Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,051 (06:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0509 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 129,87. In der Folge notiert EUR-JPY bei 136,51. EUR-CHF oszilliert bei 1,02132.
Wir beginnen den heutigen Tag wie den gestrigen, nämlich mit Neuigkeiten aus China: der chinesische Präsident Xi Jinping rief gestern ein neues Infrastrukturpaket aus, um die Wirtschaft zu unterstützen. Dabei sollen in allen Bereichen Anstrengungen unternommen werden, die Infrastrukturausgaben anzukurbeln. Zugleich werden die äußerst harten Ausgangsbeschränkungen in der Region Shanghai etwas gelockert, sobald ein Sektor in der Region als coronafrei gilt. Kurzum, die Bauarbeiter müssen am Ende auch das Haus verlassen dürfen, um mit den Projekten die Wirtschaft anzukurbeln.
Die Börse nahm die Neuigkeiten mit Freude auf: die Aussagen Xis sorgten am Mittwoch für eine Aktienrallye des CSI 300 Index um bis zu 2,7 %, der damit der stärkste asiatische Markt war, Angeführt wurde die Rallye von Technologie- und Industrieaktien (NYSE:XLI). Wir bleiben trotzdem skeptisch dem chinesischem Leitindex gegenüber, der am noch am Dienstag auf ein Zweijahrestief fiel.
Verlauf CSI 300 Index; Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung
So haben auch Infrastrukturprojekte haben einen fallenden Grenznutzen, während das zuvor angestoßene und notwendige Projekt Strukturbereinigung im chinesischen Bausektor wiederum nach hinten verlegt wird. Ohnehin bleiben mögliche US-Sanktionen ein Damoklesschwert über dem Markt.
China läuft wie bereits zur Coronakrise den westlichen Märkten voraus. Während in Europa die Einkaufsmanagerindizes zwar im Rückgang begriffen sind, aber noch über der 50 Punkte-Marke liegen, sieht dies im Reich der Mitte bereits anders aus:
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung.
Hier ist der PMI bereits unter die 50 Punkte-Marke gefallen. Der Anreiz, die Wirtschaft über die Fiskal- und Geldpolitik zu stabilisieren, ist somit ausgeprägt. Aktuell antizipieren die Märkte aber noch keine Trendwende für die Konjunktur. Ein Griff ins fallende Messer könnte an dieser Stelle schmerzhaft werden. US-Handelsdefizit weitet sich aus
Überraschend deutlich hat sich das Handelsbilanzdefizit der USA im März auf einen neuen Rekordwert von 125,3 Mrd. US-Dollar ausgeweitet, da der Wert der Einfuhren den der Ausfuhren signifikant übertraf.
Die US-Warenimporte stiegen um 11,5 % auf einen Rekordwert von 294,6 Mrd. USD, welches auf einen deutlichen Anstieg des Wertes von Vorprodukten für die Industrie, darunter auch Öleinfuhren, zurückzuführen ist. Die Zuwächse fanden jedoch in der Breite statt, da der neuste Bericht zweistellige Zuwächse in den Bereichen Konsumgüter und Automobile auswies.
Trotz des starken US-Dollars fachen die Importe die Inflationskomponente weiter an, jedoch nicht so, wie es anderen Ländern aktuell geht, deren Währung schwächer ist. Das Güterangebot ist in vielen Sektoren unelastisch. Damit bewirkt eine Ausweitung der Nachfrage keine Ausweitung der Produktionsmenge, sondern nur eine Preisreaktion. Im Einkauf ist das Land ist im Vorteil, das eine starke Währung hat. Der Nachteil im Export ist bei den aktuellen Angebotsknappheiten dagegen noch nicht spürbar.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0950 - 1.0980 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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