Die Nerven liegen blank in Italien. Der italienische Aktienmarkt bricht ein und die 10-jährige Anleiherendite steigt auf den höchsten Stand seit April 2014 (3,33%). Zudem hat der Euro die wichtige Kursmarke von 1,15 Dollar getestet.
Auslöser des Gewittersturms über Rom ist die Ablehnung des Kandidaten für das Wirtschaftsministerium durch Präsident Sergio Mattarella am Sonntag. Jetzt drohen in Italien Neuwahlen, nachdem die Regierungsbildung übers Wochenende gescheitert war.
Marktbeobachter glauben, dass die populistische 5-Sterne-Bewegung und die rechtsextreme Lega ihre Positionen durch Neuwahlen noch stärken werden. Der Regierungsplan der beiden Parteien sieht auch eine Ausweitung der Staatsverschuldung vor. Aufgrund der zuletzt stark steigenden Zinsen wäre dies für den italienischen Staat aber verheerend.
Auch der italienische Notenbankchef Ignazio Visco hat sich gegen eine Ausweitung der Staatsausgaben ausgesprochen. Er glaubt, dass eine Schwächung der öffentlichen Finanzen zu einem ernsthaften Vertrauensverlust führen könnte.
Ein Ende des Renditeanstiegs italienischer Staatsanleihen ist nicht in Sicht. Nur solange die EZB den Marktteilnehmern keinen Rettungsanker zuwirft, wird sich die Panik am italienischen Rentenmarkt sehr wahrscheinlich fortsetzen und die Zinslast des italienischen Staats erhöhen.
Das Marktforschungsinstitut Sentix hat in der Zwischenzeit eine Umfrage unter 1000 Befragten durchgeführt. Das Institut wollte wissen, wie viele Anleger glauben, dass Italien aus dem Euro austritt. Der Umfrage zufolge rechnen mittlerweile 11,3 Prozent mit einem Austritt in den nächsten 12 Monaten.
Der europäischen Gemeinschaftswährung gefallen die jüngsten Querelen um eine Regierungsbildung überhaupt nicht. Sie hatte am Dienstag die psychologisch wichtige Marke von 1,15 Dollar getestet, konnte sich dann aber wieder etwas erholen. Trotz der jüngsten Erholungsbewegung sind die Risiken auf der Unterseite angesiedelt. Das ultimative Kursziel ist immer noch die Glättung der letzten 200 Wochen bei 1,1433 Dollar.