Kolumne von Markus Blaschzok am 14. Januar 2020
Der Goldpreis stieg in der vergangenen Handelswoche auf ein neues Allzeithoch in Euro bei 1.443 € (1.611 $), nachdem der Iran Vergeltung für die vorherige Ermordung des iranischen Generals Kassem Soleimani übte. Der angekündigte Angriff auf zwei zuvor evakuierte amerikanische Stützpunkte im Irak forderte keine Opfer. Ebenso schnell, wie die Lage in der ersten Handelswoche des neuen Jahres eskaliert war, wurden die Wogen wieder geglättet, nachdem die USA und der Iran beteuerten, keinen Krieg zu wollen und der Konflikt mit dem Gegenschlag für beide Seiten erledigt sei.
Trump ist bekannt für seine impulsiven Tweets, doch diesmal war er ungewöhnlich deeskalierend und spielte den Gegenschlag völlig herunter, weshalb Theorien, wonach das kurze Säbelrasseln zum Vorteil beider Regierungen abgesprochen und orchestriert gewesen wäre, aus dem Boden sprießen. Die 176 überwiegend iranischen Todesopfer, der vom Iran versehentlich abgeschossenen Linienmaschine, wurden in den westlichen Medien vergleichsweise wenig thematisiert. Seit dem Ausstieg der USA aus dem Atomdeal und den Sanktionen gegen den Iran, sind die gemäßigten Kräfte auf dem Rückzug und die Hardliner im Aufwind. Diesen Trend hat der neuerliche Schlagabtausch noch einmal verstärkt, weshalb Teheran nun auch darüber nachdenkt, sich nun ebenfalls komplett aus dem Atomabkommen zurückzuziehen.
Mit der Deeskalation des vermeintlichen Konflikts vollzog der Goldpreis eine Trendwende und fiel vom Hoch bei 1.611$ wieder auf 1.540 $ (-4,4%) in gerade einmal einem Tag, womit der Ausflug über den Widerstand bei 1.550 $ womöglich nicht nachhaltig war. Im Wochenchart bildete sich somit das seltene bärische Umkehrmuster eines „Doji-Star“, was die Erschöpfung des Marktes nach einer finalen Kaufpanik zeigt. Da die Spekulanten am Terminmarkt mit netto 356 Tsd. Kontrakten eine historisch einmalig hohe Rekordposition halten, passt das Sentiment und der Widerstand bei 1.550 $ zu diesem Kerzenmuster. Sollte der Goldpreis in dieser Handelswoche unter diese Unterstützung fallen und tiefer als zu Wochenbeginn schließen, so würde sich das Kerzenmuster in ein einen „Evening-Doji-Star“ wandeln und sich zugleich ein potenzielles mittelfristiges Doppeltop herausbilden. In diesem Fall könnte der Goldpreis noch mindestens etwas seitwärts laufen vor den US-Wahlen im November, während sich die Spekulation am Terminmarkt zumindest zu einem Teil bereinigen dürfte. Diese Handelswoche wird demnach sehr interessant und die Entscheidung, ob sich der Anstieg fortsetzen kann oder es zu einer erneuten Korrektur kommen wird, hängt davon ab, ob sich der Goldpreis in dieser Handelswoche über dem Widerstand bei 1.550 $ halten kann oder nicht.
Auch wenn der Goldpreis kurzfristig noch einmal etwas korrigieren könnte, so bleibt die lockere Geldpolitik der Notenbanken der primäre Treiber der Goldhausse und hier ist der Trend in der Spätphase des aktuellen Konjunkturzyklus klar. Die Staaten werden sich weiter verschulden, um ihre Ausgaben zu finanzieren und die Notenbanken werden die Schulden der Regierungen und Unternehmen mit niedrigen Zinsen finanzieren, bis die Inflation sich auf die Konsumentenpreise durchschlagen wird. Dann wird es zu einer Flucht in inflationsgeschützte Assetklassen kommen und der Goldpreis in den Himmel steigen. Die Marschrichtung steht, weshalb man sich mit seinem Vermögen jetzt richtig positionieren und in Gold und Silber langfristig investieren sollte.
Technische Analyse: Palladium ist nicht zu stoppen – 1.560 % Preisanstieg!
Terminmarkt: Physisches Defizit treibt den Preis und nicht die Spekulanten
Die neuesten Daten zeigen, dass das Defizit am physischen Markt unvermindert vorhanden ist. Zur Vorwoche zeigt sich deutliche relative Stärke von 110 $ je Feinunze, während die Positionierung der Spekulanten völlig unverändert geblieben ist. Das Defizit am Palladiummarkt hat sich verschärft und der Preis steigt ballistisch immer höher. Sollte der Palladiumpreis noch einmal korrigieren, da es mit den anderen Edelmetallen kurzzeitig abverkauft werden könnte, so bietet dies eine Chance für kurzfristig sichere Gewinne, indem man diesen Rücksetzer für neue Käufe nutzt. Solange das Defizit am physischen Markt fortbesteht, solange wird der Palladiumpreis tendenziell weiter ansteigen.
