Gestern sorgte die Meldung, wonach China keine oder weniger US-Staatsanleihen kaufen wolle, für schwere Turbulenzen an den Märkten. Zwar hat Chinas Devisenverwaltung SAFE (State Administration of Foreign Exchange) diese Meldung als „Fake News“ zurück gewiesen, doch ist die Stimmung derzeit zwischen den USA und China gerade im wirtschaftlichen Bereich schwer gereizt. Dazu beigetragen hat auch die vom US-Kongreß vorgestern beschlossen Zusammenarbeit mit Taiwan, das bekanntlich von Peking als zu China gehörig beansprucht wird – aus Sicht der chinesischen Regierung ist das eine klare Provokation!
Nun hat heute China den USA verstärkten Protektionismus vorgeworfen. So erklärte der Sprecher des chinesischen Handelsministeriums Gao Feng:
„Wir stellen fest, dass die Stimme des Protektionismus in den USA immer lauter wird und nun sogar die Oberhand gewonnen hat!“
Was war passiert? Der chinesische Telekommiunikationsausrüster und (weltweit drittgrößte) Smartphone-Hersteller Huawei versucht seit langem, auch im US-Markt Fuß zu fassen, etwa durch einen geplanten Deal mit AT&T und Verizon. Aber der US-Kongreß blockiert das seit dem Jahr 2012, weil er davon ausgeht, dass dadurch die nationale Sicherheit der USA gefährdet sei. Man ging dabei so weit, den US-Unternehmen von Geschäften etwa mit Huawei abzuraten, weil das Unternehmen der verlängerte Arm Pekings sei. Es gehe um Spionage, wie nun ein Brief des US-Kongresse, der gestern an alle entscheidenden US-Behörden verschickt wurde, behauptet („only reinforces our concerns regarding Huawei and Chinese espionage“). Darin wird vor der angeblich von Huwai und anderen chinesischen Tech-Firmen ausgehende Gefahr für die USA gewarnt („on the threat Huawei and other Chinese technology companies pose“).
Eigentlich wollte Huwai den Deal mit AT&T auf der gerade laufenden Consumer Electronics Show in Las Vegas verkünden – woraus nun absehbar nichts mehr werden wird! Daher die harsche Reaktion des chinesischen Handelsministeriums heute!
Aber auch das wiederum hat eine Vorgeschichte – in der letzten Woche haben amerikanische Regulatoren der zum Alibaba-Konzern gehörenden Ant Financial (ehemals Alipay, das die weltweit größte Online-und Smartphone-Bezahlplattform betreibt) untersagt, Teile des amerikanischen Konzerns MoneyGram (zweitgrößte Anbieter von Geldüberweisungen in der Welt) zu übernehmen (für 1,2 Milliarden Dollar). Damit ist praktisch die Tür für den Alibaba-Tycoon Jack Ma zugeschlagen worden – Alibaba wird damit faktisch der Markteintritt in die USA verwehrt!
Der Sprecher des chinesischen Handelsministeriums Gao Feng meinte heute, dass China stark gegen alle protektionistischen Tendenzen opponiere – was natürlich bestenfalls eine Halbwahrheit ist, schließlich ist es kein Zufall, dass US-Tech-Giganten wie Google (NASDAQ:GOOGL) oder Amazon (NASDAQ:AMZN) in China kein Bein auf die Erde bekommen. Der einzige große amerikanische Tech-Konzern, der noch nennenswerte Marktanteile in China hat, ist Apple (NASDAQ:AAPL) – aber dessen Marktpräsenz wird von Peking systematisch zurück gedrängt.
Blickt man auf diesen gesamten Kontext, dann wird klar: die gestrige Meldung, dass China keine oder weniger US-Staatsanleihen kaufen wolle, kommt nicht aus dem Nichts – sie ist vielmehr Bestandteil eines Säbelrasselns beider Großmächte, das eine Tendenz zur verstärkten Konfrontation beider Großmächte hat. Die Märkte würden gut daran tun, sich dieser Konfrontation bewußt zu werden!