Das Lightning Network, eine zweite Technologieschicht, die auf der Blockchain aufsetzt und als Lösung für die Skalierungsprobleme von Bitcoin angepriesen wird, scheint Fuß zu fassen, auch wenn diese mögliche Lösung immer noch in den Kinderschuhen steckt. Die Technologie beschleunigt Transaktionszeiten, indem sie den Geldfluss über Kanäle außerhalb der Blockchain verlagert, sodass man nicht auf die Erzeugung eines neuen Blocks warten muss, was auch die Gebühren senkt.
Berichte von Ende April deuten an, dass die Zahl der aktiven Knoten im Lightning Netzwerk die 2.000er Marke überschritten hat, mit 5.801 offenen Kanälen im Netzwerk. Die Gesamtkapazität ist zugleich auf über 150.000 USD gestiegen.
Seit Erscheinen dieser Information ist die Zahl der Kanäle und der Netzwerkkapazität weiter gestiegen. Am 24. Mai sagte NewsBTC, dass es jetzt 6.600 direkte Verbindungen gibt. Auch wenn diese Zahlen nicht übermäßig beeindrucken dürften, gibt es einen klaren Aufwärtstrend.
Langsame Ausbreitung, aber Wachstum
Aber eine allgemeine Verbreitung hat es bislang nicht gegeben. Ist das ein negatives Vorzeichen für die vielgepriesene Technologie?
Nein sagt Vadim Koleoshkin, CBDO bei Zerion. Die Tatsache, dass mehr und mehr Knoten das Netzwerk unterstützen bedeutet, dass die Technologie letztlich auch unter Bitcoin-Nutzern Anwendung finden wird.
“Die Idee gibt es schon eine ganze Weile, auch wenn die Umsetzungen immer noch nicht stabil laufen. Allerdings, der Umstand, dass dieser Skalierungsansatz, der schon so lange diskutiert wurde nun endlich umgesetzt wird, macht Hoffnung auf die Zukunft von Bitcoin. Um genauer zu sein, sollte die Mehrheit der Gemeinde diese Technologie nutzen, dann wird man Bitcoin endlich alltäglich nutzen können und es könnte Kreditkarten schneller ersetzen. Auch eröffnet Lightning einen Weg für viele neue Produkte in das Bitcoin-Ökosystem.”
Könnte Lightning Netzwerk das fehlende Puzzlestück für Kryptowährungen und das größere Finanzumfeld sein, das bislang fehlte und Bitcoin den Aufstieg zu einer voll nutzbaren Anlageform und Zahlungsmittel möglich machen? Michal Zajda, führender Softwarearchitekt bei aeternity, einer Blockchain 3.0 Plattform, glaubt dass das Netzwerk eines der fehlenden Teile für die erhoffte Ausweitung der bestehenden Blockchain-Systeme ist.
Es erscheint sehr natürlich vom Standpunkt der Nutzererfahrung, erklärt Zajda, und es ermöglicht eine weitaus bessere Skalierung von Elementen von Blockchain-Systemen. Aus Zajda Sicht, ist das Netzwerk der Instant-Messengerdienst der Blockchain, der es den Verbrauchern endlich möglich macht, einfache Dinge wie den Kauf einer Tasse Kaffee ohne Risiken oder Verzögerungen hinzubekommen.
“Es ist schön zu sehen, dass Bitcoin neue Schichten aufsetzt, um es nutzerfreundlich und bequem zu machen. Dies ist auch eine große Gelegenheit für alternative Währungen die Öffentlichkeit mit einer eigenen Handhabung von Zahlungskanälen zu beeindrucken und die Verbreitung von Kryptowährungen weiter voranzutreiben.”
Die Evolution des Blockchain-Protokolls ist in den letzten Jahren offensichtlich geworden und neue Forschungen auf dem Gebiet entwickeln es weiter. Wie Zajda feststellt: "Diese Forschung gab uns die Werkzeuge, um nicht nur Zahlungskanäle sondern auch Zustandskanäle umzusetzen, mit denen es möglich ist, Verträge zwischen Parteien auszuführen."
Auch wenn das Lightning Network als die Lösung von Bitcoins Skalierungsproblem betrachtet wird, ist sich Gabriele Giancola, der Mitgründer und CEO vom auf der Blockchain aufbauenden Treuesystem qiibee im Klaren, dass es immer noch im Anfangsstadium steckt. Nichtsdestoweniger gibt es eine beachtliche Annahme des Zahlungsprotokolls, wenn man sich die aktiven Knoten anschaut. "Es bleibt abzuwarten, was die Folgen für den Kryptomarkt sein werden.” meint er. "Dennoch, sollte es funktionieren, könnte es den Weg für eine innovative Lösung freimachen, auf die die gesamte Kryptogemeinde gewartet hat."