Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1804 (05:57 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1736 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109.78. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.59. EUR-CHF oszilliert bei 1,0753.
An den Finanzmärkten kommt es grundsätzlich zu einem freundlichen Wochenstart. Die westlichen Aktienmärkte bewegen sich im grünen Bereich, nachdem der Chef der Fed am Freitag die US-Vollkaskopolitik in soften Tönen virtuell In Jackson Hole verkündete (siehe unten). Am Zinsmarkt herrscht kaum Bewegung (Bunds -0,42%, Treasuries 1,30%). Gold und Silber werden aktuell nach dem freundlichen frühen Start abverkauft.
Jackson Hole: Soft und Vollkasko!
Zum Status: Angesichts der rund laufenden Konjunktur denkt die Fed seit geraumer Zeit über ein Zurückfahren ihrer quantitativen Maßnahmen nach. Sie kauft derzeit Wertpapiere im Volumen von monatlich 120 Mrd. USD. Das Lager der „Falken“ innerhalb der Federal Reserve dringt auf eine zeitnahe Entscheidung zum Abschmelzen der Käufe. Damit würde der Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik eingeleitet werden. Einige Kollegen unterstellen, dass die Reduzierung der Käufe um die Jahreswende beginnen könnte. Ein Beschluss wird für die nächsten Zinssitzungen erwartet.
Zu den Einlassungen Powells: Fed-Chef Powell sieht die Fed auf gutem Weg zum angestrebten Ausstieg aus dem Krisenmodus. Eine Festlegung auf einen Zeitplan zum Abbau der Konjunkturhilfen vermied er. Das enttäuschte diejenigen Marktteilnehmer, die mit dem Lager der "Falken" sympathisieren. Powell konzedierte, dass er im Juli einen Beginn des Abschmelzens der Wertpapierkäufe in diesem Jahr für angemessen gehalten habe.
Auch der Arbeitsmarkt hätte Fortschritte gemacht. Die Delta-Variante des Coronavirus stelle jedoch ein Risiko dar. Man kann die Entscheidung, das Jackson-Hole Treffen erneut lediglich virtuell abzuhalten, als ein Indiz für die ernste Sorge der US-Notenbank bezüglich der Pandemie-Situation interpretieren. Hier ist ein zartes Zurückrudern seitens Powells erkennbar. Powell sagte, man werde die Daten und die entstehenden Risiken sorgfältig prüfen.
Fazit: Die Einlassungen Powells sind der Kategorie "soft" zuzuordnen. Sie passen umfänglich in die seit Alan Greenspan verfügte faktische Vollkaskopolitik der westlichen Zentralbanken. Erlauben Sie mir einen Diskurs. Brauchen die USA für die Finanzierung des Wirtschafts- und Strukturprogramms, das einen Umfang von Billionen USD hat, weiter ein Niedrigzinsregime an den Kapitalmärkten? Das gilt übrigens auch für die restlichen westlichen Länder mit deren individualisierten Programmen.
China macht das, was im "Westen" überfällig ist
China wird den Internetsektor hinsichtlich des Verbraucherschutzes stärker überwachen. Am Freitag veröffentlichte die Cyberaufsichtsbehörde CAC Vorgaben, um die Sammlung und Nutzung von Kundendaten neu zu ordnen.
Firmen müssten sich an die Geschäftsmoral und die Fairness-Prinzipien halten. Sie dürfen dann keine Algorithmen anwenden, die Nutzer veranlassten, unverhältnismäßig viel Geld auszugeben. Die Regeln sehen vor, dass Kunden auf Algorithmen basierende Empfehlungen ausschalten können. Dabei ist es auch das Ziel, Falschinformationen entgegenzuwirken.
Fazit: Sowohl US-Behörden als auch europäische Behörden reden viel über dieses Thema, Verbraucherrechte zu stärken. China handelt. "Food for thought!"
