MPC Energy: "Wir streben ein weiteres Rekordjahr an" - Vorstandsinterview

Veröffentlicht am 10.03.2025, 07:45

MPC Energy Solutions NV hat kürzlich vorläufige Zahlen für das Jahr 2024 vorgelegt, die kräftige Steigerungen von Umsatz und EBITDA aus dem Anlagenbetrieb gezeigt haben, und einen Ausblick auf die Entwicklung in der aktuellen Finanzperiode gegeben. Mitte dieses Jahres wird ein Solarpark in Guatemala mit 66 MWp, das größte Investment der Firmengeschichte, in Betrieb gehen, was einen weiteren Schub für die Resultate bedeutet. Aus diesem Anlass hat aktien-global mit CFO Stefan H.A. Meichsner gesprochen.

aktien-global.de: Herr Meichsner, im Jahr 2024 konnte MPC Energy Solutions den Umsatz aus dem Anlagenbetrieb um mehr als 40 Prozent auf 12,8 Mio. US-Dollar steigern und damit das EBITDA aus dem Anlagenbetrieb von 4,4 auf 7,9 Mio. US-Dollar verbessern. Was waren für Sie ansonsten die wichtigsten Fortschritte im letzten Geschäftsjahr?

Stefan H.A. Meichsner: Wir können mit den operativen Ergebnissen unseres Portfolios wirklich sehr zufrieden sein. Vor allem unsere Solarkraftwerke in El Salvador und Mexiko haben sehr gute Ergebnisse erzielt. Hervorheben würde ich ansonsten auf jeden Fall unsere Kostendisziplin. Wir haben die Struktur- und Gemeinkosten gegenüber 2023 um 30% gesenkt und dadurch auch auf Gruppenebene das operative Ergebnis erheblich verbessert. Außerdem sind wir sehr zufrieden mit dem Fortschritt unseres Bauprojektes in Guatemala. Das Kraftwerk dort ist genauso groß wie unser übriges Portfolio zusammengenommen, und bisher leistet das Team hervorragende Arbeit. Wir gehen davon aus, dass wir wie vereinbart Mitte des Jahres ans Netz gehen können.

aktien-global.de: Trotzdem hat sich der Nettoverlust in 2024 von 8,5 auf 15,7 Mio. US-Dollar erhöht. Hintergrund ist eine Bilanzbereinigung und der Verkauf von Projekten unter Buchwert, die zu Sonderabschreibungen von 12,9 Mio. US-Dollar geführt haben. Können Sie uns kurz die Hintergründe erläutern?

Stefan H.A. Meichsner: Insbesondere unsere Investitionen in Kolumbien und Puerto Rico sind von Beginn an unter unseren Erwartungen geblieben. Zum einen waren die Baukosten deutlich über Budget, weil u.a. die Netzbetreiber die Einspeisepunkte nicht rechtzeitig fertigstellen konnten und wir gezwungen waren, unsere Stromlieferverpflichtungen lange über den Handel am Spotmarkt zu decken. Zum anderen waren die Erträge in den ersten Betriebsjahren nicht zufriedenstellend. Diese Kombination und damit auch veränderte Erwartungen für die Zukunft haben letztlich dazu geführt, dass die Buchwerte berichtigt werden mussten. In Puerto Rico konnten wir das Kraftwerk verkaufen und zumindest einen Teil der investierten Summe zurückführen. In Kolumbien arbeiten wir auf Verkäufe hin. Darüber hinaus haben wir Altlasten abgeschrieben.

aktien-global.de: Sie haben im Earnings-Call ausgeführt, dass die Bilanz damit abschließend bereinigt ist. Weitere Sonderabschreibungen können aber naturgemäß nicht ausgeschlossen werden, falls unerwartete Entwicklungen eintreten. Können Sie uns diesbezüglich die wesentlichen Risiken für 2025 benennen?

Stefan H.A. Meichsner: Durch die Impairments starten wir nun in der Tat mit einer sauberen, soliden Bilanz in das Jahr 2025. Ich sehe im Wesentlichen das Risiko, dass die finalen Verkaufserlöse in Kolumbien unter unseren Erwartungen und damit den Buchwerten liegen könnten. Davon ist derzeit zwar nicht auszugehen, aber solange die Gespräche laufen, sind die genannten Bewertungen naturgemäß nicht final vereinbart. Ich möchte aber auch klar unterstreichen, dass die Marktwerte unserer anderen Projekte – vor allem in El Salvador und Guatemala – ihre Buchwerte deutlich überschreiten. Aber ein solches Gegengewicht können wir in den Zahlen erst zeigen, wenn wir die Projekte gewinnbringend veräußern sollten.

aktien-global.de: Mitte dieses Jahres soll ein PV-Park in Guatemala mit 66 MWp, das größte Investment der Firmengeschichte, den Betrieb aufnehmen. Wie sieht es im Moment aus, kann der Termin gehalten werden? Was könnte einen pünktlichen Betriebsstart noch verhindern?

