Nach auf den ersten Blick positiven Inflationsdaten aus den USA ist die Unsicherheit über den weiteren geldpolitischen Kurs der US-Notenbank nicht wirklich kleiner geworden. Einem stärker als erwarteten Rückgang der Gesamtrate stand ein Anstieg der für die Fed wichtigeren Kernrate gegenüber. Eine Erhöhung um 25 Basispunkte auf der Sitzung Anfang Mai ist damit nicht vom Tisch und ein Ende des laufenden Zinserhöhungszyklus weiter offen. Auch weil der Arbeitsmarkt in den USA immer noch keine Anzeichen von Schwäche zeigt. Die Anleger hatten nach einer Reihe enttäuschender Wirtschaftsdaten gehofft, dass die restriktive Geldpolitik im März auch endlich ihre Bremsspuren am Arbeitsmarkt hinterlassen hat. Das aber war nicht der Fall, eine weiter sinkende Arbeitslosenquote und ein leicht höheres Lohnwachstum sorgten nach dem langen Osterwochenende zunächst für lange Gesichter an der Wall Street.
Die Zukunft heißt Zinssenkungen
Alles in allem aber überwog dann dennoch der Optimismus und die Anleger honorierten das Positive an den Zahlen und handeln wie immer die Zukunft, die in ihren Augen schon wieder Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte bereithält. So gelang auch dem Deutschen Aktienindex der Ausbruch auf ein neues Jahreshoch über 15.800 Punkten. Nun ist die Frage, ob die Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen nach starken Kursgewinnen weiter hoch bleibt, weil die Anleger noch kein klares Bild von der zukünftigen wirtschaftlichen und vor allem geldpolitischen Entwicklung haben. Dann dürften die letzten 500 Punkte bis zum Allzeithoch für den DAX deutlich schwerer werden als die 4.000 Punkte seit Oktober vergangenen Jahres. Oder aber die Skepsis gegenüber der laufenden Rally treibt die Pessimisten weiter vor sich her und den DAX schnell auf die 16.000 und darüber. Die Saisonalität spricht für letzteres, bevor der Mai dann wieder seinen Ruf als Verkaufsmonat gerecht werden könnte.
US-Bankbilanzen können mehr als überzeugen
Bei dieser Frage dürfte auch die Berichtssaison, die am Freitag in den USA traditionell mit den großen Banken gestartet ist, ein entscheidendes Wort mitreden. Nach dem jüngsten Bankenbeben sowohl in den USA als auch in Europa war die Frage, wie es um die finanzielle Stabilität und Ertragskraft der Geldhäuser bestellt ist. Und da konnten die drei Großen in der Tat überzeugen, die Aktie von JP Morgan schaltete sogar in den Rally-Modus. Von der Warte her also zunächst einmal kein Störfeuer für die Börse. Am kommenden Dienstag folgen aus dem Sektor dann noch Goldman Sachs (NYSE:GS) und die Bank of America (NYSE:BAC).
Netflix (NASDAQ:NFLX), IBM (NYSE:IBM) und Tesla (NASDAQ:TSLA) berichten
Ebenfalls am Dienstag rückt der Technologiesektor in den Fokus der Anleger. Netflix startet den Zahlenreigen, am Mittwoch folgen IBM und Tesla. Der E-Autopionier hat bereits Anfang des Monats erste Zahlen veröffentlicht und die Erwartungen der Analysten im ersten Quartal verfehlt – trotz deutlicher Preissenkungen von bis zu 20 Prozent. Damit liegt Tesla auch weit entfernt von einem jährlichen Absatzwachstum von 50 Prozent, das CEO Musk ausgegeben hat. Dafür müsste der Autobauer in den kommenden Quartalen einen Zahn zulegen oder von diesem Ziel wieder Abstand nehmen. Am Mittwoch sind wir schlauer. Am Ende der kommenden Woche geben dann hoffentlich noch einige Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone etwas mehr Klarheit über die Stimmungslage in der Wirtschaft der Eurozone.
Gold schnuppert Höhenluft
Einen wahrlichen Höhenflug legt derzeit das Gold hin. Das als sicherer Hafen geltende Edelmetall notiert auf einem neuen Jahreshoch und damit auch nur noch knapp unter seinem Allzeithoch bei 2.060 US-Dollar pro Feinunze. Allein dieses Jahr legte der Goldpreis um zwölf Prozent zu. Zu einer weiterhin hohen Inflation und geopolitischen Unsicherheiten gesellen sich jetzt noch ein wieder schwächerer US-Dollar und fallende Zinsen am Anleihemarkt. Diese Gemengelage könnte das Edelmetall in den kommenden Wochen in neue Höhen katapultieren.
DAX – aktuelle Unterstützungen und Widerstände:
- Unterstützungen: 15.650/15.600 + 15.500/15.450 + 15.350/15.300
- Widerstände: 15.750/15.800 + 15.950/16.000 + 16.200/16.250
Dieser Artikel stammt von RoboMarkets.