Wer denkt, Trading sei pures Ratespiel, der könnte auch gleich Würfeln – und hätte wahrscheinlich ähnlich viel Erfolg. Tatsächlich geht es aber darum, diszipliniert einem klaren Gerüst zu folgen und die Risiken im Griff zu haben. In diesem Artikel zeige ich dir einen strukturierten Ansatz in sieben Schritten, der dir hilft, systematisch an die Sache heranzugehen.
1. Marktstimmung erkennen: Bullen oder Bären?
Bevor du überhaupt an einen Trade denkst, solltest du wissen, ob der Markt gerade eher Richtung Norden oder Süden zieht. Dafür reicht oft ein kurzer Blick auf ein paar wichtige gleitende Durchschnitte (z. B. den 20-EMA oder den 50-SMA). Liegt der Kurs meist über diesen Linien, ist die Stimmung bullish – das heißt, die Preise steigen tendenziell. Umgekehrt bedeutet ein Kurs, der sich hartnäckig unter den gleitenden Durchschnitten hält, eher eine bärische Stimmung. Dabei gilt: In einem Bullenmarkt konzentrierst du dich auf Kaufpositionen, im Bärenmarkt eher auf Short-Trades. Warum gegen die Masse schwimmen, wenn es auch einfacher geht?
2. Trend erkennen oder Seitwärtsgeplänkel?
Nur weil der Markt sich mal aufwärts oder abwärts bewegt, bedeutet das noch nicht automatisch einen klassischen Trend. Manchmal steckt der Kurs in einer engen Range fest und nervt uns Trader mit Richtungslosigkeit. Ein Indikator wie der Average Directional Index (ADX) kann nützlich sein: Steigt der ADX über 25, haben wir es eher mit einem dynamischen Trend zu tun. Sinkt er unter 20, dümpeln wir im Seitwärtsmarkt herum. Wer lieber auf sein Auge vertraut: Schau einfach auf die Hoch- und Tiefpunkte. Höhere Hochs und höhere Tiefs weisen auf einen Aufwärtstrend hin – tiefere Hochs und tiefere Tiefs deuten auf einen Abwärtstrend. Wer dagegen das ewige Pingpong in einer Range sieht, sollte erst mal auf Ausbrüche verzichten und an den Begrenzungen auf mögliche Umkehrsignale achten.
3. Warte auf die Korrektur und den „Bounce“
Es ist verlockend, in einen dynamischen Chart einzusteigen, sobald sich ein Trend abzeichnet. Doch viele Trader erwischen dabei oft das Ende der Fahnenstange und kassieren einen Dämpfer, wenn der Kurs plötzlich dreht. Deshalb ist es schlauer, auf eine Rücksetzbzw. „Pullback“-Phase zu warten. Du suchst dir also wichtige Unterstützungen oder Widerstände heraus und lässt den Kurs in diesen Bereich zurücklaufen. Erst wenn er dort anstößt und wieder in deine Trendrichtung dreht („Bounce“), gehst du hinein. So erwischst du im Idealfall einen besseren Preis und ein günstigeres Chance-Risiko-Verhältnis.
4. Stopp-Loss auf einem kleineren Zeitfenster setzen
Auch wenn es wehtut: Verluste gehören zum Trading. Aber du hast es in der Hand, wie groß dein Verlust ausfällt. Wer seinen Stopp-Loss zu weit entfernt platziert, riskiert ein unnötig großes Loch im Konto. Wer ihn dagegen zu eng setzt, wird schon bei kleinen Marktschwankungen rausgeworfen. Ein Trick ist, einen kürzeren Zeitrahmen (Timeframe) für die Festlegung des Stopps zu wählen. Ist dein Entry zum Beispiel im Stundenchart, kannst du deinen Stopp womöglich im 15-Minuten-Chart genauer bestimmen. Das reduziert das Risiko und kann den Gewinn bei korrektem Trade-Management steigern.
5. Nicht mehr als 1 % riskieren
Egal wie glänzend ein Setup aussieht, bedenke: Kein Handel ist ein Selbstläufer. Wenn du maximal 1 % deines Kontos pro Trade riskierst, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass dich ein paar Fehlschläge nicht aus der Bahn werfen. Emotional wird das Ganze ebenfalls entspannter. Ein aufgeräumter Kopf trifft bekanntlich bessere Entscheidungen, als wenn man vor lauter Angst vor dem Totalverlust schon schlaflose Nächte hat.
6. Gewinnziel auf einem höheren Zeitrahmen setzen
Gerade wenn du deine Trades in einer kleineren Zeiteinheit planst, lohnt sich ein Blick in größere Zeitfenster, um ein realistischeres Kursziel festzulegen. Auf dem Tages- oder sogar Wochenchart erkennst du oft wichtige Unterstützungs- oder Widerstandsmarken, an denen der Kurs abprallen könnte. Zusätzlich macht ein Chance-Risiko-Verhältnis von mindestens 1:2 Sinn: Gewinne sollten im Durchschnitt wenigstens doppelt so hoch sein wie das potenzielle Verlustrisiko. So reicht am Ende bereits eine Trefferquote von 50 %, um auf Dauer solide Renditen einzufahren.
7. Trading verwalten: Stopp-Loss nachziehen
Vielen Tradern fällt es schwer, Gewinne laufen zu lassen. Schnell rutscht der Finger auf den „Schließen“-Knopf, weil man bloß nicht das bereits Erreichte wieder verlieren will. Hier kommt die Kunst des sogenannten Trade-Managements ins Spiel. Sobald sich dein Trade in den Gewinn bewegt, kannst du den Stopp-Loss schrittweise anheben – zum Beispiel auf den Einstiegspreis (Breakeven), um das Risiko aus dem Markt zu nehmen. Geht’s weiter nach oben (oder nach unten, je nach Trade-Richtung), kannst du nach und nach mehr Gewinne absichern. So lässt du dem Kurs Luft, um weiter in deine Richtung zu laufen, ohne dich unnötig zu gefährden.
Fazit: Keine „Glaskugel“, sondern Systematik
Am Ende hängt erfolgreicher Handel nicht davon ab, ob du hellseherische Fähigkeiten besitzt, sondern davon, dass du einem planvollen Gerüst treu bleibst. Marktstimmung checken, Trend identifizieren, auf Pullbacks warten, Risk- und Trade-Management ernst nehmen – das sind die Zutaten für ein konsistentes Trading. Und klar: Gänzlich ohne Verluste funktioniert das Ganze nicht. Doch wer sich an die eigene Strategie hält und das Konto schützt, kann langfristig durchaus eine Menge erreichen. Gerade in Zeiten, in denen Kursbewegungen teils so schnell wie das Wetter wechseln, ist ein strukturiertes Vorgehen Gold wert – egal, ob du nun ein Bulle oder ein Bär bist.