In den Medien ist zu lesen, dass sich die Gegenbewegung des Euros von 1,0462 Dollar auf bislang im Hoch ca. 1,10 Dollar sich negativ auf den DAX auswirkt und damit die Ursache für die Seitwärtsbewegung des DAX im Bereich der 12.000er Marke ist. Offensichtlich ist nun auch in den breiten Medien angekommen, dass der schwache Euro den DAX unterstützt (hat).
Sie haben das schon sehr früh hier im Steffens Daily erfahren – bevor die Rally im DAX startete. Jetzt wird dieses Thema breitgetreten, zu einem Zeitpunkt, wo es eigentlich schon eher wieder hinter uns liegt. Kurz: Ab sofort wird jede Bewegung des Euros mit dem DAX in Verbindung gebracht werden. Und das Verrückte ist, dass es durchaus sein kann, dass diese hohe Korrelation auch noch eine Weile weiter bestehen bleibt. Komplexere Ursachen.
Es ist verständlich, denn der Mensch mag es einfach. Leider ist einfach meist nicht unbedingt richtig. Und so ist auch hier der Hintergrund, wie so oft, weit komplexer. Das wird durch eine einfache Überlegung deutlich: Auch bei 1,10 Dollar bleibt der Euro schwach und wirkt sich natürlich positiv auf die deutsche Exportwirtschaft aus – denn ob der Euro bei 1,05 oder 1,10 Dollar steht, macht keinen großen Unterschied. Insbesondere wird dies nicht der Grund sein, warum eine Rally ins Stocken kommt. Immerhin fiel der Euro zuvor von 1,40 Dollar auf das aktuelle Niveau. Doch diese „Feinheit“ interessiert die meisten nicht.
Die Fed macht die Kurse
Der eigentliche Hintergrund der Bewegungen ist jedoch ein anderer und dieser hängt mit den Aussagen der Fed auf der vergangenen Fed-Zinssitzung zusammen:
Die Fed hat zwar faktisch Zinserhöhungen angekündigt, gleichzeitig aber ihre Erwartungen, wie stark die Zinsen bis zu welchem Zeitpunkt steigen werden, deutlich gesenkt. Eine sehr geschickte Strategie: Vorne wird ein wenig gezogen, hinten wird etwas nachgelassen. Das führt dazu, dass der Markt diese Strategie so auffasst, als würden die steigenden Zinsen, durch die gesenkten Erwartungen quasi kompensiert.
Und tatsächlich, die US-Indizes steigen seit dieser Zinssitzung wieder munter weiter. Und genau das ist auch der Grund, warum der Euro zum Dollar zulegt, denn wenn die Zinserhöhungen langsamer erfolgen, dann wird nicht mehr so viel Geld für Anleihen vom Euro- in den Dollarraum fließen, wie bis vor kurzem erwartet.
Damit wird der DAX aber auch nicht mehr von einem weiter fallenden Euro beflügelt. Das ist sicherlich auch einer der Gründe, warum der DAX seine starke Rally zumindest unterbricht. Aber diese Faktoren gehören alle zusammen. Sie sehen also: Nur zu schreiben, dass der steigende Euro den DAX unter Druck setzt, ist zwar nicht ganz falsch, aber eben auch nicht uneingeschränkt richtig.
Die Grundlage hat sich nicht geändert
Aber, und das ist das Entscheidende: Die Grundlage, die zum schwachen Euro und zur Rally im DAX führte, hat sich nicht verändert: Während die Fed eine sehr vorsichtige Straffung ihrer Geldpolitik einleitet, ist die EZB noch damit beschäftigt, die Geldschleusen weit offen zu halten.
Allerdings hat sich etwas anderes geändert: Mittlerweile ist dieser Umstand einfach schon zu einem großen Teil eingepreist. Und auch das ist ein Hintergrund, warum der Euro wieder etwas steigt und der DAX im Moment seitwärts konsolidiert. Und so kann man sowohl die Konsolidierung im DAX als auch im Euro (als Gegenbewegung) einfach auch als Reaktion darauf sehen, dass im DAX eine starke Rally und im Euro eine starke Abwärtsbewegung bereits stattgefunden haben. Und schlussendlich muss man natürlich auch den Verfallstag als Auslöser der Konsolidierung im DAX (denken Sie an die 12.000er Position) sehen.
Wie geht es weiter?
Doch verlassen wir die hohe Komplexität der Börsen und wenden uns einer „einfacheren“ Frage zu: Wie geht es weiter? Wie ich schon in der vergangenen Woche geschrieben habe, denke ich, dass wir insgesamt wieder auf dem Weg einer Normalisierung sind. Die unterschiedlichen Bewegungen im DAX und bei den US-Indizes werden sich wieder stärker angleichen. Zudem bleibt auch die US-Zinspolitik bei leicht steigenden Zinsen immer noch expansiv. Und so sind auch die US-Aktienmärkte weiterhin (eher) unterstützt.
Ob das ausreicht, damit der Aufwärtstrend der US-Indizes nach der eher seitwärts (bzw. leicht aufwärts) gerichteten Konsolidierung der US-Indizes seit Ende 2014 fortgesetzt wird, müssen wir nicht beantworten. Hier können wir uns einfach hinter den Markt stellen, denn im Moment ist das wirklich einfach: Wie schon geschrieben, sollte der Blick des Anlegers auf den Nasdaq Composite gerichtet sein. Wenn dieser seine Hochs aus dem Jahr 2000 nachhaltig und dynamisch nach oben bricht, wäre dies ein sehr ernstzunehmender Hinweis auf die Fortsetzung der Rally. Und das sollte sich dann auch im DAX bemerkbar machen.
DAX im Chart
Schauen wir uns zum Schluss noch den DAX im kurzfristigen Chart an:
Wir sehen im Moment eine Konsolidierung im Bereich der 12.000er Marke. Das ist für sich genommen nicht ungewöhnlich. Die Rücksetzer gehen regelkonform in den Bereich der blau gestrichelten Mittellinie aus dem Target-Trend-Methoden Tageschart bei 11.794 Punkten.
Darüber bildet sich eine kleine, abwärtsgerichtete Trendlinie, so dass ein absteigendes Dreieck entsteht. Im Prinzip können wir uns es damit ebenfalls recht einfach machen: Wenn diese rote Abwärtstrendlinie nachhaltig nach oben gebrochen wird, vielleicht mit dem Börsenstart heute in Form einer Kurslücke, wäre das ein erstes, kleines bullishes Zeichen. Dieses wird bestätigt, wenn auch die Hochs bei 12.200 nachhaltig nach oben überwunden werden. Sollte hingegen die 11.794er Marke nachhaltig nach unten gebrochen werden, wäre das ein erstes kleines, bearishes Signal.