Der Einfluss des Ölpreises auf die Berichtssaison

Veröffentlicht am 12.07.2017, 11:39
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Gestern versuchten die Bullen erneut ihr Glück in die ehemalige Seitwärtsrange (gelbes Rechteck im folgenden Chart) zurückzukehren. Da dieser Anlauf aber scheiterte (roter Pfeil), hat sich damit charttechnisch seit einer Woche nichts getan.

DAX - kurzfristige Chartanalyse

Die Frage ist, wieso nicht? Zurzeit mangelt es noch an guten Gründen, um wieder nachhaltig steigende Aktienkurse zu rechtfertigen. Diese könnten in den kommenden Tagen jedoch kommen. Denn wie mein Kollege Torsten Ewert gestern beschrieb, steht die Berichtssaison zum zweiten Quartal 2017 schon in ihren Startlöchern. Die Chancen stehen gut, dass sich in dieser frische Impulse für die Aktienmärkte ergeben. Sollten die Erwartungen an die Gewinne und Umsätze der Unternehmen erfüllt bzw. sogar übertroffen werden, stehen steigende Kurse ins Haus. Kommt es zum Gegenteil werden wir wohl fallende Notierungen sehen.

Energiesektor liefert wichtigen Beitrag zum erwarteten Gewinnwachstum

Bislang wurde jedoch ein anderer wichtiger Punkt außen vor gelassen: Die Analysten gehen von einer starken Bilanzsaison in den USA aus. Die im S&P 500 vertretenen Unternehmen sollen demnach in den Monaten April, Mai und Juni ihre Umsätze voraussichtlich um 4,6 % gesteigert haben. Der Anstieg des Gewinns ist mit einem Plus von 6,5% sogar noch markanter.
Besonders der Energiesektor sticht dabei heraus. Dieser kann voraussichtlich seinen Gewinn um sagenhafte 387,5% (im Vergleich zum Vorjahr) steigern. Grund dafür ist aber hauptsächlich das extrem niedrige Ergebnis im Vorjahresquartal, das durch den massiven Einbruch des Ölpreises verursacht wurde.

Dementsprechend fällt auch der Vergleich der Gewinnhöhe aus. Während die Energieunternehmen im zweiten Quartal 2016 nur einen Gewinn von 1,9 Milliarden verzeichnen konnten, wurde im zweiten Quartal 2017 ein Ergebnis von 9,3 Milliarden US-Dollar erzielt. Mit einem voraussichtlichen Ertragswachstum von 7,4 Milliarden US-Dollar wird dieser Sektor wohl den größten Anteil am Ergebniswachstum im S&P 500 haben. Die anderen zehn Sektoren würden ohne diesen Beitrag nur noch ein Gewinnwachstum von 3,7% (statt 6,5%) und ein Umsatzwachstum von 3,8% (statt 4,8%) erreichen. Ein durchaus erheblicher Unterschied.

Abhängigkeit der US-Wirtschaft vom Ölpreis

Aus diesen Zahl lässt sich der starke Einflus des Ölpreises auf die US-Wirtschaft erkennen. Schon bei dessen Einbruch von Ende 2014 bis Anfang 2016 (siehe auch folgender Chart) mussten die Energieunternehmen heftige Gewinneinbrüche bzw. sogar Verluste hinnehmen. Die Profitabilität konnte damals durch Kürzungen bei Investitionen und der Senkung von Kosten wiederhergestellt werden. Dabei handelte es sich aber um Einmaleffekte, die in dieser Form nicht wiederholt werden können.
Seitdem konnte sich der Ölpreis jedoch von seinem Tiefpunkt von Anfang 2016 aus erneut nach oben kämpfen – mit positiven Auswirkungen auf das Gewinnwachstums der vergangenen Quartale. Nach dem Hochpunkt im Juni 2016 bleib es zunächst bei einer Seitwärtsbewegung (gelbes Rechteck im Chart), die inzwischen erneut in eine Abwärtsbewegung (rote Trendlinien) übergegangen ist.
Rohöl der Sorte WTI - Chartanalyse

Wahrscheinlich wird dies also das Gewinnwachstum der Unternehmen im S&P 500 im zweiten Quartal 2017 deutlich belasten. Ein starkes Plus von 15,3% wie im ersten Quartal wird es wohl nicht mehr geben. Vor dem Hochpunkt der Ölpreiserholung lag das Gewinnwachstum bei 8 % (4. Quartal 2016) und 4,3 % (3. Quartal 2016). Die Wachstumsrate der Gewinne hängt demnach stark von der Entwicklung des Ölpreises ab. Da eben jener Preis zurückgegangen ist, wird dies auch einen Einfluss auf die Gewinne und damit auch auf die Kurse haben.
Deshalb sollten Sie nicht nur auf die Unnternehmensbilanzen achten, sondern auch die Entwicklung des Ölpreises im Auge behalten!

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus

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