Keine Nation auf der Anklagebank beim G-7 Finanzministertreffen

Veröffentlicht am 13.05.2013, 11:49
Der Euro eröffnet heute (07.03 Uhr) bei 1,2973, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im US-Handel bei 1,2936 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 101,78 In der Folge notiert EUR/JPY bei 132,05, während EUR/CHF bei 1,2432 oszilliert.

Mervyn King, scheidender Gouverneur der Bank of England, hat das G-7 Finanzministertreffen bezüglich der erzielten Übereinstimmungen und damit der Effizienz als eines der produktivsten Treffen beschrieben. In der Tat sind die sensiblen und für die Zukunft wesentlichen Themen adressiert worden. Mehr noch ist ein Konsens in diesen wichtigen Fragen der zukünftigen Stabilität fassbar.

Die These, dass die europäische Defizitkrise nicht mehr das Hauptrisiko für die Weltwirtschaft darstellt, unterstützen wir unter der Maßgabe, dass „zypriotische Lösungen“ keinen Musterwert haben.

In der Tat wird in den Einlassungen unseres Finanzministers Schäuble deutlich, dass die in diesem Report thematisierten Erfolge der strukturellen Anpassungen innerhalb der Eurozone, die erstaunlicherweise nur geringen medialen Widerhall fanden, offensichtlich auch im Club der G-7 angekommen sind. Das ist erfreulich und sachlich längst erforderlich gewesen.

Dass bei dem G-7 Finanzministertreffen angeblich keine Nation auf der Anklagebank saß, nehmen wir zur Kenntnis. Japan hatte sich sehr viel Mühe gegeben, diesen Platz einzunehmen, denn die Politikansätze sind zwar aus nationaler Sichtweise verständlich oder sogar geboten, sie stellen aber hinsichtlich der Aggressivität und der daraus resultierenden Marktfolgen, die sich zu Lasten von Drittländern auswirken, bisherige Grundsätze internationalen Umgangs auf die Probe. Auch dass die USA nicht auf der Anklagebank saßen, ist bemerkenswert. Die strukturellen Haushaltsdefizite sind unverändert nicht in Ansätzen adressiert. Ja, die zyklische Gesundung führt zu Reduktionen der Neuverschuldung, das strukturelle Haushaltsproblem bleibt jedoch umfänglich akut.

Wir freuen uns, dass die Themen Steuerhinterziehung und Bankenmanagement/abwicklung ernsthaft im Fokus standen. Der Wille zu Lösungen ist gegeben. Lösungen sind absehbar. Die Sensibilität hinsichtlich der derzeitigen Ansätze der Zentralbankpolitik ist wichtig und gegeben. Dabei ist fraglos deutsche Textur im Hintergrund spürbar. Stabilitäts- und Nachhaltigkeitspolitik bleiben Domänen der deutschen Politik und deren Einflussnahme. Wir verweisen auf die Rubrik „Letzte Nachrichten“.

Öffentliche Haushaltsdefizite sinken. In den letzten 24 Handelsstunden kam es sowohl zu positiven Meldungen aus den USA als auch aus Griechenland. Das erfreut zunächst.

Werfen wir einen Blick auf die Fakten:
  • Das US-Federal Budget (Teilmenge des öffentlichen Gesamthaushalts) lieferte per April einen Überschuss in Höhe von 112,9 Mrd. USD (Prognose +106,5 Mrd. USD) nach zuvor -107 Mrd. USD. Im Vorjahresvergleich kam es zu einer deutlichen Entspannung (+59,1 Mrd. USD) der Haushaltslage.
  • Griechenland macht Fortschritte bei der Sanierung der Staatsfinanzen. Wegen sinkender Ausgaben und Investitionen schmolz das Defizit von Januar bis April um 81 Prozent auf 330 Millionen Euro, teilte das Finanzministerium am Freitag in Athen mit. Ein Jahr zuvor lag der Fehlbetrag noch bei 1,7 Milliarden Euro.
Oberflächlich könnte man das Thema damit abschließen. Das wäre jedoch mehr als fahrlässig. Der entscheidende Unterschied zwischen beiden Entwicklungen ist massiv und für die Politik als auch für Finanzmärkte von sehr hoher Bedeutung.

Während die Reduktion des US-Haushaltsdefizits maßgeblich Folge des Wachstums ist (BIP +2,0% per 2013), ist die Reduktion des griechischen Haushaltsdefizits Ausdruck struktureller Reformen bei gleichzeitiger zyklischer Belastung (Prognose -4% BIP per 21013). Die Potenz nachhaltiger positiver Überraschungen in den öffentlichen Haushalten im Falle eines per 2014 zu erwartenden Wachstums des BIPs nimmt für Griechenland und auch weitere europäische Reformländer zu. Anders ausgedrückt ergibt sich dann eine „strukturelle Haushaltsdividende“ bei zyklischer Erholung.

Der Blick auf die Qualitäten der Veränderungen der öffentlichen Haushalte unterstreicht die Divergenz zwischen der Eurozone und den USA zu Gunsten der Eurozone. Wesentliche Hausaufgaben sind in Kontinentaleuropa längst erledigt. Das heißt nicht, dass hier keine Probleme gegeben sind. Frankreich, Italien und auch Griechenland haben noch erhebliche Aufgaben in den Sektoren der Deregulierung der Arbeitsmärkte als auch der Effizienzsteigerung in den öffentlichen Verwaltungen vor sich. Auch hier stimmen wir der Position unseres Finanzministers Schäuble umfänglich zu.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR/USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1,2750 – 1,3250 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!

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