Wieder hat es der DAX nicht geschafft, die 10.000er Marke nachhaltig zu überwinden. Eine Reihe von Nachrichten werden als Grund genannt: Schwache Börsen in China und Japan und ein Medienbericht, nachdem die US-Notenbank schon bei der Zinssitzung in der kommenden Woche die Weichen in Richtung Zinserhöhung stellen will. Der DAX fällt nach der Eröffnung der US-Indizes mehr als 2 Prozent. Es bleibt also im Bereich der 10.000er Marke sehr volatil.
US-Arbeitsmarktdaten werfen ihre Schatten voraus
Die sehr guten US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag haben ein Umfeld „geschaffen“, in dem nun die Analysten ihre Sorge verbreiten können, dass die Fed doch schon früher, als bisher erwartet, die Zinsen in den USA anhebt. Da in der kommenden Woche die Fed-Sitzung stattfindet, ist das gleichzeitig ein günstiger Rahmen, indem solche Sorgen gut gedeihen und die Anleger vorsichtig werden. Für uns ist interessanter, dass der DAX so „deutlich“ fällt. Der Verfallstag und die 10.000er Marke
Meiner Meinung nach hat das nach wie vor etwas mit dem Verfallstag am 19.12.2014 zu tun. Dazu noch einmal die aktualisierte Grafik:
Deutlich erkennt man die große Long-Position bei 10.000 Punkten (roter Pfeil), bei der wir davon ausgehen, dass die Stillhalter diese Position nicht mehr ins Geld laufen lassen wollen, um zu verhindern, dass sie Geld verlieren. (Die Stillhalter stehen auf der Gegenseite und verlieren Geld mit dieser Position Geld, wenn der DAX höher als 10.000 Punkte notiert)
Auf der Unterseite wird wohl die 9.500er Marke einen Kursverfall begrenzen. Hier existiert eine vergleichsweise große Short-Position. Ein idealer Abrechnungskurs läge bei 9.800 Punkten – aber diese Marke ist nur marginal relevanter als die anderen innerhalb dieser Spanne.
Und wie ich schon geschrieben habe: Es könnte sein, dass die Stillhalte jede Schwäche nutzen, um den Markt nach unten „zu prügeln“, um eben zum Verfall nicht in Gefahr zu geraten, die große Position absichern zu müssen. Und dafür ist das Umfeld aufgrund der oben beschriebenen Situation im Moment günstig. Es wird also noch spannend bis zum Verfallstag – keine Frage. DAX hält sich treu an die Linien, generiert aber weder Kauf- noch Verkaufssignale.
Werfen wir noch einen Blick auf den aktuellen DAX-Chart nach der Target-Trend-Methode:
Sie erkennen in dem Chart, dass sich die Kurse nach wie vor sehr gut an die Linien der Target-Trend-Methode halten. Zunächst das große Bild: Der DAX befindet sich in dem Rechteck zwischen 9.379 Punkten und 10.345 Punkten. Mit Überwinden der Mittellinie dieses Rechtecks bei 9.862 Punkten, liegt das nächste Kursziel bei 10.345 Punkten, also der oberen Begrenzung dieses Rechtecks. Das hat der DAX bisher nicht erreicht. Aber eine Fluktuation um die Mittellinie ist normal. Und da die Mittellinie im Bereich der 10.000er Marke liegt, passt das auch gut ins Gesamtbild.
Nach der Target-Trend-Methode wird es erst dann wirklich bearisher, wenn die 9.379er Marke nach unten verlassen wird. Geschieht das, wird natürlich auch das Kursziel bei 10.345 Punkten hinfällig. Das wäre somit ein klares Verkaufssignal (die 10.345er Marke wurde nicht erreicht und stattdessen das Rechteck nach unten verlassen). Bis dahin ist im aktuellen Rechteck alles lediglich Rauschen.
Und auch das passt eben perfekt zu dem Kampf des DAX mit der 10.000er Marke. Und wie ich schon geschrieben hatte, dieser Kampf kann uns noch eine Weile begleitet, wie wir aktuell erleben.
Die genauere Analyse
Wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass der DAX punktgenau an einer inneren Trendlinie gescheitert ist (grau gestrichelte Linie/rote Pfeile), die gleichzeitig die letzte Widerstandslinie vor der oberen Begrenzung des Rechtecks bei 10.345er Marke darstellt. Und damit hat er das letzte bullishe Signal vor der oberen Rechteckkante nicht ausgelöst.
Zwischenzeitlich testete er noch die Mittellinie und eine andere inneren Trendlinie (grau gestrichelte Linie/schwarzer Pfeil), und auch gestern sieht man, wie er mit diesen beiden Linien kämpft. Das alles ist aber nach der Target-Trend-Methode völlig im Rahmen der Normalität.
Ein Fehlsignal mit geringerer Relevanz
Etwas bedenklich ist, und damit verlassen wir die Target-Trend-Methode und kommen zur klassischen Charttechnik, dass der DAX sein ehemaliges Allzeithoch bei 10.050,98 Punkten nur ganz knapp überwinden konnte, um dann doch wieder einzubrechen. Wie schon vor einigen Tagen geschrieben, ist damit ein Fehlsignal ausgelöst worden. Solche Fehlsignale sind häufig ein Hinweis auf eine stärkere Konsolidierung. Das sollten Sie auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.
Aber wie ebenfalls schon geschrieben, geschieht das alles im Rahmen des Kampfes um die 10.000er Marke und auch noch im Zusammenhang mit dem Verfallstag, weswegen dieses Fehlsignal nicht so relevant ist, wie Fehlsignale in anderen Situation.
Insgesamt bleibt aber die Situation, gerade auch aufgrund der überkauften Situation an den US-Märkten höchst fragil. Und mit jedem weiteren Scheitern an der 10.000er Marke steigt die Wahrscheinlichkeit für ein erneutes, unter Umständen auch tieferes, Luftholen.
Bleiben Sie also sehr vorsichtig!