Der US-Dollar geriet unter Druck, nachdem US-Notenbankchef Jerome Powell am Dienstag sehr deutlich gemacht hatte, dass es in absehbarer Zeit keine Zinserhöhungen oder ein Tapering geben wird. Die US-Wirtschaft erholt sich, die Inflation steigt und da sich immer mehr Amerikaner impfen lassen, sind die Aussichten gut. Tatsächlich erwartet Powell, dass die Fed ihre Prognosespanne für das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 auf 6% heraufsetzen wird. Dennoch sind diese positiven Entwicklungen nicht ausreichend für die Zentralbank, um von ihrer Zusage abzurücken, die Geldpolitik so lange locker zu gestalten, bis eine nachhaltige Erholung die Wirtschaft wieder auf das Vorkrisenniveau bringt.
In seiner halbjährlichen Anhörung zur Wirtschaftslage und Geldpolitik erklärte Powell, dass keine wesentlichen Fortschritte in Richtung ihrer Ziele gemacht wurden. Die Fed sei entschlossen, alle ihre Instrumente einzusetzen, um die Wirtschaft zu unterstützen und sicherzustellen, dass die Erholung nach dieser schwierigen Phase so robust wie möglich ausfällt. Powell betonte, dass das Jobwachstum allein nicht ausschlaggebend für ihre Entscheidungsfindung sein werde. Die Investoren hatten ihm nicht geglaubt, als er Anfang Februar sagte, dass die Zinsen auf dem aktuellen Niveau bleiben müssen, bis die Wirtschaft die maximale Beschäftigung erreicht und die Inflation 2% erreicht. Heute meinte er, dass sie die Inflation für einige Zeit moderat über 2% sehen wollen, bevor sie eine Straffung der Geldpolitik in Angriff nehmen. Und sobald der Zeitpunkt gekommen ist, das Tempo der Wertpapierkäufe zu ändern, werden sie ihre Absichten sehr deutlich kommunizieren. Es wird keine Überraschungen geben.
Mit der Zusage, die Zinsen für die nächsten ein bis zwei Jahre auf dem jetzigen Niveau zu belassen, billigte der Fed-Chef Powell einen Rückgang des US-Dollars. Die Inflationserwartungen waren der Hauptgrund für den Anstieg der Treasury-Renditen und jetzt, da Powell sich nicht um den Zinsanstieg sorgt, dürften die Renditen von ihren Höchstständen abrücken. Zusammen mit der Aussicht auf mehr Staatsausgaben könnte es zu einer weiteren Schwäche des Greenback kommen, insbesondere beim Währungspaar USD/JPY.
Das Pfund Sterling profitierte am meisten von der Talfahrt des Dollars und so sprang der GBP/USD auf 1,41. Die Arbeitsmarktdaten aus Großbritannien waren durchwachsen. Während die Zahl der Beschäftigten im November um 114.000 zurückging - viermal stärker als erwartet - und die Arbeitslosenquote auf den höchsten Stand seit fünf Jahren stieg, war das Wachstum der durchschnittlichen Stundenlöhne äußerst stark. Die Löhne erhöhten sich um 4,7% statt wie erwartet um 4,1%. Zahlen wie diese sind fast eine Garantie dafür, dass die Regierung die Arbeitsmarktmaßnahmen verlängern muss, aber da Premierminister Johnson einen Plan zur Öffnung von Schulen und zur Lockerung anderer Restriktionen vorgelegt hat, hoffen Sterling-Händler auf eine Rückkehr der Arbeitsplätze.
Im Gegensatz dazu gab der Euro gegenüber dem US-Dollar trotz der dovishen Kommentare von Powell nach. Vieles davon hat mit den jüngsten Äußerungen von EZB-Präsidentin Lagarde zu tun. Sie meinte, dass man den Anstieg der Renditen sehr genau beobachte, was einige Investoren besorgt, dass man Schritte unternehmen könnte, um die Währung und die Zinsen nach unten zu drücken.
Der Fokus verlagert sich heute Abend nach Asien, wo die geldpolitische Ankündigung der Reserve Bank of New Zealand auf dem Programm steht. Volkswirte erwarten, dass die RBNZ die Zinssätze unverändert lässt. Das letzte Mal tagte die RBNZ im November und war weniger dovish. Seitdem hat sich die Erholung Neuseelands verlangsamt, während sich die globale Erholung beschleunigt hat. Da die Währung in der Nähe eines Dreijahreshochs gehandelt wird, gibt es wenig Grund zu der Annahme, dass die Zentralbank eine Zinssenkung oder -erhöhung in Betracht zieht. Der kanadische Dollar konnte seine Gewinne halten, während der australische Dollar konsolidierte.