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Der Ukraine-Krieg hat nicht nur extreme Unruhe weltweit ausgelöst, er hat auch den Rohstoffmarkt ins Wanken gebracht. Nicht nur die Preise für Öl und Gas befinden sich seit dem Einmarsch aufgrund der Sorge vor einem Lieferstopp auf einem hohen Niveau. Auch die Preise einiger Metalle sind seither gestiegen – darunter Nickel. Der Preis für Nickel ist in den letzten Wochen extrem gestiegen. Lag der Preis pro Tonne zu Beginn des Jahres noch bei 20.725 US-Dollar, so stieg er am 23. Februar – ein Tag vor Kriegsbeginn – bereits auf 24.944 US-Dollar an. Dies zeigt deutlich, dass die Nachfrage nach dem Metall ohnehin zugenommen hat. An der Londoner Metallbörse kletterte er nun am 8. März auf über 100.000 US-Dollar. Der Handel mit dem Schwermetall wurde daraufhin ausgesetzt.
Nickel wurde zuletzt für 32.724,00 US-Dollar je Tonne gehandelt.
Auch Nickelaktien machen einen Kurssprung
Die Aktien der Nickelproduzenten und Rohstoffhändler haben in letzter Zeit ebenfalls von dem Preisanstieg des Metalls profitiert.
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Der Kurs des brasilianischen Bergbauunternehmens Vale (NYSE:VALE) (WKN: A0RN7M) stieg deutlich an.
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Ebenso die Aktien des Rohstoffhändlers Glencore (LON:GLEN) (WKN: A1JAGV).
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Seit Jahresbeginn legen die Aktien von Aneka Tambang (JK:ANTM) (WKN: A0MW2K), ein indonesischer Nickelproduzent, an der Börse in Jakarta ebenfalls deutlich zu.
Preisanstieg überrascht Leerverkäufer
Nach Pressemeldungen wurde der Preissprung bei Nickel von mehreren Leerverkäufern ausgelöst, die bei dem Metall auf fallende Preise gesetzt hatten. Laut Zeitungsberichten gehörte ebenso der Unternehmer Xiang Guangda aus China zu den Leerverkäufern. Der Gründer von Tsingshan Group (WKN: A1CSJX), einem Stahlproduzenten, soll bereits große Short‑Wetten gegen den Nickelpreis abgeschlossen haben, bevor Russland in die Ukraine einmarschierte.
Als der Großteil der Rohstoffmärkte stieg, erhöhte sich ebenfalls der Nickelpreis, sodass die Spekulanten Nickel kaufen mussten, um ihre Positionen auszugleichen. Dadurch stieg der Nickelpreis weiter an und löste einen „Short Squeeze“ aus, wie wir es im letzten Jahr bei dem Wirbel um Meme-Aktien wie etwa GameStop (NYSE:GME) (WKN: A0HGDX) gesehen haben. Um ihre Verluste zu begrenzen, verkauften die Leerverkäufer einen Teil ihrer Nickelkontrakte.
London Metal Exchange greift ein
Als der Nickelpreis in London stellenweise auf über 100.000 Dollar pro Tonne angestiegen war, hat die Metallbörse reagiert und den Handel mit dem Metall für eine Woche ausgesetzt.
Die elektronische Handelsschnittstelle wurde komplett deaktiviert, nachdem es einigen Händlern offenbar gelungen war, die Beschränkung zu umgehen. Die einzige Möglichkeit, die nun noch bestand, war der Handel per Telefon. Seitens der LME sollte ein solcher „Ring“, in dem sich die Händler gegenseitig Preise zurufen, schon seit einiger Zeit abschaffen. Die Händler protestierten: Das elektronische Handelssystem könne das Transaktionsvolumen nicht abdecken und der Handel müsse ganz eingestellt werden.
Aufgrund der verwirrenden Wochen zieht die Londoner Metallbörse inzwischen Konsequenzen und begrenzt die möglichen Preisschwankungen für alle gehandelten Metalle. Tägliche Preisschwankungen für Metalle, die physisch geliefert werden, dürfen nur noch um höchstens 15 Prozent nach oben oder nach unten ausbrechen.
Russland ist einer der führenden Nickelexporteure der Welt
Doch der Preisanstieg von Nickel stand nicht nur im Kontext des allgemeinen Anstiegs der Rohstoffpreise in einem Umfeld hoher Inflation. Er kann auch als Auswirkung des Ukraine‑Krieges angesehen werden. Wie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in einer Mitteilung über das Metall erklärte, zählt Russland zu den wichtigsten Förderländern für Nickel – nach Indonesien sowie den Philippinen.
Wie ist Volkswagen (DE:VOWG) in das Nickeldrama involviert?
Weniger bekannt ist es, dass Volkswagen ein großer Akteur auf dem Rohstoffmarkt für Edelmetalle ist und an den Spekulationen beteiligt war.
Wie man jetzt erfahren hat, ist VW genau die gegenteilige Wette – nämlich auf steigende Nickelpreise – eingegangen. Und das in großem Umfang: Nach Meldungen der Zeitschrift „Capital“ verfügt der Konzern über eine der umfangreichsten Long-Positionen am Markt, mit einem Gegenwert von mehr als 100.000 Tonnen. Die Logik ist auch in diesem Fall: Nickel wird immer mehr als Rohstoff für Autobatterien gefragt und die Käufer möchten sich absichern. Den Angaben zufolge erstreckt sich die Position von VW über neun Jahre. Zunächst war nicht ersichtlich, inwiefern die Turbulenzen finanzielle Auswirkungen für den Autobauer haben.