Nach Donald Trumps Wahlerfolg zeigte sich die US-Börse zunächst optimistisch. Steuersenkungen, Deregulierung und freie Fahrt für Amerikas Ölindustrie sollten die US-Wirtschaft stimulieren. Viele Investoren setzen offensichtlich auf eine Jahresendrally an den Aktienmärkten. Aber die Vorfreude auf den nächsten US-Präsidenten ist übertrieben, weitreichende Risiken werden ausgeklammert. Warum Anleger sich auf die Defensive konzentrieren und ihr Pulver trocken halten sollten.
Am Ende war der Wahlausgang weit weniger knapp, als die Umfragen es im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl angedeutet hatten. Es war ein regelrechter Erdrutschsieg für Donald Trump die Republikaner-Partei. Die Deutlichkeit, mit der Trump zum nächsten US-Präsidenten gewählt wurde sowie die Mehrheit der Republikaner in beiden Kongresskammern sorgte an der Börse für Euphorie: alle Unsicherheiten schienen beseitigt, Trump wird seine Vorhaben ohne große Hindernisse durch- und umsetzen können.
Auf den ersten Blick ist es logisch, dass die US-Börse zunächst in Jubelstimmung verfiel: Trumps Versprechen, die heimische Ölförderung anzukurbeln und die Steuern deutlich zu senken, für niedrige Zinsen zu sorgen und Importwaren aus Asien und Europa mit Zöllen zu belegen, um die US-Wirtschaft vor ausländischen Wettbewerbern zu schützen, kommen an der Börse gut an. Allzu lebhaft ist noch die Erinnerung an Trumps erste Amtszeit als US-Präsident. Zwischen 2016 und 2020 konnte der breite US-Aktienindex S&P 500 um 66 Prozent zulegen.
Auch die Risiken am US-Aktienmarkt haben zugenommen
Nun glauben viele Anleger offenbar, dass sich diese gute Performance in Trumps zweiter Amtszeit wiederholt oder sogar noch steigert. Denn diesmal weiß Trump stabile Mehrheiten im Kongress hinter sich, mit denen er seine Vorhaben umsetzen kann. Viele Investoren sind daher auf die Trump-Rally aufgesprungen und fast vollständig mit Schwerpunkt auf den US-Aktienmarkt investiert.
Anlagestrategisch könnte sich das als großer Fehler erweisen. Denn es gibt erhebliche Risiken, die Anleger ausblenden. Da davon auszugehen ist, dass Donald Trumps Zölle und die erwartbar steigenden Staatsschulden mit einer steigenden Inflationsrate einhergehen, könnte die US-Notenbank gezwungen sein, auf weitere Zinssenkungen zu verzichten oder die Zinssätze sogar zu erhöhen. US-Notenbank-Chef Jerome Powell hat die Erwartung von Zinssenkungen zuletzt schon deutlich gedämpft. Zugleich drohen aufgrund der Zölle Handelskriege mit China und Europa, die am Ende auch die US-Wirtschaft belasten.
Zeit für gezielte Gewinnmitnahmen und mehr Cash
Aus Investorensicht scheinen diese Risiken vielleicht beherrschbar, doch sollten Anleger sie angesichts insgesamt übertrieben hoher Bewertungen am US-Aktienmarkt besser nicht unterschätzen. Auch der Anleihemarkt könnte zur Gefahr werden. Schon jetzt haben die Renditen für US-Staatsanleihen 4,4 Prozent überschritten und könnten bei einer Zinssenkungspause oder gar -erhöhungen über fünf Prozent springen. Dann würden voraussichtlich viele Investoren von Aktien in Anleihen umschichten und so die Börse belasten. Auch der Dollar würde dann stärker, US-Waren im Ausland entsprechend teurer. Zudem müsste die US-Regierung deutlich mehr für ihre hohen Schulden zahlen, entsprechend weniger Geld stünde für politische Vorhaben zur Verfügung.
All das würde US-Wirtschaft und US-Aktienmarkt erheblich belasten. Starke Schwankungen und auch Korrekturphasen sind daher nicht auszuschließen. Anleger sollten sich darauf vorbereiten. Zum einen sollten sie ihr Aktienportfolio defensiver ausrichten. Zum anderen ist jetzt die richtige Zeit, gezielt Gewinne mitzunehmen und ein Liquiditätspolster aufzubauen. Sollte es zu Verwerfungen an der US-Börse kommen, können Anleger so Einstiegschancen zu moderateren Kursen für sich nutzen. Denn wer schon voll investiert ist, muss in Verlustphasen verkaufen, um umzuschichten. Das gilt es zu vermeiden. Ein Goldanteil von bis zu zehn Prozent im Portfolio ist überdies als Krisenschutz und Stabilitätsanker sicher von Vorteil.
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