entsprechend stärker aus.“ – ChatGPT
Wenn Anleger Aktien „auf Margin“ kaufen, müssen sie einen anfänglichen Eigenanteil hinterlegen – die sogenannte Initial Margin. Laut den Vorgaben der Federal Reserve beträgt dieser in der Regel 50 % des Kaufpreises, während der Broker den restlichen Betrag finanziert.
Ein Beispiel: Ein Anleger, der 30.000 USD in Apple (NASDAQ:AAPL) investiert, kann zusätzlich bis zu 15.000 USD auf Margin leihen, um weitere Aktien zu erwerben.
Doch der Einsatz von Margin-Salden ist nicht ohne Risiko – und genau diese Gefahren sollten Anleger nicht unterschätzen.
- Margin Call (Nachschussforderung): Fällt der Wert der gekauften Wertpapiere unter ein bestimmtes Niveau – die sogenannte Maintenance Margin oder Mindesteinschussanforderung (in der Regel 25 %), kann der Broker eine Nachschussforderung (Margin Call) ausstellen. In diesem Fall muss der Anleger entweder zusätzliches Kapital einzahlen oder Wertpapiere verkaufen, um den erforderlichen Sicherheitenwert wiederherzustellen.
- Verstärkte Verluste: Die Hebelung durch Margin-Kredite bedeutet, dass nicht nur potenzielle Gewinne, sondern auch Verluste verstärkt werden. Wenn eine Aktie, die auf Margin gekauft wurde, an Wert verliert, kann der Anleger mehr als seine ursprüngliche Investition verlieren – ein Risiko, das oft unterschätzt wird.
- Auswirkungen auf den Markt: Hohe Margin-Schulden können die Entstehung von Blasen begünstigen und zu heftigen Marktkorrekturen beitragen. Kommt es zu einem starken Rückgang der Märkte, können Nachschussforderungen zu Zwangsliquidationen führen, was den Verkaufsdruck weiter erhöht und die Volatilität zusätzlich antreibt.
Die Entwicklung der Margin-Salden gibt Aufschluss über das Ausmaß der Spekulation am Markt. Vereinfacht gesagt: Margin-Schulden sind das „Benzin“, das die Märkte antreibt – die Hebelwirkung sorgt für zusätzliche Kaufkraft und verstärkt Aufwärtsbewegungen. Doch dieser Effekt wirkt in beide Richtungen. In Phasen sinkender Kurse können Margin Calls den Verkaufsdruck massiv verstärken, da Kreditgeber gezwungen sind, Anlagen zu liquidieren, um offene Kreditlinien abzusichern – unabhängig von der Situation des Anlegers.
Wie bereits am Dienstag erwähnt, ist es daher nicht überraschend, dass es eine enge Korrelation zwischen der Anlegerstimmung und den Margin-Salden gibt.
Der wichtigste Punkt ist folgender: Anleger haben nicht die volle Kontrolle über die Auflösung ihrer Verschuldung. Die Entscheidung liegt bei den Broker-Dealern, die überhaupt erst ermöglichen, dass Investoren mit Fremdkapital handeln.
Mit anderen Worten: Wenn ein Anleger seine Position nicht freiwillig schließt, tut es der Broker für ihn. Sobald Kreditgeber befürchten, dass sie ihre Darlehen nicht mehr vollständig zurückerhalten, verlangen sie entweder eine Nachschusszahlung oder sie liquidieren Vermögenswerte, um die offene Schuld zu decken.
Das Problem dabei? Margin Calls treten meist zeitgleich auf. Sobald die Kurse fallen, betrifft das alle Kreditgeber gleichzeitig – und das kann eine Abwärtsspirale auslösen.
Margin-Schulden sind kein Problem – bis sie eines werden.
Und wo stehen wir jetzt?
Nachschussverbindlichkeiten bestätigen die Sorglosigkeit des Marktes
Ich möchte an den vorherigen Beitrag anknüpfen und das Thema Margin-Debt weiter vertiefen – insbesondere in Hinblick auf ihr Potenzial als Warnsignal für Anleger. Lassen wir also den Faden genau dort wieder aufnehmen, wo wir aufgehört haben.
