Aktuell arbeiten die Mitgliedsstaaten der OPEC+ an Kürzungen der Fördermengen beim Rohöl. Nachdem letzten Monat eine kleine Kürzung von 100 000 Fässern pro Tag (bpd) für den Oktober entschieden wurde, sitzen die Mitglieder zusammen, um diesmal darüber zu entschieden, ob 1 bis 2 Millionen Fässer pro Tag weniger produziert werden. Das wäre der größte tägliche Förderrückgang seit Beginn der Corona-Krise.
Außerhalb der Gruppe ölproduzierender Länder fallen die Reaktionen negativ aus. Besonders die USA ist mit der Entwicklung nicht zufrieden und fürchtet erneuten Preisdruck beim Öl. Die von der Energiekrise gebeutelten europäischen Staaten dürften diese Entwicklungen ebenfalls nicht begrüßen. Hier macht sich in vielen Ländern gesellschaftlicher Unmut breit, da die Bevölkerungen bereits unter allgemeininflationärem Druck und besonders unter hohen Energiepreisen leiden.
Warum plant die OPEC denn dann so etwas? Nun, zuallererst gilt ja, dass die OPEC-Länder nicht für das Wohl anderer Länder zuständig sind. Es ist ein Kartell, welches Abstimmungen untereinander vornimmt, um den globalen Markt zu leiten. Die Prämisse ist dabei, dass die Interessen der Mitglieder gewahrt werden. Diese Interessen sind in diesem Fall Profite. Durch ein Ausbalancieren der Fördermengen reagiert die OPEC auf die globale Nachfrage und kann somit preisoptimiert Gewinne für die Mitglieder generieren.
Mit den Preis-Peaks zu Beginn des Jahres hat der Ölsektor massive Gewinne realisieren können. Gerade Saudi Aramco (TADAWUL:2222) konnte seine Stellung als ein Top-3-Unternehmen nach Marktkapitalisierung weiter festigen. Die Referenzölsorte Brent Crude stand beim Peak am 6. März bei $138.03, sank aber im September bis unter $84 pro Fass. Diese Zahlen verdeutlichen, wie sehr es seit Beginn des Jahres hier zu Preisschwankungen kam. Letztes Jahr im September notierte der Brent-Preis zwischen $70 und $80 pro Fass. Scheinbar möchte die OPEC mit der geringeren Fördermenge wieder eine Knappheit kreieren, um die Preise hochzuhalten. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Reserven langsamer aufgebraucht werden.
Da man sich global an die erhöhten Preisebenen im Vergleich zum Vorjahr schon gewöhnt hat, nutzt man also hier die Gunst der Stunde, um weiter Druck auf den Ölpreis auszuüben. Politisch wird das aber womöglich zu Problemen führen. Auch Russland ist Teil des erweiterten Kreises der OPEC+ und könnte somit als Zielscheibe genutzt werden, um Druck auf das Kartell auszuüben. Anbieten würde sich das ja unter dem Vorwand des anhaltenden Konflikts mit der Ukraine. Inwiefern aber die Preise schlussendlich auf die Förderreduktion reagieren, erfahren unsere Abonnenten in unserer täglichen Analyse zu den Referenzölwerten Brent Crude und West Texas Intermediate (WTI). Am Sonntag veröffentlichen wir auch noch eine Analyse zum United States Oil Fund.
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