von Jason Martin
Der Artikel erschien im englischen Original unter dem Titel 'Here's What A Weaker Dollar Means...And It’s Not All Bad' am 7. Feb. 2018 auf Investing.com.
- Positiv: Konzerngewinne multinationaler Konzern und von Exportunternehmen, höhere Steuereinnahmen, neue Arbeitsplätze in den USA
- Negativ: schwächerer Verbrauch, einige Firmen von Außenhandel getroffen, höhere Treibstoffkosten, Inflationssorgen
- Zentralbanken unter Beobachtung auf künftigen Einfluss auf den Dollar
Vom Beginn des Jahres 2017 an hat der US-Dollar eine ausgedehnte Schwächephase erlebt, die letztes Jahr zu einer Abwertung um 11,5% gegenüber den anderen Leitwährungen führte und in 2018 die Währung bisher weitere 2,6% verlieren ließ.
Obwohl ein festerer Dollar generell als gut für die Vereinigten Staaten angesehen wird, kann eine schwache Währung auch Vorteile bringen.
Auslandsumsätze werden profitabler
Multinationale Konzerne dürften die eindeutigsten Nutznießer eines schwachen Dollars sein. Den neuesten Daten der S&P/Dow Jones Indizes nach, erzielten die Firmen im S&P 500 43,2% ihrer Gesamterlöse im Ausland. Da diese Firmen ihre Gewinne in fremden Währungen machen, führt eine Schwäche des Dollars zu höheren Gewinnen, wenn diese im in US-Dollar ausgewiesenen Ergebnisreport einfließen oder in die USA repatriiert werden.
Ähnlich haben US-Exporteure die Möglichkeit im Ausland noch wettbewerbsstärker zu werden, da ein schwacher Dollar ihre Produkte erschwinglicher macht oder ihre Verkaufspreise in Dollar steigen, was letztlich zu höheren Gewinne führt.
Höhere Steuereinnahmen, Mehr 'Made In USA' Jobs
Die amerikanische Bevölkerung kann ebenso von einem schwachen Dollar profitieren, da das US-Finanzamt Internal Revenue Service (IRS) seinen Anteil an den nun stärker fließenden Unternehmenssteuern abzweigt. Weiterhin könnte US-Firmen sich dafür entscheiden, einen größeren Teil der Wertschöpfung in den Staaten zu lassen. Sollten die Kosten für ausländische Güter und Dienstleistungen wegen des schwächeren Dollars steigen, dann kann das letztlich mehr Arbeitsplätze für amerikanische Arbeiter ermöglichen, sollte industrielle Produktion zurück in die Vereinigten Staaten verlagert werden.
Weniger Kaufkraft für Verbraucher und Unternehmen
Allerdings kommen mit einem schwachen Dollar auch negativen Folgen. Am offensichtlichsten dürften die Preissteigerungen für amerikanische Verbraucher sein, wenn sie ins Ausland reisen, da die Kaufkraft mit dem Wechselkurs fällt. Auch in die USA importierte Güter werden teurer.
Ähnlich könnten amerikanische Unternehmen die im Ausland Geschäfte machen, ihre Gewinne dahinschmelzen sehen, da die Kosten für Material aus dem Ausland steigen, wenn der schwächere Dollar in eine gestiegene, lokale Währung umgetauscht wird.
Und natürlich, wenn die US-Exporteure von einem schwächeren Dollar profitieren, dann leiden die Importeure in ähnlichem Maße darunter, als ihre Kosten steigen.
Die Amerikaner werden auch an der Tankstelle tiefer ins Portemonnaie greifen müssen. Der Benzinpreis bewegt sich für gewöhnlich in die entgegengesetzte Richtung zum Dollar. Steigende Treibstoffkosten sind auch schlecht für das Transportgewerbe.
Die künftige Entwicklung des Dollars hängt von den Zentralbanken ab
Kurz gefasst, kann die Dollarschwäche gute und schlechte Auswirkungen haben, aber die ernsthaften Probleme würden nur dann einsetzen, wenn die Schwäche zu lang anhält. Eine wichtige Sorge die jüngst an den Märkten die Rund machte, was der Umstand, dass höhere Rohstoffkosten und teurere Importe den Inflationsdruck erhöhen könnten, was die Federal Reserve zwingen würde, den Geldhahn schneller zuzudrehen. Ein beschleunigtes Ende der quantitativen Lockerung oder schnellere Erhöhungen der Zinssätze könnten auch Aktien in Mitleidenschaft ziehen.
Mit der US-Konjunktur in guter Verfassung, die jüngste Prognose der Atlanta Fed geht von einem Wachstum von 4,0% im ersten Quartal aus, wird die jüngste Dollarschwäche auf die Schritte der anderen großen Zentralbanken zurückgeführt. Erheblichen Effekt hat hier der Höhenflug des Euros (siehe folgenden Chart), der eine Gewichtung von fast 60% im Währungskorb des Dollarindexes hat.
Auch wenn die Europäische Zentralbank klar hinter der Fed hinterherhinkt, wenn es um die Beendigung der lockeren Geldpolitik geht, als sie immer noch Wertpapiere aufkauft und die Zinsen bisher nicht von ihren historischen Tiefstständen von 0% für den Hauptrefinanzierungssatz und -0,4% für den Einlagesatz) weggekommen sind, Spekulationen auf eine Verknappung des Geldzuflusses verbunden mit einer starken Konjunkturerholung in der Eurozone wurden in die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar eingepreist.
Weiterer Brennstoff für das Feuer waren die jüngsten Marktturbulenzen, die die Erwartungen auf eine weitere Straffung der Geldpolitik auf der anderen Seite des Atlantiks sinken ließen. Vor der Erholung des Aktienmarktes am Dienstag, waren die Chancen für eine US-Zinserhöhung im März Investing.coms Fed Rate Monitor nach, auf fast 60% gesunken, von 71% in der Woche zuvor. Noch bemerkenswerter ist, dass die Märkte auch die Möglichkeit von drei Zinserhöhungen in 2018 vom Tisch nahmen und die Wahrscheinlichkeit unter die 50% Marke sank, bevor die Erholung am Dienstag einsetzte. Allerdings hat das positive Handelsende des Aktienmarkts am Dienstag, den Markt wieder umgestimmt, der am Mittwochmorgen die Wahrscheinlichkeit bei 54% sah.
Als die Volatilität im vollen Schwung ist, bekommen wir den Eindruck, dass künftige Kursbewegungen des Dollar, egal in welche Richtung, weniger von wirtschaftlichen Fundamentaldaten abhängen werden, sondern mehr von den Spekulationen der Märkte, in welche Richtungen die Fed und die EZB planen, ihre Geldpolitik hinzuführen.