- Der Aktienmarkt steht in der kommenden Woche vor einer entscheidenden Prüfung, die über den nächsten geldpolitischen Schritt der Fed mitbestimmen wird.
- Mit der Veröffentlichung des PCE-Kernpreisindexes werden wichtige Weichen gestellt.
- Auch die Entwicklung der Bankenkrise wird angesichts der anhaltenden Befürchtungen über die Finanzkraft der US-Regionalbanken im Mittelpunkt stehen.
- Prognose: Meiner Meinung nach werden die PCE-Preisdaten unterstreichen, wie wenig Fortschritte die Fed bei ihren Bemühungen macht, die Inflation wieder auf ein annehmbares Niveau zu bringen. Ein überraschend höherer Wert von 4,5 % oder mehr wird den Druck auf die Fed aufrechterhalten, ihren Kampf gegen die Inflation fortzusetzen.
- Prognose: Eine Verschärfung der Liquiditätskrise im Bankensektor würde die Ansicht untermauern, dass die Fed die Zinserhöhungen wahrscheinlich vorerst aussetzen wird, während die Entscheidungsträger sich ein Bild von der aktuellen Situation machen.
In der kommenden Woche wird sich zeigen, was die Fed als Nächstes tun wird, denn die US-Notenbank steht vor der schwierigen Gratwanderung zwischen ihrem kontinuierlichen Kampf gegen die hohe Inflation und den zunehmenden Anzeichen finanzieller Instabilität.
Laut dem von Investing.com bereitgestellten Tool Fed Rate Monitor Tool taxierten die Märkte am Freitagmorgen die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed ihre Zinserhöhungen bei der nächsten Sitzung im Mai pausieren wird, auf 72,1 %, die Wahrscheinlichkeit für eine Anhebung um 25 Basispunkte lag bei 27,9 %.
Quelle: Investing.com
Die Zentralbank hob ihren Leitzins am Mittwoch wie erwartet um 0,25 % an, ließ aber in ihrer Erklärung die bisherige Formulierung aus, dass „weitere Erhöhungen“ wahrscheinlich angemessen seien, und ersetzte sie durch die Worte, dass „eine weitere“ Straffung möglich sei.
Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell sagte in seiner Pressekonferenz nach der Sitzung, dass die Notenbank weiterhin auf die Bekämpfung der Inflation bedacht sei und gleichzeitig beobachten wird, inwieweit sich die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor auf die Wirtschaft auswirken.
Ich persönlich bin der Meinung, dass Powell die Situation sehr gut gemeistert hat. Er bekundete seine Entschlossenheit, die hartnäckige Inflation zu drosseln, während er seine Prognose angesichts der Spannungen im Bankensystem vorsichtiger formulierte. Wie ich jedoch bereits letzte Woche erwähnt habe, läuft die Fed Gefahr, einen großen politischen Fehler zu begehen, wenn sie zu früh mit einer Lockerung der Geldpolitik beginnt, die zu einem Wiederaufflammen des Inflationsdrucks führen könnte.
Da sich bei den Anlegern die Überzeugung, dass die geldpolitische Straffung der US-Notenbank kurz vor dem Ende stehen könnte, immer stärker durchsetzt, wird in der kommenden Woche viel auf dem Spiel stehen.
Wird die von der Fed bevorzugte Inflationskennzahl weiter sinken?
Da der Fed-Vorsitzende Powell bekräftigt hat, dass es sein Hauptziel ist, die Inflation wieder unter Kontrolle zu bringen, kommt dem für nächste Woche erwarteten Kern-PCE-Preisindex, dem bevorzugten Inflationsindikator der Fed, zusätzliche Bedeutung zu.
Die US-Regierung wird den Bericht für den Monat Februar am Freitag, den 31. März, um 14.30 Uhr veröffentlichen. Investing.com prognostiziert einen Anstieg des PCE-Kernpreisindex um 0,4 % gegenüber dem Vormonat und damit eine Abkühlung gegenüber dem Anstieg von 0,6 % im Januar. Die auf das Jahr hochgerechnete Rate wird nach diesen Erwartungen auf 4,3 % steigen, verglichen mit 4,7 % im Vormonat.
