Lagarde liefert Schmierstoff für erhöhte Risikoaversion

Veröffentlicht am 30.01.2014, 09:29

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,3645 (07.23 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1,3604 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102,48. In der Folge notiert EUR/JPY bei 139,85. EUR/CHF oszilliert bei 1,2235.

Die Nervosität an den Finanzmärkten kam gestern zügig zurück. Zinserhöhungen, ob in der Türkei, in Indien oder in Südafrika verpufften.

Frau Lagarde (IWF) lieferte zusätzlich Schmierstoff für erhöhte Risikoaversion. Nach ihrer Ansicht werden die Veränderungen der Geldpolitik in Industrieländern 2014 zu Schwankungen in allen Märkten führen Die straffere Geldpolitik dürfte sich auf einige Schwellenländer auswirken. Die Folgen dürften in "soliden" Schwellenländern anders ausfallen als in solchen, die mangelnden Reformeifer zeigen.

Wir erlauben uns, zuzufügen, dass die Länder mit chronischen Leistungsbilanzdefiziten im Mittelpunkt potentieller Stresszustände stehen werden. Gleichwohl gilt es auch, festzustellen, dass die Währungsreserven 2014 anders aussehen als in den 90er Jahren. Die Schwellenländer sind grundsätzlich deutlich stabiler aufgestellt.

Es handelt sich aktuell um spezifische Probleme einiger Schwellenländer. Die Wachstumspotentiale werden in diesen Ländern bezüglich der spezifischen Probleme nicht ausgeschöpft. Wir reden in diesen Ländern nicht ansatzweise von Rezessionen. Die aktuellen Stresszustände sind voraussichtlich Katalysatoren für Reformen in diesen Ländern.

Werfen wir einen Blick auf Fakten. Derzeit zeichnen Indien, Indonesien, Südafrika, Brasilien, Russland und die Türkei maßgeblich für die Verwerfungen an den Finanzmärkten verantwortlich.

Die IWF Wachstumsprojektionen liegen für die Türkei per 2014 bei +3,5%, für Indien bei +5,1%, für Indonesien bei +5,5%, für Brasilien bei +2,5%, für Russland bei +3,0% und für Südafrika bei +2,9%.

Aggregiert stehen diese eben genannten Länder für insgesamt circa 15% der Weltwirtschaft. Andererseits weisen USA, Japan, Eurozone und das UK überraschend positive Entwicklungen auf. Diese Gruppe kommt auf einen Anteil der Weltwirtschaft in Höhe von mehr als 41%. Gerade die Erholung in den starken Industrienationen liefert auch für die mit Problemen belasteten Schwellenländer konjunkturelle Stabilisierung.

Mehr noch überwiegen die positiven konjunkturellen und strukturellen Daten deutlich. Es ist zu begrüßen, dass Korrekturen nach dem Anstieg der Preise für Risikoaktiva Raum greifen. Dabei ist Nüchternheit bezüglich einer sachlichen Einwertung jedoch erforderlich. Es geht nicht darum, reale Probleme diverser Länder klein zu reden. Es gilt jedoch, in der Analyse Sachlichkeit und Augenmaß beizubehalten …

Auf der letzten Zinssitzung unter Leitung von Fed-Chef Ben Bernanke beschloss der FOMC eine Verringerung der monatlichen Wertpapierkäufe um zehn auf 65 Milliarden USD. Die Federal Reserve reagiert damit auf den Wirtschaftsaufschwung in den USA. Das ist positiv! Den Leitzins will die Fed geraume Zeit nahe null halten, selbst wenn die angepeilte Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent erreicht sein sollte. Die Lage am Arbeitsmarkt habe sich verbessert, doch sei die Arbeitslosenquote mit 6,7 Prozent noch immer zu hoch. Wir haben auf die Problematik der Partizipationsrate und die Qualität neuer Jobs verwiesen.

Bemühen wir uns um Nüchternheit. Der IWF und die Weltbank haben ihre Konjunkturprognosen leicht erhöht. Die Industrienationen reüssieren mit positiv überraschenden Daten. Dieser Block steht für circa 50% der Weltwirtschaft. Die Federal Reserve und die Bank of Japan kreieren monatlich vor diesem Hintergrund ab Februar 2014 „nur“ noch circa 120 Mrd. USD (bisher circa 130 Mrd. USD) an Zusatzliquidität. Von Liquiditätsreduktion ist nicht in Ansätzen die Rede. Bei einer Beschleunigung des Wachstums kommt es grundsätzlich zu einer Zunahme der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes.

Wenn Frau Lagarde als auch der Finanzmarkt von einer Straffung der Geldpolitik sprechen, ist das nur schwer verständlich. Die Liquiditätspolitik bleibt bei leichter Moderation extrem expansiv!

Wir diskutieren intern die Begriffe „Sturm im Wasserglas“ als auch „Market Spin“ im Verhältnis zu dem Anspruch auf nachhaltige Analyse.

Die Geldmenge M-3 lieferte gestern keinen Grund zur Freude. Per Dezember stellte sich der Anstieg im Jahresvergleich auf 1,0% nach zuvor 1,5%. Die private Kreditvergabe bleibt problematisch. Es kam im Jahresvergleich zu einem Rückgang um -2,3% nach zuvor -2,3%. Trotz dieser Entwicklungen ist die Eurozone seit dem 2. Halbjahr wieder auf einem Wachstumspfad, der nach aktuellen Datenmaterial an Dynamik gewinnt.
Eurozonen Geldaggregate
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EURUSD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!

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