Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1458 (07:28 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1451 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 112.56. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.00. EUR-CHF oszilliert bei 1,1416.
Nüchtern betrachtet, ist die Politik Washingtons latent ein Störfaktor für die Weltwirtschaft, die Finanzmärkte und zuletzt auch den Weltfrieden. Sie ist Ausdruck eines US-Selbstbildes, das hinsichtlich der Bedeutung in der Weltwirtschaft (Nummer 2 nach China mit circa 15% Anteil am Welt-BIP bei fallender Tendenz) als "sportlich" klassifiziert werden muss.
Nach Ansicht der USA hat sich der Rest der Welt dem US-Willen zu beugen, hat die Welt die US-Gesetzgebung mit einer supranationalen Wirkung anzuerkennen (=totalitärer Anspruch), können sich die USA gegebenen Verträgen bei Nichtgefallen nach Eigeninteresse verweigern (wo ist die Absicherung der Gegenpartei?) und können die USA das internationale Organigramm nach ihrem Gusto in Frage stellen.
Sollte das den Rest der Welt nicht zu einem markanten Schulterschluss gegen diese Aggression vereinen helfen. Was hier aus Washington geboten wird, widerspricht allen westlichen Werten, die Europa mindestens doch verbal vertritt.
Gestern kam der nächste US-Affront. Donald Trump hat einen Ausbau des Atomwaffenarsenals angekündigt. Er sagte, die USA werden den Bestand an Atomwaffen ausbauen, bis die Leute (Moskau, Peking) zur Vernunft kämen. Hintergrund ist der US-Vorwurf, dass Moskau den INF-Vertrag nicht würdigen würde. Genau diesen Vorwurf macht Moskau Washington seit Jahren. Moskau bietet Diplomatie an, Washington eskaliert analog zur Ukrainekrise.
Europas Risikolage wird dadurch nicht entschärft, sondern sie wird verschärft. Europas Reaktionen fallen entsprechend kritisch gegenüber Washington auf verbaler Ebene aus. Reicht das?
China setzt positive Akzente!
Angesichts der Konjunkturabkühlung in China und der US-Aggression will China der Wirtschaft mit Steuersenkungen einen Schub verleihen. Christian Buntrock hatte dieses Thema gestern in der Rubrik "Letzte Nachrichten" aufgenommen. Dieses Thema ist bedeutend und bedarf einer Würdigung im Kontext mit den von den USA ausgehenden Belastungen.
Ein Berater der Zentralbank signalisierte, dass für 2019 Steuer- und Abgabensenkungen in Höhe von mindestens 1% des BIP zu erwarten seien. Das entspräche einem Volumen von circa 827 Milliarden Yuan oder gut 103 Mrd. Euro. Durch Reformen sollen bereits im laufenden Jahr Entlastungen in Höhe von 1,3 Billionen Yuan zusammenkommen. Das entspricht noch einmal 163,5 Mrd. Euro. Anders ausgedrückt steht hier ein Gesamtpaket von mehr als 265 Mrd. Euro oder gut 300 Mrd. USD auf der Agenda.
Die maximal durch die USA in das Spiel gebrachten Zölle auf Importe aus China betreffen ein Volumen von 500 Mrd. USD mit einem Maximalzollsatz von 25%. Wir reden also über einen Kostenfaktor von höchstens 125 Mrd. USD, der US-Unternehmen und US-Verbraucher belastet. Das Mengengerüst der chinesischen Exporte wird nicht im identischen Maße beeinträchtigt, da es in den USA gar nicht entsprechende Produktionsstätten gibt.
Es gilt nicht, das Thema der US-Zölle klein zu schreiben. Fakt ist, dass Trump mit diesem Kostenfaktor für sein Land aller Voraussicht nach größeren Schaden anrichtet als in China. Das gilt umso mehr hinsichtlich der jetzt verfügten und erklärten Maßnahmen seitens Pekings.
Die Bewertungen an den Finanzmärkten ist diesbezüglich mindestens als asymmetrisch zu bezeichnen (z.B. Aktienmarkt China versus USA KGV).
Bundesbank-Monatsbericht: Erst Ying, dann wieder Yang!
Probleme der Autoindustrie bremsen die gesamte Wirtschaft. Die konjunkturelle Aufwärtsbewegung in Deutschland sei grundsätzlich intakt, sie könnte jedoch im Sommerquartal 2018 vorübergehend zumErliegen gekommen sein. Lange anhalten würde die Schwächephase nicht.
Bereits im laufenden 4. Quartal rechnet die Bundesbank wieder mit einem deutlichen Anstieg der Wirtschaftsleistung. Schwierigkeiten bei der Zertifizierung von Kfz nach dem neuen Abgasverfahren stellen eine temporäre Verwerfung dar und wirken sich in der gesamten Kette der Zulieferer aus. Wir stimmen voll mit der Bundesbank überein!
Italien: Zuversicht gewährleistet!
Eurogruppenchef Centeno rechnet im Haushaltsstreit mit Italien mit einer Einigung. Währungskommissar Moscovici betonte, man wolle keine Krise mit Italien wegen der Haushaltspläne. Ja, das nennt man dann eben "Kunst der Politik".
Fazit:
An den Märkten werden positive Aspekte, die durchaus erheblich sind, derzeit weitestgehend ignoriert. Man (DE:MANG) hat offensichtlich Freude an steigender Risikoaversion.
Der Chicago Fed National Activity Index (Sammelindex aus 85 US-Einzelindikatoren) sank per September von zuvor 0,27 (revidiert von 0,18) auf 0,17 Punkte. Marktwirkung war der Veröffentlichung nicht beschieden.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreitend er Unterstützung bei 1.1290 - 1.1320 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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