Warum die ultralockere Geldpolitik bald vorbei sein könnte, aber die Zinsen tief bleiben
DAX 8.000 Punkte, Dow Jones auf Rekordhoch, der japanische Nikkei erstmals seit Ausbruch der weltweiten Finanzkrise wieder über 12.000 Punkten und die Experten sind sich einig: Die Politik des billigen Geldes ausnahmslos aller Notenbanken ist der Treibstoff dieser Rally und nicht etwa die Erkenntnis, die Krise sei gelöst und die Schulden aller Länder kein Problem mehr. Das Gegenteil ist sogar der Fall, die Verschuldungsquoten der wichtigsten Industrienationen sind in den vergangenen Jahren weiter gestiegen, Japan liegt bei über 240 Prozent des BIP, Europa bringt es im Schnitt auf 100 Prozent. In etwa da rangieren auch die Amerikaner, die gerade mal wieder dabei sind, die Schuldenobergrenze weiter anzuheben.
Diese Schulden mit Hilfe von frisch gedrucktem Geld quasi durch die Hintertür abzubauen, ist ein netter und wohl akzeptierter, ich bin fast geneigt zu sagen, gewollter Nebeneffekt dieser Geldpolitik. Deshalb sind die Kritiker dieser Politik bislang in den entscheidenden Gremien immer überstimmt worden, aber es werden zunehmend mehr. Gestern merkte der deutsche Bankenverband richtigerweise an, negative Realzinsen können nicht die Lösung der Staatsschuldenkrise sein.
Führt uns diese Politik womöglich aus der momentanen gleich wieder in die nächste Krise, weil das billige Geld blind vor neuen Risiken macht und damit den Weg für eine neue Blase eröffnet? Wir werden es vielleicht wissen, wenn die eingangs erwähnten und vor der Finanzkrise schon einmal erreichten Höchststände am Ende als Ventil für eine schnelle Entladung der Börsen herhalten müssen. Ganz so pessimistisch bin ich nicht, was die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten angeht, aber es wäre in meinen Augen nur gesund, wenn sich die Investoren langsam aber sicher damit anfreunden, dass die Notenbanken nicht immer noch eine Schippe drauflegen werden, sondern in den nächsten Monaten eher einen Gang zurückschalten werden.
Vielleicht haben wir am gestrigen Donnerstag schon den Wink mit dem so genannten Zaunpfahl bekommen. Ich kann mich noch gut an diese Donnerstage im Krisenjahr 2012 erinnern, an denen die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of England (BoE), die chinesische Zentralbank und in diesem Umfeld auch die Mutter der laxen Geldpolitik, die US-Notenbank (Fed), am gemeinsamen Zinsstrang nach unten zogen.
Man könnte meinen, auch vor den gestrigen Notenbanksitzungen gab es im Vorfeld untereinander eine Abstimmung, eben gerade nichts zu tun. Konzertiertes Stillhalten war angesagt. Vielleicht läuft man damit auch in diesem Fall wieder nur einer Federal Reserve hinterher, die jetzt damit begonnen hat, die Märkte zumindest verbal auf eine Trendwende ihrer Geldpolitik vorzubereiten. Immerhin war es auch die Fed, die als erste die Zinsen mit aller Entschiedenheit senkte und mit ihrem „Quantitative Easing (QE)“ in vier Akten die Märkte mit Geld flutete.
Es folgten in ihrem Schlepptau die bereits oben erwähnten Kollegen aus London, Frankfurt, Peking und Tokio. Ich könnte mir vorstellen, dass wir dieses jetzt wieder, nur aber mit umgekehrten Vorzeichen, erleben. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass die Zinsen sowohl in der Eurozone als auch den USA noch einige Zeit so tief bleiben. Alles andere wäre der absolute Killer für die langsam wieder anspringende Weltkonjunktur.
