Beide Zentralbanken, die EZB und die Fed, haben ihre Geldpolitik in der vergangenen Woche bestätigt. Änderungen wurden keine vorgenommen. Allerdings dürften die Anleiherenditen in Deutschland und dem Rest der Euro-Zone weiter fallen, in den USA dagegen leicht steigen.
Die Europäische Zentralbank beließ den Einlagensatz bei -0,5 Prozent. Auch das Anleihekaufprogramm im monatlichen Umfang von 20 Milliarden Euro blieb erwartungsgemäß unangetastet. Letztlich war nie zu erwarten, dass Christine Lagarde auf ihrer ersten Sitzung als EZB-Chefin wichtige geldpolitische Veränderungen ankündigen würde, zumal der Streit über das letzte Maßnahmenpaket noch nicht beendet ist.
Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen und der Euro nach der Sitzung kaum von der Stelle bewegt haben. Trotz aktueller Konjunkturumfragen, die darauf hindeuten, dass das Wachstum in der Eurozone im vierten Quartal etwas schwächer ausfällt, der starke Rückgang der Industrieproduktion im Oktober und die Kerninflation hartnäckig unter dem Ziel der EZB bleibt, preisen die Anleger auch in den nächsten Jahren keine weiteren Zinssenkungen ein. Das dürfte vor allem an der starken Opposition der Zentralbanker gegenüber dem September-Paket liegen, was weitere Lockerungen der Geldpolitik schwierig gemacht hat.
Allerdings dürften die Währungshüter mit ihren Inflations- und Wachstumsprognosen für das kommende Jahr etwas zu optimistisch liegen, so dass am Ende mit weiteren Absenkungen des Einlagensatzes und womöglich einer Erhöhung der QE zu rechnen ist. Das dürfte auch die Anleiherenditen in der Euro-Zone weiter in den Keller treiben.
Im Gegensatz dazu dürfte die Federal Reserve im kommenden Jahr eine Zinspause einlegen, vor allem mit Blick auf die anstehenden Präsidentschaftswahlen. Zudem befindet sich die Inflation nahe dem Zielwert. Den neuen Dots zufolge rechnen vier Notenbanker sogar mit steigenden Zinsen im Jahr 2020. Allerdings erklärte Powell, dass er persönlich einen signifikanten Anstieg der Inflation sehen müsse, bevor er die Geldpolitik straffen will. Leicht steigende Anleiherenditen in den USA sind daher das wahrscheinlichste Szenario im kommenden Jahr. Vorausgesetzt es kommt nicht zu einem externen Schock.