Palladium auf dem Weg gen Himmel
Der Langfristchart zeigt den gigantischen Anstieg des Palladiumpreises in den letzten elf Jahren um 1.660 %, von 120 € im Jahr 2008 auf aktuell 2.000 €. In US-Dollar konnte der Palladiumpreis in der vergangenen Handelswoche bereits 2.160 $ erreichen. Der Preisanstieg kündigte sich in den Jahren 2011-2016 bereits an, da der Preis seitwärts auf hohem Niveau konsolidierte, während die anderen Edelmetalle alle drastisch einbrachen. Diese relative Stärke zeigte schon sehr früh die angespannte Angebots-/ Nachfragesituation am Palladiummarkt, weshalb wir 2015 bei 450 € je Feinunze auch eine letzte ideale Kaufmöglichkeit sahen und hier aufgrund der Stärke zum Einstieg rieten.
Zuletzt stieg der Palladiumpreis immer schneller und konnte sich allein im vergangenen Jahr fast verdoppeln. Das physische Defizit aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage aus der Automobilindustrie lässt den Palladiumpreis immer höher steigen, nachdem die ETF-Bestände ihre Tiefs durchschritten hatten und nun wieder füllen, was zusätzliche Nachfrage entfacht. Je höher der Palladiumpreis steigt, desto interessanter wird es für die Industrie auf das Schwestermetall Platin, das ähnlichen Eigenschaften besitzt, umzusatteln. Der hohe Preis wird daher die Substitution hin zum deutlich günstigeren Platin beschleunigen und auch dort tendenziell für mehr Nachfrage sorgen, während die Nachfrage nach Palladium abnehmen wird.
Aufgrund der hohen Nachfrage und des starken Defizits wird aktuell jeder kleinste Rücksetzer von Spekulanten und Verbraucher sofort gekauft. Das entscheidende daran ist, dass sich die Rallye fortsetzen kann, solange die Nachfrage hoch und das Defizit bestehen bleibt.
Erst mit dem offiziellen Ausbruch einer Rezession erwarten wir einen Einbruch in der Nachfrage, da die Käufe von Neuwagen schnell und drastisch einbrechen werden. Platin und Palladium als reine Industriemetalle kommen daher während Rezessionen schnell unter die Räder. Solange die Aktienmärkte und die Investoren mit gefälschten Regierungsstatistiken jedoch bei Laune gehalten werden und sich die Investoren im Aktienmarkt und die Verbraucher unbeschwert wie im Teletubbyland fühlen, solange kann sich die Rallye noch weiter fortsetzen.
Zuletzt hatte eine kleine Korrektur von 9% gerade einmal vier Tage gedauert, bevor die Nachfrage der Verbraucher und Spekulanten den Preis wieder ansteigen ließ. Aufgrund der relativen Stärke wird jeder Rücksetzer gekauft und verspricht auch einen fast garantierten Gewinn. Sollte der Goldpreis nach der möglichen Ausbildung eines Doppeltops noch einmal korrigieren und der Palladiumpreis fallen, dann sehen wir in diesem Rücksetzer am Palladiummarkt wieder einen idealen Kaufzeitpunkt. Wer den letzten Rücksetzer nach unserer Empfehlung gekauft hatte, der konnte bis dato über 300 $ Gewinn je Feinunze binnen eines Monats machen. Short Trades verbieten sich bei dieser relativen Stärke am Terminmarkt zum aktuellen Zeitpunkt.
Für kurz- bis mittelfristige Investments ist Palladium immer noch ein Kauf. Sollte jedoch die Rezession ausbrechen, so kann der hohe Palladiumpreis schnell und stark einbrechen. Das Platin-Palladium-Ratio befindet sich auf einem historischen Tief, was dafürspricht, dass die Industrie das Palladium durch das günstigere Platin substituieren wird und sich das Ratio wieder seinem statistischen langfristigen Mittel bei 3 annähern dürfte. Schon beim Ausbruch einer Rezession könnte der Palladiumpreis stärker einbrechen als der Platinpreis und sich das Ratio normalisieren, womit Platin das geringere Risiko auf lange Sicht tragen dürfte.
Deshalb ist Palladium nur für Käufer auf kurze bis mittelfristige Sicht jetzt noch interessant, da es sich in dieser Zeit noch besser entwickeln könnte als das Platin, während wir langfristig agierenden Investoren eher zum günstigeren Platin raten würden. Dieses birgt nämlich höhere Chancen als Palladium auf Sicht von einer Dekade bei gleich hohem Risiko.