Für Großbritannien und Japan stellt sich die Situation allerdings in meinen Augen noch etwas anders dar. Gerade in Japan hat man gestern erst stillgehalten, weil man weiß, dass mit Haruhiko Kuroda in zwei Wochen ein Mann an die Spitze der Bank of Japan wechselt, der sich das Ziel Inflation auf die Fahnen geschrieben hat und den Yen weiter schwächen wird. Gut nachzuvollziehen, dass der nun aus seinem Amt scheidende Shirakawa nicht zum Abschluss noch einmal etwas tun wollte, wovon er nicht wirklich überzeugt ist.
Auch halte ich die Diskussion, die Japaner würden mit ihrer nun eingeschlagenen Politik eines schwächeren Yen den Währungskrieg eröffnen, für übertrieben. Immerhin hat die japanische Währung seit Ausbruch der globalen Finanzkrise auch über 30 Prozent zugelegt, weil die Investoren vor dem billigen Geld in Europa und den USA in den sicheren Hafen Japan geflohen sind. Es spricht also in meinen Augen nichts dagegen, dass die Währung in diesem Maße wieder abgewertet wird. Deshalb sehe ich auch weiteres Potenzial im Währungspaar USD/JPY, auch die 110 USD/JPY aus dem Jahr 2008 halte ich auf lange Sicht nicht für ausgeschlossen.
Ähnliches Bild und damit auch eine ähnliche Einschätzung habe ich im Falle Großbritanniens. Auch hier wird der Stuhl des Notenbankchefs im Juli neu besetzt. Mit Mark Carney, der jetzt noch die Geldpolitik in Kanada bestimmt, kommt auch hier jemand ins Amt, der ein Verfechter einer lockeren Geldpolitik im Stil eines Ben Bernanke ist. Um die Wirtschaft auf der Insel vor einer tieferen Rezession zu bewahren – ein erneuter Rückfall im ersten Quartal ist für mich ausgemachte Sache – wird auch er nicht umhin kommen, die Zügel weiter zu lockern und sich somit der Trendumkehr aus den USA noch nicht anschließen. Folgerichtig erwarte ich auch hier ein weiter fallendes Britisches Pfund gegenüber dem US-Dollar, das „Cable“ sollte sich in den nächsten sechs bis zwölf Monaten in die Richtung des Tiefs aus dem Mai 2010 bei 1,42 GBP/USD bewegen.
Etwas ratlos bin ich allerdings im Falle der Europäischen Zentralbank, die für meine Begriffe gestern versucht hat, es allen Recht zu machen, mich damit aber etwas verwirrt hat. Einerseits sieht sie die Eurozone noch tiefer in die Rezession gleiten. Dafür führt sie das schlechte Abschneiden im letzten Quartal 2012 an, obwohl sich doch gerade dieser Basiseffekt positiv auf die Rate im laufenden Jahr auswirken müsste. Andererseits erwartet sie eine allmähliche Erholung im zweiten Halbjahr, was man auch in alle möglichen Richtungen interpretieren kann. Daraus nun konsequent zu schließen, es gäbe in diesem Jahr keine weitere Zinssenkung, halte ich für verfrüht.
Ich bleibe dabei, vieles wird vom Kurs der US-Notenbank abhängen und da wissen wir vielleicht schon heute Nachmittag etwas mehr, wenn neue Zahlen zum amerikanischen Arbeitsmarkt veröffentlicht werden. Eine positive Überraschung (ca. 160.000 neue Stellen werden erwartet) wäre ein weiterer Beleg dafür, dass die US-Konjunktur im Gegensatz zu Japan und Großbritannien schon wieder auf dem richtigen Weg ist und sollte den Dollar weiter stärken. Auch weil dann die Fed eher geneigt sein dürfte, die Zügel schneller wieder anzuziehen.
Fraglich bleibt in diesem Fall die Reaktion der Aktienmärkte. Ihnen droht dann genau der Treibstoff, mit dem sie in den vergangenen Monaten unterwegs waren, auszugehen, wenn die Fed den Geldhahn langsam aber sicher wieder zudreht. Dann werden wir wissen, was die Rally an den Börsen tatsächlich wert war und ist.

