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Nach KPMG-Bericht stellt sich Wirecard neu auf!

Veröffentlicht am 10.05.2020, 21:34
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32
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Freitag nach Börsenschluss wurde die Katze aus dem Sack gelassen!

Der Untersuchungsbericht der KPMG brachte für die Aktionäre des Aschheimer Innovationstreiber für digitale Finanztechnologie nicht das gewünschte Ergebnis. Auch wenn der DAX-Konzern vor der Veröffentlichung mehrfach verlauten ließ, dass der bisherige Verlauf der Prüfungen keinerlei belastende Belege ergeben hätte - insbesondere zu den Vorwürfen der „Financial Times“ bezüglich Bilanzmanipulationen - wurde jedoch seitens des Marktes mehr Kommunikation zu dem Thema gewünscht.

Nach Vorlage des KPMG-Abschlussberichtes übten Fondsgesellschaften Druck auf CEO Braun aus. Als Folge wurden jetzt umfassende Veränderungen im Vorstand der Wirecard AG (DE:WDIG) (ISIN: DE0007472060) bekanntgegeben, welche die Aktie am Freitag mal wieder durchatmen ließen.

Neben den nachfolgend erläuterten Anpassungen der Geschäftsverteilung, wird der Vorstand auf Anregung des Aufsichtsrates auch die Verbesserung der internen Struktur der Wirecard AG vorantreiben. Strukturen, Prozesse und insbesondere die internen Kontrollsysteme im Unternehmen sollen hierzu überprüft und zugunsten einer lernenden und sich kontinuierlich verbessernden Organisation ausgelegt werden.

Wirecard hat bereits ein ‚Compliance‘-Projekt mit neun Schwerpunkten aufgesetzt. Neben ‚Governance Framework‘ (Verwaltung), ‚Risk Framework‘ (Risikorahmen), ‚Policies & Procedures Framework‘ (Richtlinien & Verfahren) und ‚Business Partner Compliance Management‘ finden sich auch Reporting Framework (Berichtswesen), Controls Framework, Incidents/Investigation/Incentive/Improvement (Vorfälle), Training & Communication sowie Tools & Data.

Mit Wirkung zum 1. Juli 2020 wird Dr. James H. Freis zum ‚Compliance‘-Vorstand in den Aufsichtsrat der Wirecard AG berufen. Er wird das neugeschaffene Ressort ‚Integrity, Legal and Compliance‘ verantworten. Hier sollen die Bereiche Recht, Vertragswesen und Compliance gebündelt werden.

Die hervorragende Vita des 49-jährigen Amerikaners beinhaltet unter anderem ab 2014 die Verantwortung der ‚Compliance‘ der Deutschen Börse AG, Frankfurt. James Freis promovierte an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Harvard University und begann im Jahr 1996 seine Laufbahn als Jurist bei der Federal Reserve Bank of New York. Es folgten Tätigkeiten als Senior Counsel bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel, Schweiz sowie als Deputy Assistant General Counsel for Enforcement & Intelligence zum US Department of the Treasury. Auch war er bei der internationalen Anwaltssozietät Cleary Gottlieb Steen & Hamilton in Washington DC tätig.

Als Director und CEO des United States Department of the Treasury's Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN) war er zwischen 2007 und 2012 als leitender US-Regierungsbeamter zuständig für die Regulierung von Finanzinstitutionen.

Weiterhin wurde vom Aufsichtsrat der Wirecard AG beschlossen, dass der Vorstand um zwei weitere Sitze auf nun sieben Mitglieder erweitert wird. Ebenfalls neu geschaffen wird ein Vertriebsressort, in dem ein Chief Commercial Officer sämtliche Vertriebsaktivitäten der Wirecard AG steuern wird. Auch soll die Vertriebsstrategie des Hauses zum weiteren Ausbau der globalen Marktstellung hier forciert werden.

Der Bereich des Chief Operating Officer wird in seinen Zuständigkeiten neu aufgestellt. Zu einer neuen Leitung befindet sich der Aufsichtsrat bereits in Gesprächen mit erfahrenen Managerpersönlichkeiten. Im Ressort des COO sollen künftig die Konzernkoordination der Tochtergesellschaften in Europa, Mittlerer Osten und Afrika sowie Asien als auch die Aktivitäten des Konzerns in Nord- und Südamerika gebündelt werden.

Ebenso werden die Verantwortung für das Personalwesen und das Facility Management auf diesen Bereich übertragen, womit das Finanzressort entlastet wird, welches vom Aufsichtsrat gestärkt wurde.

Hier siedelt nun auch die Kapitalmarktkommunikation direkt beim CFO Alexander von Knoop an. Neben der Zuständigkeit für Investor Relations und die finanzwirtschaftliche Konzernkoordination, werden die Finanz- und Rechnungslegung sowie das Controlling, das Treasury, Mergers & Acquisitions, die Unternehmensfinanzierung als auch die Konzernkoordination der Lizenztochtergesellschaften wie die Wirecard Bank AG in den Verantwortungsbereich des CFO fallen. Entlastet wird das Finanzressort auch von den Themenfeldern Compliance und Rechtswesen.

Dr. Markus Braun, CEO der Wirecard AG, wird weiterhin den Schwerpunkt der strategischen Weiterentwicklung Allianzen, Innovationsmanagement, die weitere Geschäftsentwicklung der Gruppe, die Koordination der Geschäftspolitik und der Geschäftsbereiche sowie die Unternehmenskommunikation verantworten.

Diese Umstrukturierungen sollen neues Vertrauen in das Unternehmen schaffen, dessen Umsatz- und Wachstumsprognosen in jüngster Vergangenheit mehrfach nach oben korrigiert wurden. Analysten der Baader Bank sehen den fairen Wert der Aktie weit über dem aktuellen Kurs und belassen die Einstufung auf ‚Buy‘ mit einem Kursziel von 240,- Euro. Mit Bekanntgabe der neuen Unternehmensausrichtung stiegen die Aktien der Wirecard AG um rund 8 %!

Viele Grüße

Jörg Schulte

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