Quelle: Investing.com
Zwar gehen die Analysten davon aus, dass sich sowohl die Monats- als auch die Jahresraten gegenüber den Januarwerten abschwächen werden, doch werden die Zahlen wahrscheinlich zeigen, dass die Kern-PCE-Preise nicht schnell genug fallen, als dass die Fed ihre Bemühungen zur Inflationsbekämpfung in diesem Jahr verlangsamen könnte.
Der PCE-Kernpreisindex macht den zugrundeliegenden Inflationstrend leichter erkennbar, da er die volatilen Komponenten Nahrungsmittel und Energie ausschließt. Er wird auch von Vertretern der US-Notenbank aufmerksam beobachtet, weil er ihrer Ansicht nach eine genauere Einschätzung der künftigen Inflationsentwicklung ermöglicht.
Wie widerstandsfähig sind die US-Regionalbanken?
Neben dem Drama um die Inflation werden die Marktteilnehmer weiterhin auf die anhaltende Unsicherheit hinsichtlich der finanziellen Stabilität der regionalen Kreditinstitute in den USA achten, wo die Angst vor einem weiteren Bank-Run ein großes Risiko darstellt.
Die Aktien kleiner und mittelgroßer US-Regionalbanken stehen seit letzter Woche stark unter Druck, nachdem die Silicon Valley Bank (NASDAQ:SIVB) und die Signature Bank zusammengebrochen waren.
Diese Ereignisse haben Besorgnisse über weitere tickende Zeitbomben in diesem Sektor geweckt.
Der Augenmerk der Anlieger liegt nun vor allem auf der in San Francisco ansässigen First Republic Bank (NYSE:FRC), die sich in ständigen Gesprächen mit anderen Kreditgebern und Investmentfirmen über Kapitalzuführungen befindet. Die Aktie der FRC hat in diesem Monat rund 90 % an Wert verloren und ist damit der schwächste Titel im SPDR S&P Regional Banking ETF (NYSE:KRE), der im gleichen Zeitraum um 31,4 % gefallen ist.
In einer Senatsanhörung am Mittwoch erklärte Finanzministerin Janet Yellen den Gesetzgebern, dass sie die Möglichkeit der Schaffung einer „Pauschalversicherung“ zur Absicherung nicht versicherter Einlagen bei in Schwierigkeiten geratenen regionalen Kreditgebern nicht in Betracht gezogen oder geprüft habe, was einen weiteren Abverkauf in diesem Sektor auslöste.
Am Donnerstag schien sie etwas von ihrem Standpunkt abzurücken und ließ zumindest die Möglichkeit offen, dass das Finanzministerium auch in Zukunft Notmaßnahmen ergreifen könnte, um eine breitere Ansteckung des Bankensektors zu verhindern. „Wir haben wichtige Instrumente eingesetzt, um schnell zu handeln und eine Ansteckung zu verhindern. Und das sind Instrumente, die wir wieder einsetzen könnten“, sagte Yellen in einer schriftlichen Stellungnahme vor einem Unterausschuss des Repräsentantenhauses.
Letzte Woche sagte Yellen, dass nicht versicherte Einlagen nur dann garantiert würden, wenn sie zu einem systemischen Risiko und erheblichen wirtschaftlichen und finanziellen Folgen führen würden.
Anzeichen dafür, dass sich die jüngsten Turbulenzen auf einige wenige Banken beschränken, ohne dass es zu größeren Auswirkungen auf andere angeschlagene regionale Kreditgeber kommt, lassen jedoch hoffen, dass das Schlimmste hinter uns liegt. Sollte das der Fall sein, wird der Markt gezwungen sein, die Zinserwartungen neu zu bewerten, um eine weitere Straffung bis zum Ende des Sommers widerzuspiegeln.
***
Offenlegung: Jesse Cohen hält derzeit über den SPDR S&P 500 ETF (SPY) und den Invesco QQQ Trust ETF (QQQ) Long-Positionen auf den S&P 500 und den Nasdaq 100. Außerdem hält er eine Long-Position auf den Technology Select Sector SPDR ETF (NYSE:XLK).
Jesse richtet sein Portfolio aus Einzeltiteln und börsengehandelten Fonds auf der Grundlage einer laufenden Risikobewertung sowohl des makroökonomischen Umfelds als auch der Finanzlage der Unternehmen regelmäßig neu aus.
Die in diesem Artikel dargelegten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wider und sind nicht als Anlageberatung zu verstehen.