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GBP/USD; Wochenchart; 3 Jahre" title="GBP/USD; Wochenchart; 3 Jahre" width="1674" height="920" />
DAX 8.000 Punkte, Dow Jones auf Rekordhoch, der japanische Nikkei erstmals seit Ausbruch der weltweiten Finanzkrise wieder über 12.000 Punkten und die Experten sind sich einig: Die Politik des billigen Geldes ausnahmslos aller Notenbanken ist der Treibstoff dieser Rally und nicht etwa die Erkenntnis, die Krise sei gelöst und die Schulden aller Länder kein Problem mehr. Das Gegenteil ist sogar der Fall, die Verschuldungsquoten der wichtigsten Industrienationen sind in den vergangenen Jahren weiter gestiegen, Japan liegt bei über 240 Prozent des BIP, Europa bringt es im Schnitt auf 100 Prozent. In etwa da rangieren auch die Amerikaner, die gerade mal wieder dabei sind, die Schuldenobergrenze weiter anzuheben.
Diese Schulden mit Hilfe von frisch gedrucktem Geld quasi durch die Hintertür abzubauen, ist ein netter und wohl akzeptierter, ich bin fast geneigt zu sagen, gewollter Nebeneffekt dieser Geldpolitik. Deshalb sind die Kritiker dieser Politik bislang in den entscheidenden Gremien immer überstimmt worden, aber es werden zunehmend mehr. Gestern merkte der deutsche Bankenverband richtigerweise an, negative Realzinsen können nicht die Lösung der Staatsschuldenkrise sein.
Führt uns diese Politik womöglich aus der momentanen gleich wieder in die nächste Krise, weil das billige Geld blind vor neuen Risiken macht und damit den Weg für eine neue Blase eröffnet? Wir werden es vielleicht wissen, wenn die eingangs erwähnten und vor der Finanzkrise schon einmal erreichten Höchststände am Ende als Ventil für eine schnelle Entladung der Börsen herhalten müssen. Ganz so pessimistisch bin ich nicht, was die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten angeht, aber es wäre in meinen Augen nur gesund, wenn sich die Investoren langsam aber sicher damit anfreunden, dass die Notenbanken nicht immer noch eine Schippe drauflegen werden, sondern in den nächsten Monaten eher einen Gang zurückschalten werden.
Vielleicht haben wir am gestrigen Donnerstag schon den Wink mit dem so genannten Zaunpfahl bekommen. Ich kann mich noch gut an diese Donnerstage im Krisenjahr 2012 erinnern, an denen die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of England (BoE), die chinesische Zentralbank und in diesem Umfeld auch die Mutter der laxen Geldpolitik, die US-Notenbank (Fed), am gemeinsamen Zinsstrang nach unten zogen.
Man könnte meinen, auch vor den gestrigen Notenbanksitzungen gab es im Vorfeld untereinander eine Abstimmung, eben gerade nichts zu tun. Konzertiertes Stillhalten war angesagt. Vielleicht läuft man damit auch in diesem Fall wieder nur einer Federal Reserve hinterher, die jetzt damit begonnen hat, die Märkte zumindest verbal auf eine Trendwende ihrer Geldpolitik vorzubereiten. Immerhin war es auch die Fed, die als erste die Zinsen mit aller Entschiedenheit senkte und mit ihrem „Quantitative Easing (QE)“ in vier Akten die Märkte mit Geld flutete.
Es folgten in ihrem Schlepptau die bereits oben erwähnten Kollegen aus London, Frankfurt, Peking und Tokio. Ich könnte mir vorstellen, dass wir dieses jetzt wieder, nur aber mit umgekehrten Vorzeichen, erleben. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass die Zinsen sowohl in der Eurozone als auch den USA noch einige Zeit so tief bleiben. Alles andere wäre der absolute Killer für die langsam wieder anspringende Weltkonjunktur.