Ein Blick auf den Margin-Debt, also Kredite, die durch Wertpapiere in Brokerkonten besichert sind, zeigt, dass sie mittlerweile ein Rekordniveau erreicht haben. Wie bereits zuvor dargestellt, steigt die jährliche Veränderungsrate des Margin Debt rapide an – und dieser Trend könnte sich noch weiter verstärken, solange die Sorglosigkeit unter Kleinanlegern anhält.
Werfen wir nun einen Blick auf die rote Linie, die die positiven Cash-Salden darstellt. Wie bereits erwähnt, treibt der Margin-Debt den Markt nach oben, da Anleger bei steigenden Kursen zunehmend Fremdkapital nutzen, um ihre Kaufkraft zu erhöhen.
Daher ist der jüngste Anstieg des Margin-Debts wenig überraschend – er reflektiert die wachsende Sorglosigkeit vieler Investoren. Die Abbildung verdeutlicht das Verhältnis zwischen den positiven Cash-Salden und der Marktentwicklung.
Um diesen Zusammenhang noch klarer darzustellen, habe ich die positiven Cash-Bestände invertiert. So wird die Wechselwirkung zwischen dem Anstieg des Margin-Debts und der Kursentwicklung deutlicher.
(Zur Einordnung: Die freien Barmittel ergeben sich aus der Differenz zwischen den Margin-Guthaben und den auf den Margin-Konten vorhandenen Barmitteln.)
Ein Blick auf die Vergangenheit zeigt, dass der Markt während mehrerer großer Korrekturen – darunter der Crash von 1987, das "Brexit/Taper Tantrum" von 2015-2016, der "Zinserhöhungsirrtum" von 2018 und der "COVID-Einbruch" – nie seinen langfristigen Aufwärtstrend gebrochen hat. Gleichzeitig sind die Barbestände in diesen Phasen nie ins Positive gedreht.
Anders sah es in den echten Bärenmärkten von 2000 und 2008 aus: Hier fiel der Markt nachhaltig unter seinen langfristigen Trend, und die positiven (freien) Cash-Bestände kehrten zurück – ein klares Zeichen für eine fundamentale Trendwende.
Aktuell stehen die negativen Salden kurz vor einem neuen Höchststand. Das könnte bedeuten, dass der nächste Rücksetzer lediglich eine weitere Korrektur wird. Sollte der langfristige Aufwärtstrend jedoch brechen, würde die erzwungene Begleichung des Margin-Debts den Abwärtstrend zusätzlich beschleunigen – und die Marktturbulenzen verstärken.
Spekulative Euphorie auf dem Höhepunkt?
Wie bereits erwähnt, ist eine steigende Verschuldung der Treibstoff für den Bullenmarkt. Doch problematisch wird es, wenn Margin-Schulden und spekulative Euphorie vor allem von Kleinanlegern getrieben werden – und das auf sämtliche Risikowerte übergreift.
Besonders besorgniserregend ist, dass Kleinanleger nicht nur verstärkt auf Margin setzen, sondern auch mit hohem Tempo in gehebelte ETFs und Optionen investieren – zwei weitere Formen der Hebelwirkung.
Wie ich bereits letzte Woche auf X (ehemals Twitter) gepostet habe: Die Investitionen von Privatanlegern in ETFs haben mittlerweile das Niveau von 2021 überschritten.
Mit anderen Worten: Die Hebelung im Finanzsystem reicht weit über die klassischen Margin-Schulden hinaus. Der tatsächliche Umfang des Fremdkapital-Einsatzes ist noch weitaus größer, da auch gehebelte ETFs, Optionen und andere Derivate zur Risikobereitschaft der Anleger beitragen.
Trotzdem hat genau diese erhöhte Risikofreude die Aktienkurse in den vergangenen Monaten maßgeblich gestützt.
