Wenn Sie sich um ihre Gesundheit sorgen, hören Sie auf Ihren Arzt. Und "Dr. Copper" sagt den Bullen, dass ihre Investitionen immer noch in Ordnung sind, auch die internationalen Märkte nach dem Gemetzel vom Donnerstag eher von einem Comeback der Wall Street ausgehen als einen sich fortsetzenden Ausverkauf, den Ihnen so einige da draußen weismachen wollen.
Kupfer - das in Elektrik und Elektronik sowie so ziemlich allem, von Motoren und Bauteilen bis hin zu Industriemaschinen wie Wärmetauscher verwendet wird - hat in den letzten drei Monaten eine ziemlich dynamische Rallye erlebt. Der Preis ist in diesem Monat bisher um fast 7% gestiegen und hat seit März einen Gewinn von 32% eingefahren. Selbst Öl weist trotz aller bullischen Schlagzeilen der letzten sechs Wochen noch immer einen Verlust von 45% für das Jahr auf, während es bei Kupfer nur noch 6,5% sind.
Auf Wochenbasis könnte Kupfer die vierte Gewinnwoche in Folge einfahren, wenn die Anleger heute die Kurseinbrüche zu Käufen nutzen, anstatt die Rückgänge der gestrigen Sitzung zu verschärfen.
Kupfer auf Monats und Wochensicht im Plus, aber auf Jahresbasis im Minus
Die COMEX-Kupfer-Futures erlebten im März ihren größten Rückgang seit über 8 Jahren und fielen um fast 13%, als die Weltwirtschaft stillgelegt wurde, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen. An der Londoner Metallbörse liegen die dreimonatigen Kupfer-Futures in diesem Jahr um 6% im Minus, obwohl das Geschäftsleben in den meisten Ländern wieder läuft, wenn auch mit Einschränkungen.
In einer perfekten Welt sollte jeder, der Kupfer gut genug studiert, in der Lage sein, einen bevorstehenden Boom oder eine Rezession vorherzusagen. Diese angenommene diagnostische Fähigkeit hat Kupfer seinen 'Doktor'-Titel eingebracht. Doch schon vor dem Ausbruch des Coronavirus war die Welt alles andere als perfekt. Und die Pandemie hat jetzt fast alles neu definiert, was wir bisher als normal kannten.
Versorgungsstörungen Hauptursache der Rallye
Kupfer ist auch sein eigenes Universum und legte eine Rallye hin, als die Weltwirtschaft in die Binsen ging. Kupfer verdankt seine Preissteigerung in hohem Maße Produktionsstörungen, die durch Minensperrungen und andere Versorgungsausfälle verursacht wurden.
Bis Freitag gab es keine Anzeichen dafür, dass diese nachließen, was bedeutet, dass die Rallye weiterlaufen könnte, als sich Befürchtungen einer zweiten Coronavirus-Welle in den USA und in Deutschland breit machten. Mindestens fünf US-Bundesstaaten - New Mexico, Oregon, Florida, Texas und Arizona - verzeichneten diese Woche einen Anstieg der Infektionen nach fünf Wochen mit Rückgängen in allen 50 Bundesstaaten. In Deutschland stieg die R0-Rate der Virusübertragungen auf über 1, was bedeutet, dass das jeder Erkrankte im Durchschnitt mehr als eine Person neu infiziert und die Krankheit damit wieder auf dem Vormarsch ist. Neue Fälle sind auch in Asien aufgetreten.
Das Potenzial für einen US-Lockdown 2.0 - oder zumindest einen teilweisen - sowie die Einschätzung des Vorsitzenden der Federal Reserve, Jay Powell, dass das US-Wachstum weitere zwei Jahre unter der Pandemie leiden könnte, haben der Wall Street am Donnerstag den schlimmsten Tagesverlust seit drei Monaten beschert. Auch Kupfer wurde von der risikofeindlichen Stimmung an den Märkten nach unten gezogen.
Wall Street vielleicht keine Bremse für Kupfer
Trotz alledem könnte sich der Aktiencrash ziemlich bald von selbst beheben, sagt Bespoke Investment Group und begründete dies damit, dass Rückgängen dieser Größenordnung - die den Dow um 8% nach unten drückten - historisch gesehen in den folgenden Tagen, Wochen und Monaten erhebliche Rallyes gefolgt sind. Der S&P 500 Index war laut Futures-Markt auf einem guten Weg, mindesten 1% höher in den Handel zu starten.