Für Großbritannien und Japan stellt sich die Situation allerdings in meinen Augen noch etwas anders dar. Gerade in Japan hat man gestern erst stillgehalten, weil man weiß, dass mit Haruhiko Kuroda in zwei Wochen ein Mann an die Spitze der Bank of Japan wechselt, der sich das Ziel Inflation auf die Fahnen geschrieben hat und den Yen weiter schwächen wird. Gut nachzuvollziehen, dass der nun aus seinem Amt scheidende Shirakawa nicht zum Abschluss noch einmal etwas tun wollte, wovon er nicht wirklich überzeugt ist.
Auch halte ich die Diskussion, die Japaner würden mit ihrer nun eingeschlagenen Politik eines schwächeren Yen den Währungskrieg eröffnen, für übertrieben. Immerhin hat die japanische Währung seit Ausbruch der globalen Finanzkrise auch über 30 Prozent zugelegt, weil die Investoren vor dem billigen Geld in Europa und den USA in den sicheren Hafen Japan geflohen sind. Es spricht also in meinen Augen nichts dagegen, dass die Währung in diesem Maße wieder abgewertet wird. Deshalb sehe ich auch weiteres Potenzial im Währungspaar USD/JPY, auch die 110 USD/JPY aus dem Jahr 2008 halte ich auf lange Sicht nicht für ausgeschlossen.
Ähnliches Bild und damit auch eine ähnliche Einschätzung habe ich im Falle Großbritanniens. Auch hier wird der Stuhl des Notenbankchefs im Juli neu besetzt. Mit Mark Carney, der jetzt noch die Geldpolitik in Kanada bestimmt, kommt auch hier jemand ins Amt, der ein Verfechter einer lockeren Geldpolitik im Stil eines Ben Bernanke ist. Um die Wirtschaft auf der Insel vor einer tieferen Rezession zu bewahren – ein erneuter Rückfall im ersten Quartal ist für mich ausgemachte Sache – wird auch er nicht umhin kommen, die Zügel weiter zu lockern und sich somit der Trendumkehr aus den USA noch nicht anschließen. Folgerichtig erwarte ich auch hier ein weiter fallendes Britisches Pfund gegenüber dem US-Dollar, das „Cable“ sollte sich in den nächsten sechs bis zwölf Monaten in die Richtung des Tiefs aus dem Mai 2010 bei 1,42 GBP/USD bewegen.
Etwas ratlos bin ich allerdings im Falle der Europäischen Zentralbank, die für meine Begriffe gestern versucht hat, es allen Recht zu machen, mich damit aber etwas verwirrt hat. Einerseits sieht sie die Eurozone noch tiefer in die Rezession gleiten. Dafür führt sie das schlechte Abschneiden im letzten Quartal 2012 an, obwohl sich doch gerade dieser Basiseffekt positiv auf die Rate im laufenden Jahr auswirken müsste. Andererseits erwartet sie eine allmähliche Erholung im zweiten Halbjahr, was man auch in alle möglichen Richtungen interpretieren kann. Daraus nun konsequent zu schließen, es gäbe in diesem Jahr keine weitere Zinssenkung, halte ich für verfrüht.
Ich bleibe dabei, vieles wird vom Kurs der US-Notenbank abhängen und da wissen wir vielleicht schon heute Nachmittag etwas mehr, wenn neue Zahlen zum amerikanischen Arbeitsmarkt veröffentlicht werden. Eine positive Überraschung (ca. 160.000 neue Stellen werden erwartet) wäre ein weiterer Beleg dafür, dass die US-Konjunktur im Gegensatz zu Japan und Großbritannien schon wieder auf dem richtigen Weg ist und sollte den Dollar weiter stärken. Auch weil dann die Fed eher geneigt sein dürfte, die Zügel schneller wieder anzuziehen.
Fraglich bleibt in diesem Fall die Reaktion der Aktienmärkte. Ihnen droht dann genau der Treibstoff, mit dem sie in den vergangenen Monaten unterwegs waren, auszugehen, wenn die Fed den Geldhahn langsam aber sicher wieder zudreht. Dann werden wir wissen, was die Rally an den Börsen tatsächlich wert war und ist.


