Wie schon eine Woche zuvor hieß es auch am Donnerstag beim Blick auf den Deutschen Aktienindex: Luft anhalten und Ruhe bewahren! Dann hatte man als Anleger zunächst alles richtig gemacht. Denn kaum war das Lied für den Abgesang der 30-Prozent-Rally im Deutschen Aktienindex angestimmt, kamen erneut Käufer in den Markt und katapultierten den Index zurück über die Unterstützung bei 15.250 Punkten. Der DAX bleibt ein Stehaufmännchen und scheinbar immun gegen eine weiter hohe Inflation und steigende Zinsen. Die Anleger positionieren sich für den Moment, an dem die Stimmung an der Wall Street dreht und der nötige Rückenwind aus New York auch den DAX auf neue Jahreshochs treiben könnte. Dennoch bleibt vor diesem Optimismus zu warnen, oft war er ein Nährboden für eine stärkere Korrektur.
Börsenampel springt auf Gelb
Denn auch der zweite Turnaround ändert nichts an der Tatsache, dass die Börsenampel für den Deutschen Aktienindex inzwischen gelb leuchtet. Rot wird sie, wenn der Index auch die 15.000er Marke nicht halten kann. Das Thema dieser Tage bleibt die hartnäckige Inflation. Auf die Daten der Statistiker zur deutschen Inflation, die im Februar auf dem Niveau von 8,7 Prozent stagnierte, folgten Zahlen und Ausblick der Chemiekonzerne Covestro (F:1COV), Merck (ETR:MRCG) und Evonik (ETR:EVKn). Alle drei warnten unisono vor der hohen Inflation, der zunehmende Kostendruck zwang sie zu enttäuschenden Prognosen für das laufende Jahr. Geldpolitisch hat die konstant hohe Teuerung und die damit verbundene Angst vor weiter steigenden und länger hohen Zinsen längst den Optimismus bereits wieder fallender Zinsen in diesem Jahr abgelöst.
Anleihen werden zur Konkurrenz für Aktien
Noch sind es fast drei Wochen bis zur nächsten US-Notenbanksitzung – verdammt lange drei Wochen, bis die Investoren etwas mehr Klarheit bekommen, wie die Fed die jüngsten, starken Zahlen zur US-Wirtschaft interpretiert. Bis am 22. März die Entscheidung über den nächsten Zinsschritt getroffen wird, darf an der Börse munter über dessen Höhe spekuliert werden. Und hier hat das Pendel in den vergangenen Tagen mehr und mehr zu einem wieder größeren Schritt von 50 Basispunkten ausgeschlagen. Bis dahin herrscht Unsicherheit, was Gift für die Börse ist. Und die Alternativen zur Aktie mit Zinsen von vier oder fast fünf Prozent für zehn, bzw. zweijährige US-Staatsanleihen stellen sich risikolos immer mehr ins Schaufenster.
Deutsche Aktien in Übersee gefragt
Ein Grund, warum sich der DAX so erstaunlich gut gegen die Sogwirkung fallender Kurse an der Wall Street behaupten kann, könnte auch darin liegen, dass die US-Investoren selbst nicht mehr an ihre eigenen Aktien glauben, sondern in Europa verstärkt auf Einkaufstour gehen. So waren bei der Bilanzvorlage von Unternehmen wie der Münchener Rück (ETR:MUVGn), Allianz (ETR:ALVG), und Adidas (ETR:ADSGN) in den vergangenen Tagen nach guten Zahlen verstärkt Gewinnmitnahmen am Vormittag zu beobachten. In der zweiten Tageshälfte machten all diese Aktien ihre Verluste wieder weitgehend wett. Das spricht für ein starkes Interesse aus Übersee bei günstigeren Einstiegskursen.
Und als wäre die Inflation nicht schon Problem genug für den Aktienmarkt, verdunkeln sich nun mehr und mehr die Wolken über den Beziehungen zwischen den USA und China. Da sind zum einen die weiter schwelenden Diskussionen und Vorwürfe über den Ursprung des Coronavirus und zum anderen die latente Gefahr von Sanktionen im Falle einer Unterstützung Russlands durch China mit Waffenlieferungen. Hier kann jederzeit ein kleiner Funke einen Wirtschaftskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften entfachen, mit entsprechenden Folgen für die globalen Aktienmärkte.
Arbeitsmarktdaten aus den USA mit Verspätung
Zur Abwechslung kommt der Arbeitsmarktbericht aus den USA mal an einem zweiten Freitag im Monat. Und da kann es spannend werden. Denn letztere Zahlen aus dem Monat Januar dürften den Investoren noch sehr präsent sein. Die über 500.000 neu geschaffenen Stellen waren der Auftakt für eine ganze Reihe weiterer Indikatoren, die eine robuste US-Wirtschaft mit hartnäckigem Inflationsdruck und eben so gar keine Rezessionssignale zeigten, die die Notenbanken zu einer langsameren Gangart bewegen könnten. Die Frage ist jetzt, ob der Jahresstart nur ein Ausrutscher aufgrund des relativ milden Wetters in den USA war oder ein konstant robuster Arbeitsmarkt zwangsläufig die Lohn-Preis-Spirale in Gang setzt, die Inflation und damit auch die Zinsen noch lange auf einem hohen Niveau belassen wird.
DAX – aktuelle Unterstützungen und Widerstände:
- Unterstützungen: 15.300/15.250 + 15.200/15.150 + 15.050/15.000
- Widerstände: 15.450/15.500 + 15.600/15.650 + 15.800/15.850
Dieser Artikel stammt von RoboMarkets.