Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1277 (07.12 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1255 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 123.72. In der Folge notiert EUR-JPY bei 139.50. EUR-CHF oszilliert bei 1.0453.
Gestern meldete sich fast jeder bezüglich des Griechendramas zu Wort. Das ist auch verständlich. Das Zeitfenster für ein „Happyend“ mit Griechenland in der Eurozone/EU wird immer enger.
Die Euphorie einer Einigung am Montag verflog im Tagesverlauf. Aus einem möglichen Entscheidungsgipfel wurde ein Beratungsgipfel.
Freundliche Worte geprägt von Zuversicht wechselten mit Mahnungen, dass eine Lösung erforderlich sei. Auch unsere Freunde in Washington meldeten sich zu Wort. Es geht ja hier auch um elementare US-geopolitische Interessen.
Somit kommt es zu einer erneuten Verlängerung. Jetzt ist Mittwoch die ultimative „Deadline“. Hier drängt sich die Frage auf, wie ernst wir uns eigentlich noch nehmen …
Nun gibt es aber eben nicht nur die Troika, die zustimmen muss, sondern es gibt auch noch ein griechisches Parlament, das dem Kompromiss der Athener Regierung zustimmen muss. Hier zeichnen sich Probleme in der Koalition ab. Ein positives Votum ist aber parlamentsübergreifend in hohem Maße wahrscheinlich. Was ein ungelöster Disput für die Überlebensfähigkeit der aktuellen Regierungskoalition bedeutete, ist offen.
Ergo ist jeder verfrühte Jubel der Märkte über eine „Last Minute“ Lösung ein Stück weit ambitioniert.
Erhebliche Risiken sind weiter latent gegeben.
Unsere Position, die wir im Forex Report bezüglich des Griechendramas eingenommen haben, hat sich im Zeitverlauf verändert.
Während wir bis zu den Wahlen der Regierung Tsipras loyal an der Seite Athens standen und im letzten Jahr auch die ersten zarten Konjunkturblüten als Folge der Reformpolitik richtig prognostizierten, hat das Verhalten der Regierung Tsipras unsere Position verändert.
Dabei haben wir hier eine klare Linie im Sinne von Aristoteles:
Solange an Reformpolitik festgehalten wurde, war Solidarität verdient. Wird von diesem Pfad abgewichen und wird damit maßgeblich das US-amerikanische Muster der Kosmetik/Intervention bemüht, die wie eine Droge kurzfristig entspannt, um dann die Fallhöhe nur zu vergrößern, entfällt die Grundlage für Solidarität.
Ergo ergab sich in diesem Jahr eine kritischere Haltung gegenüber Griechenland, da auch die getroffenen Maßnahmen innerhalb der Eurozone einen Grexit zu einer realen Option machten.
Vor diesem Hintergrund ist es elementar auf einen Zusammenhang zwischen dem Fiskalpakt und dem Goldstandard zu verweisen.
Vereinfacht gesagt, zwang der Goldstandard bei Fehlentwicklungen die betroffenen Länder zu Reformen, da die Fehlentwicklungen mit Gold, das nicht druckbar war, bezahlt werden musste. Es gab kein „free lunch“!
Bei Fehlentwicklungen gibt es in der Eurozone Solidarität, wenn Reformpolitik eingehalten wird. Das ist das Charaktermerkmal des Fiskalpakts, der damit entscheidende Merkmale des Goldstandards hat.
Dabei ist der Fiskalpakt fraglos sozialer als der Goldstandard, da der Pfad der Reformpolitik und der Abschirmung gestaltbar ist.
Das ist auch gut so.
Dieser Fiskalpakt ist ein komparativer Vorteil, den die Eurozone gegenüber allen westlichen Ländern hat.
Bei Fehlentwicklungen haushaltstechnischer Art oder dem Entstehen makroökonomischer Ungleichgewichte (z.B. zu großer Immobiliensektor …) werden
Fehlentwicklungen frühzeitig in der Kommission thematisiert und im Keim durch Auflagen bekämpft. Reicht das nicht aus greift schlussendlich der Fiskalpakt. Damit gibt es eine Disziplinierung bevor das Kind in den Brunnen fällt.
Sollte dieser Fiskalpakt jetzt in dem Griechendrama geschliffen werden, verspielte die Eurozone diesen komparativen Vorteil, der wesentliche Elemente des Goldstandards in sich trägt.
Das gilt es um jeden Preis zu verhindern! Ansonsten lösten wie ein kleines griechisches Problem temporär, um ein größeres systemisches Risiko zu kreieren.
US-Konjunkturdaten:
Der von der Chicago Fed ermittelte National Activity Index (Sammelindex aus 85 Daten)
stellte sich per Mai auf -0,17 Punkte. Der Vormonatswert wurde von -0,15 auf -19 Zähler revidiert.
Der Index bewegt sich damit den fünften Monat in Folge auf negativem Terrain. Das war zuletzt in der Phase 2009 der Fall! Die Niveaus sind jedoch nicht mit 2009 vergleichbar.
Vor diesem Hintergrund drängt sich dennoch die Frage auf, warum die Federal Reserve gerade jetzt die Zinswende forcieren möchte …
Der Absatz zuvor genutzter Wohnimmobilien stellte sich per Berichtsmonat Mai in der annualisierten Fassung auf 5,35 Mio. Objekte (Prognose 5,25 Mio. Objekte) nach zuvor 5,09 Mio. Objekten (revidiert von 5,04 Mio.).
Damit erreichte der Absatz das höchste Niveau seit 2009. Der Blick auf den langfristigen Chart verdeutlicht jedoch, dass damit das Niveau der Phase 1998 – 2003 wieder erreicht wurde.
Bezüglich der Tatsache, dass die USA Bevölkerungswachstum zu verzeichnen haben, ergibt sich damit nach wie vor ein unbefriedigendes Gesamtbild.
Aktuelle Daten aus der Eurozone:
Heute früh wurden die vorläufigen Markit-Einkaufsmanagerindices Frankreichs und Deutschlands per Juni veröffentlicht.
Beide Länder setzten vollkommen unerwartet dynamische positive Akzente!
Frankreich:
Manufacturing: Per Juni 50,5 (Prognose 49,5) nach zuvor 49,4
Dienstleistung: Per Juni 54,1 (Prognose 52,6) nach zuvor 52,8
Composite: Per Juni 53,4 nach zuvor 52,0
Deutschland
Manufacturing: Per Juni 51,9 (Prognose 51,3) nach zuvor 51,1
Dienstleistung: Per Juni 54,2 (Prognose 53,0) nach zuvor 53,0
Composite: Per Juni 54,0 nach 52,6
Damit nimmt die Dynamik in der Eurozone trotz Griechendrama zu. Das ist positiv. Die Konjunkturampel steht auf tiefgrün.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0800 -30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
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