Es ist ein historischer Sieg für die organisierte Arbeiterschaft! Amazon (NASDAQ:AMZN) Angestellte in einem New Yorker Warenlager in Staten Island haben dafür gestimmt, eine Gewerkschaft zu gründen. Die Amazon Labor Union (ALU) gewann die Wahlen mit einem Vorsprung von 2 654 zu 2 131 Stimmen, was nach einer Zählung des National Labor Relations Board (NLRB) etwa 55% entspricht. Die Mühe, die das Komitee um Gründer Christian Smalls in die Wahlvorbereitungen gesteckt hat, hat sich also bezahlt gemacht. Auch für Amazon, mit fast 1 Million Angestellten der zweitgrößte Arbeitgeber der USA nach Walmart (NYSE:WMT), stellt dieses Ergebnis einen Wendepunkt dar. Etwa 28 Jahre lang ist es dem Unternehmen – oft mit umstrittenen Taktiken – gelungen, Gewerkschaften aus seinem US-Betrieb zu verbannen. Doch sofern es das Wahlergebnis nicht doch noch kippen kann, muss Amazon nun mit der neuen Gewerkschaft in Vertragsverhandlungen treten. Es sind zwar noch keine Details über die möglichen Forderungen bekannt, doch eine Befragung der Angestellten ergab unter anderem folgende Prioritäten: Die Wiedereinführung monatlicher Produktivitätsboni, die das Unternehmen 2018 abgeschafft hatte, und eine Lohnerhöhung auf $30 pro Stunde (von einem aktuellen Startgehalt von $18 pro Stunde) für stundenweise Arbeit.
Die ALU hat allerdings noch einen weiten Weg vor sich. Typischerweise verbringen neue Gewerkschaften mehr als ein Jahr mit Verhandlungen mit dem Arbeitgeber, ehe eine Einigung zustande kommt. Und die Strafen für Unternehmen bei (mutwilliger) Verzögerung sind gering. Auch wird sich Amazon bewusst sein, dass ein großzügiger Deal nur noch mehr Angestellte dazu motivieren wird, sich gewerkschaftlich zu organisieren. In einem Statement des Onlinehandel-Giganten heißt es, sie seien „enttäuscht“ über die Abstimmung, denn sie glauben, „dass eine direkte Beziehung mit der Firma am besten für die Angestellten“ sei. Aktuell werde noch darüber nachgedacht, Widerspruch gegen das Wahlergebnis einzulegen.
Aber selbst wenn die ALU scheitert und nichts bei Amazon erreicht, dürfte allein der Erfolg der Abstimmung auch anderen Angestellten Mut verleihen, um eine Gewerkschaft zu gründen. Und das nicht nur bei Amazon, sondern auch bei anderen großen Unternehmen. An einem weiteren Amazon Standort in Staten Island sind jedenfalls bereits für den 25. April ebenfalls Gewerkschaftswahlen geplant.
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