Wenn der Aktienmarkt Kupfer nicht weiter belastet, wie sehen dann die kurzfristigen Aussichten für den Preis aus?
Goldman Sachs (NYSE:GS), dessen Rat in Bezug auf Rohstoffe an der Wall Street genau befolgt wird, hat seine Preiserwartungen für Kupfer in einer Kundenmitteilung Anfang dieser Woche deutlich erhöht.
China ist Hauptkatalysator der Nachfrage, sagt Goldman
Goldman erhöhte seine Kupferpreisprognosen für die kommenden drei, sechs und zwölf Monate von 4.400 USD / 6.250 USD / 6.500 USD pro Tonne auf 6.000 USD / 6.250 USD / 6.500 USD pro Tonne und begründete dies vor allem mit der wirtschaftlichen Erholung im größten Verbraucherland China.
"Aus unserer Sicht war der Hauptgrund für diese Erholung die gute Entwicklung der chinesischen Nachfrage, die sowohl von der oben diskutierten Bau- als auch von der Infrastrukturpolitik profitierte".
"Wir gehen nun davon aus, dass die chinesische Kupfernachfrage in diesem Jahr gegenüber dem vorangegangenen um 1,5% steigen wird, während wir zuvor noch von einem Rückgang um 2% ausgegangen waren, was eine Aufwärtskorrektur unserer Nachfrageschätzungen um 500.000 Tonnen impliziert".
Ebenfalls in China stiegen die Autoverkäufe im Mai zum zweiten Mal in Folge, während sich das allgemeine Kreditwachstum beschleunigte, da die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wieder Tritt fassen konnte.
Capital Economics trägt zur Festigung der Kupferstimmung bei. Die Chefökonomin für Rohstoffe, Caroline Bain, prognostizierte höhere Preise bis Ende dieses Jahres. Das Wachstum der chinesischen Nachfrage werde dazu beitragen, die Schwächen an anderer Stelle auszugleichen.
Einige Zweifel an Kupfers Aussichten und an V-förmiger Erholung
Allerdings haben nicht alle eine rosige Perspektive für Kupfer.
In einer Analyse sagte Bloomberg, dass die Form von Chinas Stimulus und Erholung einen Grund zur Vorsicht bietet, da die Auswirkungen der aufgestauten Nachfrage allmählich nachlassen.
Der ING-Analyst Wenyu Yao führt technische Komplikationen an und sagt, dass es ein Element "irrationaler Stimmung" gebe, da die Kupferrallye ursprünglich auf Hoffnungen auf eine V-förmige wirtschaftliche Erholung beruhte, die in den Daten noch nicht ersichtlich war.
Aber selbst wenn die Konjunktur-Wette auf Kupfer allmählich schwächer wird, könnten die mit Covid-19 verbundenen Produktionshindernisse den Markt weiterhin stützen.
Chiles Virenausbruch-Ausbruch könnte Kupferrallye am Laufen halten
Gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmer des chilenischen Kupferminers Codelco sagten am Donnerstag, sie würden erwägen, an einigen Standorten nicht zur Arbeit zu erscheinen, um eine selbst auferlegte Quarantäne einzuführen, nachdem ein Mitglied an dem Virus gestorben war.
Chile, der weltweit größte Kupferproduzent, befindet sich in einem schweren Covid-19-Ausbruch. Die Neuerkrankungen haben 5.000 pro Tag erreicht und die Zahl der Todesfälle aufgrund der Krankheit übersteigt 2.000.
Die Produktion in chilenischen Kupferminen blieb jedoch weitgehend verschont. Die Föderation der Kupferarbeiter hat jedoch gewarnt, dass es in mehreren Minen des Landes eine "alarmierende" Anzahl von Coronavirus-Infektionen gab und dass die Maßnahmen zur Eindämmung des Ausbruchs unzureichend sind.
* Haftungsausschluss: Barani Krishnan besitzt oder hält keine Position in den Rohstoffen oder Wertpapieren, über die er schreibt.