Corona-Herkunft: Keine Klarheit
Innerhalb der US-Geheimdienste gibt es keine Einigkeit über den Ursprung des Corona-Virus. Präsident Biden hatte diese Untersuchung angeordnet, nachdem die USA unterstellten, dass China verantwortlich sei. In der Zusammenfassung des Geheimberichts heißt es, dass einige Analysten der Geheimdienste von einem Labor als Herkunftsort ausgingen, während andere einem natürlichen Ursprung erkennen. Es wurde seitens der US-Geheimdienste festgestellt, dass das Virus definitiv nicht als Biowaffe entwickelt worden sei.
China verweigerte sich hinsichtlich einer Offenlegung gegenüber den US-Geheimdiensten unter Verweis auf Chinas Souveränität und den bisher erfolgten WHO-Untersuchungen. China forderte, dass die Unregelmäßigkeiten im US-Labor Fort Detrick, die die Schließung des Labors zur Folge hatten (Krankheitsfälle im Umfeld kurz vor globalem Corona-Ausbruch), zunächst Gegenstand der US-Untersuchung sein sollten.
Die USA verweigern eine derartige Untersuchung sakrosankt. Damit ergibt sich eine starke Asymmetrie im Verhalten auch gegenüber der WHO seitens der USA. Die USA fordern von Dritten Transparenz, die sie selbst vollständig verweigern. Das Verhalten wirft vielfältige Fragen auf (weitere US-Labore außerhalb der USA).
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Die Erholung im Jahr 2020 nach dem ersten global verfügten Lockdown (Basiseffekte) und Relativitätsgrundsätze bei Stimmungsindikatoren werden in den kommenden Monaten dafür sorgen, dass die hohen Wachstumszahlen als auch hohe Indexstände bei Stimmungsindikatoren keinen Bestand haben können.
China: Gewinne sprudeln im Industriesektor
Die Profite im Industriesektor legten per Juli im Jahresvergleich um 16,40% nach zuvor 20,00% zu. Im Zeitraum Januar bis Juli 2021 lag der Anstieg zur Vorjahresperiode bei 57,3% nach zuvor 66,9%. Zur Veranschaulichung der Performance ist es elementar, dass im Zeitraum Januar - Juli 2020 (Corona-Phase) der Gewinnrückgang im Jahresvergleich zu 2019 bei lediglich 8,10% lag.
Eurozone: Stimmungsindikatoren schwächer
Die deutschen Importpreise legten per Juli im Monatsvergleich um 2,2% (Prognose 0,8%) nach zuvor 1,6% zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 15,0% (Prognose 13,7%) nach zuvor 12,9%.
In Frankreich sank der Index des Verbrauchervertrauens per August von zuvor 100 (revidiert von 101) auf 99 Punkte (Prognose 100).
In Italien fiel der Index des Verbrauchervertrauens per August von zuvor 116,6 auf 116,2 Zähler (Prognose 116,1). Der Index für das Verarbeitende Gewerbe gab von 115,2 (revidiert von 115,7) auf 113,4 Punkte nach (Prognose 115,0).
USA: Starke Einkommen, Verbrauchervertrauen gedämpft
Die persönlichen Einkommen nahmen per Juli im Monatsvergleich um 1,1% (Prognose 0,2%) nach zuvor 0,2% (revidiert von 0,1%) zu. Der reale Konsum verzeichnete im Monatsvergleich ein Plus von 0,3% (Prognose 0,3%) nach zuvor 1,1% (revidiert von 1,0%).
Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan stellte sich per August gemäß finaler Berechnung auf 70,3 Punkte (Prognose 70,7, vorläufiger Wert 70,2, Vormonatswert final 81,2).
Japan: Einzelhandelsumsätze positiv
Die Einzelhandelsumsätze nahmen per Juli im Jahresvergleich um 2,4% (Prognose 2,1%) nach zuvor 0,1% zu.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1810 - 1.1840 negiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
Hinweis: Der Forex-Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der SOLVECON INVEST GMBH, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der SOLVECON INVEST GMBH und dem jeweiligen Empfänger zustande.
Die im Forex-Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Forex-Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Forex-Reports, die in dem Forex-Report als Ansprechpartner benannt werden.
Die im Forex-Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Forex-Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Forex-Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.