Das zweite Thema, welches neben der EZB-Ratssitzung die Märkte in dieser Woche beherrschte, war natürlich einmal mehr Griechenland. Inzwischen wird darüber spekuliert, ob es eine Pleite geben kann, ohne dass das Land den Euro hergeben muss. Doch noch scheint Griechenland eine Pleite nicht einräumen zu wollen, obwohl ich fürchte, dass deren Verkündung längst vorbereitet wird.
IWF bleibt hart
Vor einigen Tagen hat Athen zumindest noch fristgerecht einen Kredit in Höhe von rund 450 Millionen Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückgezahlt. Zuvor hatte Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis dem IWF einen Besuch abgestattet und dabei feststellen müssen, dass die größten Reformforderungen gar nicht aus Deutschland, sondern aus Washington kommen.
Griechenland will zahlen – mit deutschem Geld
Varoufakis erklärte anschließend, auch die weiteren Kredite bedienen zu wollen – offenbar aber am liebsten mit deutschem Geld. Denn unlängst hatte Griechenland seine Entschädigungsforderungen an Deutschland wegen Verbrechen während des zweiten Weltkriegs neu beziffert. Laut Vize-Finanzminister Dimitris Mardas schuldet Deutschland Griechenland 278,8 Mrd. Euro.
Wenn Deutschland und der IWF nichts zahlen, dann vielleicht Russland?
Da weder der IWF von seinen weiteren Forderungen abrückte, noch sich Deutschland zur Zahlung möglicher Entschädigungen bereiterklärte, spielte der griechische Premier die russische Karte und besuchte Moskau, was aus Brüssel mit Nervosität beobachtet wurde. Denn Wladimir Putin könnte durchaus großes Interesse daran haben, Griechenland im Streit mit dem Westen auf seine Seite zu ziehen. Doch Tsipras kam auch von dort mit nahezu leeren Händen zurück.
In wenigen Tagen droht die Zahlungsunfähigkeit
Inzwischen erklärte Finanzminister Varoufakis am Rande des jüngsten IWF-Treffens in Washington in dieser Woche, das Land werde keine Kreditvereinbarung unterzeichnen, die es überfordern könnte. Und so droht bereits in wenigen Tagen die Zahlungsunfähigkeit, sollten keine weiteren Finanzhilfen fließen.
EZB hält griechische Banken am Tropf
Damit zumindest den Banken des überschuldeten Landes nicht die liquiden Mittel ausgehen, erhöhte die EZB am Dienstag Berichten zufolge das Volumen der Notfall-Liquiditätshilfe (ELA) um weitere 800 Mio. Euro auf mittlerweile 74 Mrd. Euro. – Griechenland bleibt aber ein Risiko für die Märkte.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 19.04.2015)