OPEC-Möglichkeiten gegen steigende Ölproduktion in Nigeria und Libyen

Veröffentlicht am 12.07.2017, 12:02
Aktualisiert 09.07.2023, 12:31

Die große Frage beim nächsten Treffen der OPEC-Experten in St. Petersburg Ende Juli, bei dem die Erfüllung der Vorgaben des Produktionskürzungsabkommens bewertet werden soll, wird sein, wie weiter mit Nigeria und Libyen zu verfahren ist. Die beiden Länder wurden aufgrund ihrer von militärischen Konflikten stark eingeschränkten Produktion von den allgemein gültigen Produktionskürzungen, zu denen sich die übrigen Mitglieder der OPEC Ende November 2016 verpflichtet hatten, ausgenommen.

Die Produktion in Libyen stand zu diesem Zeitpunkt bereits seit vier Jahren auf einem extrem niedrigen Niveau. Bürgerkrieg und gewalttätige Ausschreitungen führten zu einem 90-prozentigen Rückgang der libyschen Produktion gegenüber 1,5 Mio. bpd unter Gaddaffi im Jahr 2014. Aktuell jedoch steigt die Produktion im Land stetig an. Im Mai 2017 förderte Libyen 827.000 bpd. Das ist der höchste Produktionsstand seit April 2014.

Die Produktion hat sich nicht nur erholt, alle Anzeichen deuten darauf hin, dass der Anstieg nicht nur vorübergehender Natur ist. Die Rückkehr Libyens an den Ölmarkt wirkte sich auch auf die Ölpreise aus.

In Nigeria liegt der Fall ähnlich, hier schwankt die Produktion allerdings mehr. Die Niger Delta Avengers, eine Separatistengruppe, die seit langem gegen die Regierungspolitik in der Förderregion kämpft, sabotierten teilweise rund die Hälfte der nigerianischen Ölproduktion. Aktuell scheinen die Angriffe in Form von Beschädigung von Pipelines oder Bohrtürmen nachgelassen zu haben. Im Juni stieg die nigerianische Produktion auf 1,78 Mio. bpd, es ist der höchste Stand seit Januar 2016. Einer aktuellen OPEC-Erhebung von S&P Global Platts zufolge betrug die Produktion Nigerias zwischen Januar und Juni durschnittlich 1,68 Mio. bpd. Die Produktion schwankt allerdings nach wie vor, erst im März lag die Fördermenge bei 1,2 Mio. bpd.

Bei ihrem letzten Treffen im Mai 2017 beschloss OPEC, die Ausnahmeregelung für die beiden Länder fortzuführen. Rein technisch gesehen hindert Libyen und Nigeria nichts daran, bis ins erste Quartal 2018 hinein so viel Öl zu fördern wie sie möchten. Einige Anzeichen sprechen jedoch dafür, dass das Kartell Druck auf die beiden Länder ausüben könnte, damit diese die Produktion senken.

Der technische Ausschuss von OPEC und unabhängigen Teilnehmerstaaten bestand darauf, dass Libyen und Nigeria an seinem Treffen am 24. Juli teilnehmen und über ihre Produktion berichten. Die Absicht des Ausschusses könnte möglicherweise sein, eine Empfehlung an die größere Gruppe darüber abzugeben, ob der Produktionsstatus von Libyen und Nigeria beim nächsten regulären Treffen im November geändert werden sollte.

Sollte die Produktion in Libyen und Nigeria in den kommenden Monaten stabil bleiben, dann kann es durchaus sein, dass die OPEC im November die beiden Länder zu Produktionskürzungen von 4,5 Prozent – wie sie für die übrigen Staaten gelten – zwingen wird. Sollte es in Libyen und Nigeria nicht zu weiteren Produktionsunterbrechungen infolge gewalttätiger Ausschreitungen oder politischer Unsicherheit kommen, ist es sehr wahrscheinlich, dass die beiden Länder keine andere Wahl haben werden als sich den Produktionskürzungen anzuschließen.

Die Marktbeobachter sollten die Zahlen allerdings genau im Auge behalten, da sowohl Libyen als auch Nigeria bei Weitem nicht so viel Öl vom Markt nehmen müssen wie angenommen. Die Tiefe der Einschnitte, die diese Länger vornehmen müssten, hängt von der Baseline- (oder der Referenz-) Nummer ab, die OPEC beschließt.

Das ursprüngliche Abkommen orientierte sich beim Festlegen der Produktionskürzungen an Produktionszahlen vom Oktober 2016 als Baseline. Es ist unwahrscheinlich, dass die OPEC die gleiche Baseline für Nigeria und Libyen verwenden wird, wenn (und falls) ihr Ausnahmestatus aufgehoben werden sollte. Es ist wahrscheinlicher, dass die OPEC als Baseline eine Zahl wählen wird, die deutlich über der Produktion von Oktober 2016 liegt. Dadurch werden die Einschnitte für Libyen und Nigeria für den gesamten Markt weniger von Bedeutung sein.

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