Das Jahr 2020 ist ein außergewöhnliches Jahr für Aktionäre. Dies gilt auch für Dividendenjäger. Trotz der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise gibt es aber viele Unternehmen, die auch in diesem Jahr ihre Dividende anheben. Wir stellen den Beitrag von Werner W. Rehmet, MyDividends für die Südseiten der Börse München vor…
Kein einfaches Jahr für Dividendenjäger
Im Jahresrückblick wird das Jahr 2020 vielen Aktionären als schwieriges Börsenjahr in Erinnerung bleiben. Die jüngste Erholungsrallye an den Börsen wird daran nichts ändern. Dies gilt insbesondere auch für Dividendenjäger. Denn von heute auf morgen waren zahlreiche Firmen plötzlich gezwungen, ihre Ausschüttung zu kürzen oder ganz zu streichen. So drängten die europäischen Behörden und Politiker die Banken wegen der Corona-Krise zum Verzicht auf eine Gewinnausschüttung. Im Autosektor sieht es ebenfalls nicht gut aus für Dividendenfans. Insgesamt soll die Summe aller Ausschüttungen in Deutschland aber nur um rund 10 Prozent auf knapp 44 Mrd. Euro absinken. Dies ist angesichts der herausfordernden Situation im Corona-Jahr 2020 durchaus ein ansehnliches Ergebnis. Auch im Vergleich zu den Nachbarländern in Europa bleibt die Dividende in Deutschland auf einem erstaunlich hohem Level. Allerdings könnte sich die volle Wucht der Auswirkungen aus fundamentaler Sicht bei den Jahresergebnissen 2020 und damit auch der Dividendenausschüttung im nächsten Jahr bemerkbar machen.
Mehr Dividende trotz Krise
In diesem Jahr wird knapp die Hälfte aller DAX-Konzerne die Dividende sogar anheben. Vor allem die Versicherer und Energiekonzerne ragen heraus. Auch für Aktionäre in Immobilienfirmen gibt es schöne Ausschüttungen. Hierzu gehören Unternehmen wie Vonovia (DE:VNAn) oder der DAX-Neuling Deutsche Wohnen (DE:DWNG). Zu den Firmen mit der längsten Serie an Dividendenanhebungen zählen im DAX unverändert Fresenius (DE:FREG) und Fresenius Medical Care (DE:FMEG). Fresenius plant im August die 27. Dividendenerhöhung in ununterbrochener Folge. Damit ist Fresenius das einzige Unternehmen aus dem DAX, das zum Kreis der Dividendenaristokraten gehört. Dies sind Firmen, die mindestens 25 Jahre in Folge ihre Dividende angehoben haben. Der Dialysespezialist Fresenius Medical Care will die Dividende unverändert um 2,6 Prozent auf 1,20 Euro pro Aktie anheben. Es wäre die 23. Dividendenerhöhung in Folge. Die Hauptversammlung wird am 27. August 2020 in virtueller Form stattfinden.
Dividendensteigerer aus der zweiten Reihe
Spätestens im September wird Wirecard (DE:WDIG) seinen Platz im DAX räumen müssen. Zu den potenziellen Nachfolgern gehört auch Symrise (DE:SY1G). Vielen ist Symrise vielleicht gar kein Begriff. Das Unternehmen aus Holzminden in Niedersachsen ist ein Duft- und Geschmacksstoff-Spezialist. Nach Firmenangaben kommen Verbraucher im Schnitt 20 bis 30 Mal am Tag mit den Produkten aus dem Hause Symrise in Berührung. Dies fängt beim Minzgeschmack in der Zahnpasta an und reicht bis zum Duft des Parfums. In der Babynahrung, in Fertiggerichten, Getränken, Kosmetik- und Reinigungsartikeln oder auch in Tierfutter finden sich Duft-, Geschmacks- und sonstige Inhaltsstoffe von Symrise. Das Geschäft läuft gut. In diesem Jahr gab es die insgesamt zehnte Dividendenanhebung in Folge.
Zu den, zumindest bisher, soliden Dividendenzahlern gehört auch der MDAX-Konzern Brenntag (DE:BNRGn). Der Chemikalienhändler hat seinen Aktionären eine Dividende in Höhe von 1,25 Euro ausbezahlt. Dies entsprach einer Steigerung um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1,20 Euro). Brenntag hat damit in jedem Jahr seit dem Börsengang 2010 die Dividende gesteigert. Relativ stabil läuft auch das Versicherungs-Geschäft. Der drittgrößte deutsche Versicherer Talanx (DE:TLXGn) hatte 2013 erstmals eine Dividende von 1,05 Euro je Aktie ausbezahlt. Seitdem wurde die Dividendenausschüttung in jedem Jahr angehoben. In diesem Jahr wurde die Dividende von 1,45 Euro auf 1,50 Euro je Aktie angehoben. Talanx ist mit 50,2 Prozent an Hannover Rück (DE:HNRGn), der Nummer drei unter den weltweiten Rückversicherern, beteiligt. Zu den weiteren Marken gehören unter anderem HDI und Targo-Versicherung.
Hawesko will eine Sonderdividende ausschütten
Die Hamburger Weinhandelsgruppe Hawesko Holding AG (DE:HAWG) will die Dividende für das Jahr 2019 auf insgesamt 1,75 Euro erhöhen. Die Ausschüttung setzt sich aus einer regulären Dividende von 1,30 Euro (wie im Vorjahr) zuzüglich einer Sonderdividende von 0,45 Euro aufgrund der guten Liquiditätslage zusammen. Beim derzeitigen Aktienkurs von 37,50 Euro und unter Zugrundelegung der Gesamtausschüttung entspricht dies einer aktuellen Dividendenrendite von knapp 4,7 Prozent. Hawesko will damit das 22. Jahr nach dem Börsengang 1998 eine Dividende ausschütten. Die Hauptversammlung wird nun am 20. August 2020 virtuell ausgerichtet.
Der Börsengang von Hawesko erfolgte im Mai 1998. Der Konzern ist ein Anbieter von qualitativ hochwertigen Weinen und Champagnern über verschiedene Vertriebskanäle wie Jacques‘ Wein-Depot. Damit ist Hawesko gut aufgestellt. In der Coronakrise brach zwar das Geschäft mit Gastronomen ein, aber andere Kanäle wie das Online-Geschäft konnten dies kompensieren. Neben Hawesko haben auch Unternehmen wie VIB Vermögen (DE:VIH1n), CEWE (DE:CWCG), Stratec (DE:SBSG) oder Bechtle (DE:BC8G) ihre Ausschüttung im Corona-Jahr 2020 angehoben. Zu den Klassikern unter den Firmen die traditionell und trotz Krise ihre Dividenden erhöhten, zählen auch viele US-Konzerne wie Medtronic (NYSE:MDT), Stanley Black & Decker (NYSE:SWK), Clorox (NYSE:CLX), Procter & Gamble (NYSE:PG), Johnson & Johnson (NYSE:JNJ), Colgate-Palmolive (NYSE:CL) oder auch Coca-Cola (NYSE:KO).