Stefan H.A. Meichsner: Wir liegen genau im Zeitplan und im Budget. Die Installation der Module und der Trackersysteme geht gut voran, sämtliche noch benötigten Materialien sind auf der Baustelle, die Teams vor Ort leisten großartige Arbeit. Auch das Umspannwerk, das unser zukünftiger Stromabnehmer errichtet, ist nahezu fertig. Aktuell gibt es keine Anzeichen dafür, dass wir auf der Zielgerade noch stolpern könnten. Aber es ist ein Großprojekt und es gibt immer Grundrisiken, die letztlich zu Verzögerungen oder Zusatzkosten führen können. Im Mai beginnt in der Region die Regenzeit und damit ändern sich mitunter die Bedingungen vor Ort, aber das ist eingeplant. Ich bin sehr optimistisch, dass wir wie geplant Mitte des Jahres Strom ins Netz einspeisen werden.

aktien-global.de: Mit dem Beitrag des neuen PV-Parks soll das EBITDA aus dem Anlagenbetrieb im laufenden Jahr weiter steigen, auf 9 bis 9,5 Mio. US-Dollar. Damit könnte das Unternehmen erstmals einen positiven freien Cashflow erzielen. Wie hoch könnte dieser ausfallen und wie gut ist dieser Ausblick abgesichert?

Stefan H.A. Meichsner: Die Prognose geht von zwei Annahmen aus: Erstens müssen die beiden Kraftwerke in El Salvador und Mexiko ohne größere Unterbrechungen laufen. Das halte ich für unkritisch. Und zweitens muss unser Projekt in Guatemala in der zweiten Jahreshälfte in Betrieb sein und seine Planwerte erreichen. Oder anders gesagt: Es muss eigentlich nur ein normales Jahr werden, um nach Berücksichtig von Overhead-Kosten, Kapitaldiensten und Steuern einen leicht positiven Free Cash Flow auf Gruppenebene erzielen zu können. Wir streben ein weiteres Rekordjahr an, und zum Erreichen braucht es keine außerordentlichen Ereignisse, sondern einfach business-as-usual.

aktien-global.de: Sie haben angekündigt, dass Aktionäre an diesem zentralen Fortschritt partizipieren sollen. Wann könnte das umgesetzt werden und welche Maßnahmen werden erwogen – etwa eine Dividende oder ein Aktienrückkauf?

Stefan H.A. Meichsner: Falls sich unsere freien liquiden Mittel im Laufe des Jahres wie geplant durch Ausschüttungen aus den Projekten und durch Projektverkäufe erhöhen, halte ich es für vernünftig, dass wir Geld an die Aktionäre auskehren. Die genaue Form, also ob Dividenden, Aktienrückkäufe oder Ähnliches, haben wir bisher nicht festgelegt.

aktien-global.de: Im nächsten Jahr dürfte der neue PV-Park dann über zwölf Monate seinen Beitrag zu den Unternehmensresultaten leisten. Was bedeutet das für den Free-Cashflow und wollen Sie das zu einem substanziellen Teil an die Aktionäre weiterreichen?

Stefan H.A. Meichsner: 2026 hätten wir planmäßig drei Anlagen in Betrieb, die insgesamt etwa USD 16.5 Mio. Umsatz und USD 13 Mio. EBITDA erzielen sollten. Der Free Cash Flow der Gruppe sollte dann auf USD 1.5 bis 2 Mio. steigen, wenn wir unsere Disziplin auf Kostenseite beibehalten. Das Ziel der Mittelrückführung an die Aktionäre bleibt – aus meiner Sicht kann das auch ein Großteil dieser Beträge sein. Aber lassen Sie uns das Geld nicht verteilen, bevor wir es verdient haben.

aktien-global.de: Trotz aller Fortschritte konnte sich die Aktie noch nicht erholen und ist mit einem Abschlag auf den Buchwert von mehr als 60 Prozent auch im Wettbewerbsvergleich sehr niedrig bewertet. Neben der Partizipation der Aktionäre am Unternehmenserfolg – was planen Sie noch, um eine Trendwende der Aktie zu unterstützen?

Stefan H.A. Meichsner: Zwei Dinge sind entscheidend. Zum einen müssen wir operativ die Ergebnisse abliefern, die wir anstreben. Mit steigenden Gewinnen und Cash Flows sollte sich auch die objektive Bewertung unserer Firma positiv entwickeln. Zum anderen würde es uns natürlich helfen, wenn sich die Sichtweise auf Unternehmen, die ihr Geld mit erneuerbaren Energien verdienen, wieder positiver darstellt. Auch die Bewertungen unserer Peers haben deutlich gelitten, nachdem sich der Fokus vieler Investoren Richtung konventionelle Energie verschoben hat. Wenn wir auf Dauer nicht fair am Markt bewertet werden und verbesserte Ergebnisse nicht ausreichen, müssen wir im Sinne unserer Investoren über Alternativen nachdenken.

aktien-global.de: Herr Meichsner, herzlichen Dank für die spannenden Einblicke in Ihr Unternehmen!

(aktien-globlal.de, 10.03.25, 7:15, bitte beachten Sie unseren Disclaimer zu potenziellen Interessenkonflikten: https://www.aktien-global.de/impressum/)

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