Die Börse führt wieder alle in die Irre

Veröffentlicht am 05.11.2016, 08:43
DE40
-


Nachdem am Mittwoch die US-Notenbank beschloss, ihren Leitzins zunächst unverändert zu belassen (siehe vorgestrige Börse-Intern), folgte vorgestern die Bank of England (BoE) diesem Beispiel. Sie teilte in London mit, dass der Leitzins unverändert bei 0,25 Prozent bleibt und die Geldpolitik zunächst nicht weiter gelockert wird. Experten hatten mit dieser Entscheidung gerechnet, weil sich die britische Wirtschaft überraschend stabil entwickelte.

Britische Wirtschaft zeigt sich robust
So legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Großbritannien im dritten Quartal um 0,5 Prozent zu und fiel damit deutlich stärker aus als von Ökonomen und auch von der Bank of England erwartet. Im Durchschnitt ging man von einem moderateren Anstieg von 0,3 Prozent aus, nachdem das 2. Quartal bereits mit einem Plus von 0,7 Prozent überzeugen konnte.
Zudem deutet aktuell kaum etwas darauf hin, dass sich an den positiven Entwicklungen etwas ändern könnte. Der britische Einkaufmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe zum Beispiel fiel im Oktober zwar von 55,5 auf 54,3 Punkte zurück, er bleibt damit oberhalb seines langfristigen Durchschnittswertes von 51,5 Punkten und zudem deutlich im Expansionsbereich (oberhalb von 50 Punkten), womit auch zukünftiges Wachstum signalisiert wird.
Einkaufsmanagerindex für die britische Wirtschaft

Insgesamt zeigt sich die britische Konjunktur damit sogar derzeit schwungvoller als die Wirtschaft in den USA oder der Eurozone. Denn die Eurozone ist im 3. Quartal einer ersten Schätzung zufolge „nur“ um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen.

Zwar könnte die Dynamik des Wachstums in allen Regionen aus Sicht der Notenbanken sicherlich gerne etwas stärker sein, damit sie ihre die Konjunktur stimulierenden Maßnahmen endlich beenden könnten, doch insgesamt dürften die Währungshüter mit dem Wachstum zufrieden sein. Insbesondere angesichts der vielfältigen Probleme, mit der sich die Weltwirtschaft derzeit herumplagen muss.

An der Börse kommt es meist anders als man denkt
Angesichts der robusten Wirtschaftsentwicklung verwundert es fast ein wenig, dass gerade jetzt die Aktienmärkte wieder zur Schwäche neigen. Denn mit den Monaten August, September liegt die schwache Börsenphase eigentlich hinter uns. Und auch der Oktober wurde seinem Ruf als Crashmonat nicht gerecht. Dazu die saisonale Entwicklung des DAX seit 1960 (zurückgerechnet)
saisonaler Verlauf des DAX je Monat
Quelle: ../saisonale-charts

Meist kommt es an der Börse aber eben anders als man denkt. Fast jeder hat in den vergangenen Wochen und Monaten auf die Herbstschwäche gewartet. Doch sie kam einfach nicht. Und jetzt, wo man eine US-Wahl- oder Jahresendrallye herbeisehnt, beginnen die Kurse doch noch einmal zu bröckeln. So führt die Börse alle in die Irre.

Wer weiß – vielleicht fallen die Kurse nun aus saisonaler Sicht untypisch noch eine Weile. Und genau dann, wenn niemand mehr an einen versöhnlichen Jahresausklang glaubt, könnten die Kurse plötzlich in den Rally-Modus schalten. Schließlich gelten die Monate von November bis Januar als die stärksten (siehe Grafik). Dies wäre zudem ganz im Sinne der Sentiment-Theorie, wonach die Stimmung als Kontraindikator gilt. Wenn sich die Anleger auf eine Jahresendrally eingestellt haben, kommt sie nicht. Und wenn niemand mehr an sie glaubt, geht sie los.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus

Aktuelle Kommentare

Bitte warten, der nächste Artikel wird geladen ...
Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2025 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.