Ein häufiges Thema, wenn es um Margin-Debt geht, ist die Frage nach der Steigerungsrate.
Need For Speed
Die Steigerungsrate des Margin-Debts ist ein entscheidender Faktor. Ein langsamer, kontinuierlicher Anstieg der Margins über die Zeit hinweg ist nicht zwangsläufig ein Hinweis auf übermäßige Gier – schließlich ist es normal, dass Margin-Schulden mit dem Wachstum des Marktes zunehmen.
Problematisch wird es jedoch, wenn die Steigerungsrate sprunghaft ansteigt. Ein solcher Anstieg deutet darauf hin, dass Anleger zunehmend risikofreudig werden – ein typisches Muster in späten Marktphasen. Eine unserer Kennzahlen zur Bewertung dieses Trends ist die Veränderungsrate des Margin-Debts im Vergleich zum 12-Monats-Tief.
Nicht überraschend ist der Margin-Debt seit diesen Tiefstständen bereits um 30 % gestiegen. Auch wenn dieser Anstieg nicht so extrem ausfällt wie in früheren Hochphasen, ist er doch ein klares Zeichen dafür, dass die Anlegerstimmung in den letzten Monaten zunehmend von Gier geprägt war.
Auch auf Margin-Salden lässt sich technische Analyse anwenden, um die Dynamik der Schuldenentwicklung besser zu verstehen.
Da die Margin-Daten bis ins Jahr 1959 zurückreichen, lässt sich die langfristige Beziehung zwischen Nachschussverbindlichkeiten und dem Markt umfassend analysieren. Die folgende Abbildung zeigt einen stochastischen Indikator für Margin-Debt, überlagert mit der Entwicklung des S&P 500.
(Ein kurzer Exkurs: Der Stochastik Indikator wurde in den 1950er Jahren von George C. Lane entwickelt und ist ein Momentum-Indikator. Er misst die Dynamik einer Kennzahl, indem er ihren aktuellen Stand relativ zu ihrer Hoch-/Tiefspanne über einen bestimmten Zeitraum betrachtet – hier 21 Monate. Bezogen auf Margin-Debt bedeutet das: Der Indikator vergleicht den aktuellen Margin-Stand mit seiner Spanne der letzten 21 Monate.)
Der stochastische Indikator erfasst nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Dynamik der Veränderungen in den Margin-Schulden. Spannend daran: Er ändert seine Richtung meist, bevor es der Markt tut – das macht ihn zu einem frühzeitigen Indikator für potenzielle Trendwechsel.
Ein Wert von 100 (der Höchststand) war in der Vergangenheit häufig ein Signal für eine bevorstehende Marktumkehr – ein Hinweis darauf, dass die Risikobereitschaft der Anleger ein extremes Niveau erreicht hat.
Ein ähnliches Muster zeigt sich, wenn wir den Relative Strength Index (RSI) auf die Margin-Salden anwenden.
Der RSI ist ein Momentum-Oszillator, der die Geschwindigkeit und das Ausmaß von Veränderungen misst. Beim Margin-Debt hilft er dabei, Übertreibungen zu erkennen. Werte über 80 sind in der Vergangenheit häufig einem kurz- bis mittelfristigen Rücksetzer oder einer Konsolidierung vorausgegangen.
Mit einem aktuellen RSI von über 90 ist der Anstieg des Margin-Debts seit Oktober 2022 besonders auffällig – ein weiteres Indiz dafür, dass die Risikobereitschaft der Anleger auf einem extrem hohen Niveau liegt.
Wie bereits erwähnt, ist es nicht nur die Anlegerstimmung, die aktuell von starkem Optimismus geprägt ist. Ja, die Marktteilnehmer sind überzeugt, dass die Aktienkurse weiter steigen werden. Doch der entscheidende Punkt ist: Sie handeln entsprechend – und das zunehmend mit geliehenem Geld.
Diese steigende Hebelung ist ein zentraler Treiber für den jüngsten Börsenanstieg.
Doch genau darin liegt auch die Gefahr.
