Am Mittwoch kündigte die Bank of Canada eine Zinsanhebung um 50 Basispunkte an. Damit ist sie die erste Zentralbank seit 22 Jahren, die ihre Leitzinsen an nur einer Sitzung um mehr als 25 Basispunkte anhebt.
Sie ist auch die erste Zentralbank der G7-Staaten, die die Zinssätze in diesem Zyklus um 0,5 % anhebt. Es handelt sich um die zweite Zinserhöhung der BoC im Jahr 2022, wobei die Anhebung im vergangenen Monat mit 25 Basispunkten moderater ausgefallen war. Mit den beiden Erhöhungen ist der kanadische Schlüsselsatz nun bei einem vollen Prozentpunkt angekommen.
Die Dynamik der Zentralbank nimmt beim Kampf der kanadischen Geldpolitiker gegen die Inflation an Fahrt auf. Die Teuerungsrate war aufgrund einer Reihe von Faktoren, darunter der Krieg in der Ukraine, auf ein 30-Jahres-Hoch gestiegen. Die Bank versprach auch, dass ihr größter Zinsschritt seit dem Jahr 2000 nur der Anfang sei und weitere Erhöhungen folgen würden. Nach der Bekanntgabe der BoC stieg der kanadische Dollar, der in letzter Zeit schwächelte, wieder an.
Vergleichen Sie die Maßnahmen der BoC mit dem Weg, den die Europäischen Zentralbank zu höheren Zinssätzen gewählt hat.
Die Eurozone ist mit einer Rekordinflation konfrontiert, die im März bei 7,5 % lag, nachdem Russland in die Ukraine einmarschiert war und damit die bereits bestehende Versorgungskrise in der Region verschärft hatte. Da sich die Friedensgespräche nach Meinung des russischen Präsidenten Putin derzeit in einer „Sackgasse“ befinden, ist ein neuer Angriff auf ukrainisches Gebiet zu erwarten. Sollte dies geschehen, werden die Rohstoff- und Lebensmittelpreise wahrscheinlich weiter in die Höhe schnellen und die Inflation in der EU auf neue Rekordwerte treiben.
Der Konflikt hat zusätzliche Auswirkungen auf die Länder der Eurozone, da diese von der russischen Energieversorgung abhängig sind, die nun unterbrochen ist. Das wird sich auch auf das Wirtschaftswachstum auswirken.
Wie also steht die EZB zu einer Zinserhöhung? Laut Präsidentin Christine Lagarde ist eine Erhöhung nicht ganz ausgeschlossen, obwohl die Zentralbank offenbar auch nichts überstürzen will.
Wie Lagarde nach der März-Sitzung der EZB äußerte, wird eine Zinserhöhung „irgendwann“ kommen. Es könnte sich um „Wochen“ oder „Monate“ handeln, was es der EZB ermöglichen würde, die Zinssätze vor Beendigung ihres Programms zum Ankauf von Vermögenswerten nicht anzuheben. Über das Ende des Kaufprogramms will der EZB-Rat laut Lagarde im Juni entscheiden.
Einige interpretieren diese langsame Annäherung an Zinserhöhungen als eine Möglichkeit für die EZB, ihre Versprechen einzuhalten und ihre Integrität zu bewahren, während andere die Motive der EZB für übertrieben und möglicherweise sogar kurzsichtig halten. In einem Punkt sind sich aber alle einig: Die derzeitige Inflation ist das Ergebnis einer pandemiebedingten Störung der Lieferkette, und es ist kein Ende in Sicht.
Die unterschiedlichen geldpolitischen Ansätze, die derzeit zu beobachten sind - die BoC agiert als Vorreiter an der Zinserhöhungsfront, während die EZB weiterhin signalisiert, dass sie es nicht eilig hat - und die Reaktion des Devisenmarktes auf die diametralen geldpolitischen Haltungen spiegeln sich deutlich in der Entwicklung des Währungspaares EUR/CAD wider.
Nachdem der EUR/CAD auf sein niedrigstes Niveau seit Mai 2015 gefallen ist, könnte sich nun eine Rising Flag herausbilden, die bei einem Ausbruch nach unten bärisch zu interpretieren ist, nachdem das Paar innerhalb von vier Handelstagen um 2,84 % gefallen ist.
Das allgemeine Chartbild bestärkt die Möglichkeit eines Ausbruchs nach unten für dieses Paar.
Das Währungspaar ist im November in einen Abwärtstrend übergegangen, nachdem es unter das Tief vom Februar 2020 gefallen war.
Die gleitenden Durchschnitte (MAs) zeigen allesamt nach unten, was darauf hindeutet, dass sich die Kurse nach und nach weiter abschwächen. Das letzte Mal, dass sich alle drei Haupt-MAs in einer solchen Konstellation befanden, war im Dezember 2009, als das Paar in den folgenden sechs Monaten um 17 % abstürzte.
Das bedeutet zwar nicht, dass das Gleiche auch diesmal passieren wird, aber diese Kursbewegungen sind bedeutsam und bieten möglicherweise Gelegenheiten, die nur einmal in 10 Jahren vorkommen.
Tradingstrategien
Konservative Händler sollten die Vervollständigung der Flaggenformation mit einem klaren Breakout nach unten abwarten, bevor sie eine Short-Position in Betracht ziehen.
Moderate Trader würden ein Penetrieren des Tiefs vom 5. April abwarten, selbst auf Intraday-Basis, und dann auf eine korrigierende Erholung warten, um ihren Einsatz zu reduzieren.
Aggressive Trader könnten je nach ihrem Trading-Stil bei einem Schlusskurs unterhalb der Flagge verkaufen. Hier ist ein einfaches Beispiel für einen Trading-Plan:
Trading-Beispiel:
- Einstiegskurs: 1,3700
- Stop-Loss: 1,3725
- Risiko: 25 Pips
- Zielkurs: 1,3600
- Ertrag: 100 Pips
- Risiko-Ertrags-Verhältnis: 1:4