DAX gewinnt fast ein Prozent pro Tag – Berichtssaison wird zur Bewährungsprobe

Veröffentlicht am 13.01.2023, 15:03

Wer geglaubt hatte, mit der Rückkehr der institutionellen Investoren an den Markt in dieser Woche würde die euphorische Stimmung aus den ersten fünf Handelstagen des Jahres einfach weggewischt, der hat sich getäuscht. Die Erholung im Deutschen Aktienindex ging in gleichem Tempo weiter und bis auf ein paar kleine untertägige Korrekturen zeigte der Trend im gesamten Wochenverlauf nach oben. Damit steht in nur zehn Tagen des Börsenjahres 2023 unter dem Strich ein Plus von über 1.100 Punkten, seit Oktober ein Wertzuwachs von rund 27 Prozent und die Rückkehr des DAX über die 15.000er Marke.

Nachdem der DAX nun auch diese Hürde mit scheinbarer Leichtigkeit genommen hat, ist der Markt zwar einerseits heiß gelaufen, andererseits aber war von stärkeren Gewinnmitnahmen an dieser psychologischen Barriere eben auch nichts zu spüren. Es könnte also wieder so sein, dass die Mehrheit der Anleger auf eine Korrektur wartet, sie aber gerade deshalb nicht kommt. Auf der anderen Seite nimmt die Sorglosigkeit der Anleger zu, obwohl die zahlreichen Probleme bleiben. Immer noch herrscht Krieg in Europa, die wichtigsten Notenbanken der Welt befinden sich in Zinserhöhungszyklen und das Risiko einer Rezession in Teilen oder der gesamten Weltwirtschaft ist noch nicht gebannt. Da ist es schon erstaunlich, dass der V-DAX, der die erwartete Schwankungsbreite des Marktes misst, in diesen Tagen auf einem 12-Monats-Tief angekommen ist.

Sinkende Benzinpreise drücken US-Inflation

Die Inflationsdaten aus den USA, die am Donnerstag veröffentlicht wurden, waren zwar ganz nach dem Geschmack der Börse und zeigten eine weiter rückläufige Teuerung sowohl im Gesamtindex als auch in der für die Notenbank wichtigen Kernrate. Allerdings waren hauptverantwortlich dafür die fallenden Benzinpreise. Inflation ist aber mehr als nur die höheren Preise an der Tankstelle, Inflation entsteht vor allem über einen starken Arbeitsmarkt, der eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzt. Und da waren in der Vorwoche eher weiter robuste Signale zu vernehmen, weshalb die Vorfreude über eine mögliche 25-Basispunkte-Zinssenkung der Fed Anfang Februar zwar durchaus berechtigt sein kann, aber die Gefahr besteht, dass die Inflation in den kommenden Monaten hoch bleibt. Dann wäre ein Gipfel der Leitzinsen in den USA wohl über der Fünf-Prozent-Marke zu suchen, was der Markt der Fed aktuell noch nicht glaubt oder einfach nur nicht glauben will.

Fokus wandert auf die Berichtssaison

Bevor Anfang Februar weitere Entscheidungen in der Geldpolitik der Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank fallen, dürfte sich der Markt erst einmal auf die Berichtssaison fokussieren. Und hier driften der heiß laufende Aktienmarkt und die eher mauen Gewinnerwartungen zumindest für das vierte Quartal ziemlich auseinander. Für die Unternehmen im S&P 500 rechnet der Markt insgesamt mit einem Minus von vier Prozent bei einem Umsatzplus von mageren vier Prozent. Damit wäre es das schlechteste Quartal seit der Corona-Krise und könnte einen Wendepunkt in der Post-Pandemie-Erholung darstellen. Interessanter als die Zahlen selbst dürfte deshalb der Ausblick der Unternehmen auf das laufende Jahr werden – harte oder weiche Landung der US-Wirtschaft, das ist dann die Frage. Nach den relativ positiven Bilanzen aus den US-Banken am Freitag folgt am kommenden Dienstag das vor einer Entlassungswelle stehende Geldhaus Goldman Sachs (NYSE:GS) und Morgan Stanley (NYSE:MS), am Mittwoch dann Alcoa (NYSE:AA), und am Donnerstag legt der Streaming-Anbieter Netflix (NASDAQ:NFLX) seine Zahlen vor – ein erster Stimmungstest für die Technologiebranche.

Aktien bleiben immer kürzer im Depot 

Während der Aktienkauf eigentlich eine Art Marathon sein sollte, sprechen jüngste Zahlen zum Anlageverhalten eine andere Sprache. Laut einer Studie der New Yorker Börse liegt die durchschnittliche Haltedauer von Aktien nur noch bei knapp einem halben Jahr. In den 1960er Jahren lag diese noch bei acht Jahren. Für diesen Trend gibt es zwei Gründe: Zum einen läuft immer mehr Geschäft über den computergestützten automatischen Handel, der eigenständig Positionen eingeht und diese auch wieder auflöst. Zum anderen ist der Marktzugang für Privatanleger in den vergangenen Jahren durch diverse Trading-Apps immer einfacher und schneller geworden. Ein Klick auf dem Smartphone genügt und die Aktie ist wieder verkauft. Schattenseite der Entwicklung ist, dass Kursbewegungen, egal in welche Richtung, heute viel extremer ausfallen als dies früher der Fall war.

DAX – aktuelle Unterstützungen und Widerstände:

Unterstützungen:  15.000/14.950 + 14.900/14.850 + 14.750/14.700
Widerstände: 15.150/15.200 + 15.300/15.350 + 15.450/15.500

Dieser Artikel stammt von RoboMarkets.

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