Es ist zugleich ein Warnsignal.
Achten Sie auf das Warnsignal
Ein entscheidender Punkt, den ich hier betonen möchte: Margin-Debt ist – genau wie Bewertungen – kein verlässlicher Indikator für das Market Timing und sollte auch nicht dafür genutzt werden.
Steigende Margin-Schulden sind in erster Linie ein Zeichen für das Vertrauen der Anleger. Wenn die Aktienkurse steigen, sind Investoren eher bereit, sich zu verschulden, um ihre Positionen zu vergrößern. Gleichzeitig wächst der Wert ihrer Portfolios, was es ihnen ermöglicht, höhere Kredite aufzunehmen.
Doch, wie bereits erwähnt, liegt das Risiko genau hier: Sobald die Kurse fallen, schrumpfen die Sicherheiten der Anleger. Dadurch reduziert sich automatisch ihre verfügbare Kreditlinie – und erzwungene Liquidationen werden notwendig, um die Konten wieder auszugleichen.
Manche argumentieren, dass die Höhe des Margin-Debts lediglich eine Funktion der Marktaktivität ist und keinen direkten Einfluss auf das Marktgeschehen hat. Dem stimme ich nur bedingt zu.
Ein Blick zurück auf März 2020 zeigt, warum: Die doppelte Belastung aus dem Einbruch der Ölpreise und dem wirtschaftlichen Stillstand durch das Coronavirus führte zu einem scharfen Abverkauf – der durch Margin-Liquidationen zusätzlich verstärkt wurde.
Viele Anleger haben diese Ereignisse bereits verdrängt oder – schlimmer noch – gehen fälschlicherweise davon aus, dass sich ein solcher Crash nicht wiederholen kann. Doch die Realität sieht anders aus: Die spekulative Euphorie ist zurück auf einem Niveau, das wir zuletzt auf dem Höhepunkt des Marktes 2021 gesehen haben.
Ein Indikator, der sich als zuverlässiges Warnzeichen für eine Reduzierung des Portfoliorisikos erwiesen hat, ist der 12-Monats-Durchschnitt der Margin-Schulden.
Historisch gesehen, haben die Märkte nach einem Bruch dieser Marke oft eine längere Konsolidierungsphase oder eine Korrektur durchlaufen.
Aktuell liegen der Margin-Debt jedoch noch deutlich über diesem Niveau – ein Zeichen dafür, dass die Portfolios weiterhin stark auf Aktienrisiko ausgerichtet sind.
Natürlich könnte es diesmal anders sein. Doch genau dieser Gedanke war schon immer der „Sirenengesang“ der Anleger, der sie auf dem Weg ins Verderben begleitete. Wie Sentiment Trader in unserem letzten Beitrag zu diesem Thema feststellte, wird sich diese Hoffnung wohl auch diesmal nicht bewahrheiten.
„Wenn einige dieser Indikatoren für ein paar Wochen oder länger nicht das erwartete Ergebnis liefern, hören wir schnell den üblichen Chor von Meinungen darüber, warum sie plötzlich nicht mehr funktionieren. Das war in den letzten 20 Jahren immer so – mit Erklärungen wie:
- Die Terroranschläge 2001 werden die Zeitpräferenzen der Anleger dauerhaft verändern.
- Das Platzen der Internetblase 2002 wird die Optionsmärkte für immer umgestalten.
- Billiges Geld macht Stimmungsindikatoren bedeutungslos (2007).
- Die Finanzkrise 2008 bedeutet, dass historische Vergleiche nicht mehr gelten.
- Die Fed-Interventionen seit 2010 machen alle Indikatoren unbrauchbar.
All diese Argumente klangen schlüssig – und für eine Weile schien es tatsächlich, als würden sie zutreffen. Doch irgendwann kehrten die Märkte zu ihren gewohnten Mustern zurück, und diese Theorien verschwanden in den Mülleimern der Geschichte.“
Wir wollen damit nicht sagen, dass die Margin-Salden ein Warnsignal für einen bevorstehenden Crash sind. Sie deuten jedoch darauf hin, dass die Anleger in Bezug auf die künftigen Marktrenditen sehr sorglos sind und ein höheres Risiko eingegangen sind. Diesmal tun sie dies vor allem, indem sie Investitionen mit zusätzlicher Hebelwirkung tätigen.
Wenn der Markt umschlägt, wird der Schaden für viele Anleger wahrscheinlich viel größer sein, als allgemein angenommen.
Unsere Strategie in diesem Marktumfeld
Während wir unsere Long-Positionierung in den Aktienportfolios weiterhin beibehalten, haben wir begonnen, Gewinne aus unseren stärksten Positionen mitzunehmen und gleichzeitig unsere defensiven Investments weiter auszubauen. Unser Ziel ist es, von der aktuellen Aufwärtsbewegung zu profitieren, dabei aber nicht blindlings ins Risiko zu laufen. Daher nehmen wir bewusst einige Gewinne mit, um unser Portfolio vor einer möglichen Marktkorrektur abzusichern.
Auch wenn es aktuell so scheint, als könne der Markt nur noch nach oben gehen, sollte man sich an Warren Buffetts treffende Worte erinnern:
„Mit dem Markt ist es wie mit dem Sex – am schönsten ist es zum Schluss.“
Kurzfristig kann eine höhere Cash-Quote zu einer gewissen Diskrepanz zwischen unserem Portfolio und dem Gesamtmarkt führen. Sollte jedoch ein unerwartetes negatives Ereignis eintreten, wird diese Vorbereitung uns zumindest vor dem ersten „Biss“ schützen.
Wir bleiben bullisch, solange das Momentum intakt ist. Gleichzeitig ergreifen wir aber gezielte Vorsichtsmaßnahmen, um für mögliche Marktschwankungen gerüstet zu sein.
Oder, um Warren Buffetts Zitat etwas weiterzuspinnen:
„Wer sich ungeschützt im Markt bewegt, könnte von einer unerwarteten Überraschung unangenehm getroffen werden.“
Angesichts der Marktunsicherheit, der hohen Sorglosigkeit unter Anlegern und der potenziellen Stabilitätsrisiken ist aktives Risikomanagement wichtiger denn je. Aus diesem Grund haben wir bereits begonnen, unser Portfolio entsprechend anzupassen.
Da sowohl die technische Marktlage als auch die Stimmungsindikatoren auf erhöhte kurzfristige Risiken hindeuten, empfehlen wir, jetzt kleine, aber strategische Anpassungen vorzunehmen – deren Wert sich vermutlich erst in der Zukunft zeigen wird:
- Stop-Loss-Level aktualisieren: Setzen Sie für jede Position angemessene Schutzmechanismen auf Basis der aktuellen Unterstützungsniveaus.
- Absicherung gegen Marktrückgänge: Nutzen Sie Instrumente wie Put-Optionen oder inverse ETFs, um Ihr Portfolio abzusichern.
- Gewinne realisieren: Nehmen Sie Teilgewinne bei Positionen mit, die überdurchschnittlich gut gelaufen sind.
- Schwache Werte aussortieren: Reduzieren Sie Nachzügler und Verlustbringer, die das Portfolio belasten.
- Cash-Bestände aufstocken & Zielgewichtungen anpassen: Stellen Sie sicher, dass Ihr Portfolio balanciert bleibt und nicht zu stark auf Risikowerte ausgerichtet ist.
Letztendlich müssen wir mit dem Markt handeln, den wir haben, und nicht mit dem, den wir uns wünschen. Das bedeutet, rational und strategisch zu bleiben – auch wenn Emotionen von Woche zu Woche eine Herausforderung darstellen können.
Wie bereits erwähnt, rechnen wir früher oder später mit einer heftigen Korrektur. Diese wird letztendlich eine attraktivere Risiko-Chance-Situation schaffen, um die Aktiengewichtung dann wieder gezielt zu erhöhen.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche.