Optimisten dürfen konstatieren, dass Zypern beordnet ist

Veröffentlicht am 03.04.2013, 10:52
Der Euro eröffnet heute (07.50 Uhr) bei 1,2807, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1,2796 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 93,50. In der Folge notiert EUR/JPY bei 119,75, während EUR/CHF bei 1,2168 oszilliert.

Die verantwortlichen Kräfte der Politik der Eurozone haben sich im ersten Quartal 2013 alle Mühe gegeben, den „europäischen Wagen“ nicht frontal vor die Wand zu setzen. Die Wand wurde lediglich geschrammt. In der Folge sind absolute Katastrophen bei den Themen Italien und Zypern ausgeblieben.

Mühe alleine reicht eben nicht – es kommt auf Weitsicht und auch ökonomischen Verstand an. Die Resultate in Zypern und in Italien sind ernüchternd und verschärfen die Konjunkturlage in allen südeuropäischen Reformländern, da ein solcher Politikansatz und Politikstil nicht ansatzweise für realwirtschaftliche Investitionen förderlich ist.

Ganz im Gegenteil werden damit dank der umgesetzten Reformen längst verdiente Investitionen nicht in den Reformländern, sondern in vermeintlich politisch stabilen Regionen, unter ihnen die USA (unreformiert) forciert. Auch auf die deutsche Wirtschaft wirkt sich diese kritische Konstellation in der Eurozone bremsend auf die Konjunkturlage aus, da insbesondere der deutsche Mittelstand von der Nachfrage aus der Eurozone bestimmt wird.

Optimisten dürfen konstatieren, dass Zypern beordnet ist. Trotz mittelfristig sprudelnder Gas- und Ölquellen und damit für den Staat verbundenen Geldzuflüssen wird das Land erst einmal in eine massive Rezession bis Depression geschickt (-8% BIP per 2013!). Ob das wirklich notwendig war, sei dahin gestellt. Die gestern vorgestellten Reformprogramme sind für den langfristigen Ausblick fraglos förderlich. Mit der abstrafenden Behandlung Zyperns (1,1 Mio. Zyprer) werden die Bevölkerungen Griechenlands (10 Mio.), Portugals (10 Mio.), Spaniens (46 Mio.), Italiens (60 Mio.) konjunkturell belastet.

„Chapeau!“ Hier haben einige politische Führungsköpfe bei den Vorlesungen der Grenznutzenlehre (Vowi) und der nachhaltigen Solidarität (Politikwissenschaften) offensichtlich Freizeitgestaltung vorgezogen …

Kommen wir zu Bella Italia. Wir verweisen auf die Rubrik „Letzte Nachrichten“. Präsident Napolitano und auch wir sind im höchsten Maße enttäuscht von der Arroganz, Ignoranz, Verantwortungslosigkeit und nicht vorhandenen Solidarität der Politik mit den Menschen. Dieses politische „Impasse“ wird uns in den kommenden Wochen weiter konjunkturell und markttechnisch in der Eurozone belasten. Wird Italien scheitern, nein, aber es wird alles teurer (konjunkturell und in der Folge fiskalisch) für die ganze Eurozone, weil Egozentrik in den drei wesentlichen Parteien sehr ausgeprägt ist.

Somit ist das Bild, das die Eurozone derzeit abgibt geprägt von Negativschlagzeilen. Die Reformerfolge sind damit für die Realwirtschaft und die Finanzmärkte irrelevant.

Schade, man verspielt jeden Tag ein Stück weit das reformierte Europa …oder ist das gewollt?

Die konjunkturelle Divergenz zwischen den USA und der Eurozone nimmt zu. Das hat fraglos etwas mit dem europäischen Krisenmanagement zu tun.

Der „Markit Einkaufsmanagerindex“ für den produzierenden Sektor setzte für die Eurozone per März leichte positive Akzente in der endgültigen Fassung mit 46,8 nach zunächst 46,6 Punkten (Deutschland 49,0 nach 48,9). Das vergleichbare Pendant der USA reüssiert laut Markit per März bei 54,6 Punkten. Mit anderen Worten steht sich solide Rezession einer soliden Expansion gegenüber. Das ist durchaus erstaunlich, da Europa sich reformiert und die USA den Begriff unverändert nicht buchstabieren können. „Food for thought!“

Die Arbeitslosenrate der Eurozone stellt sich per Februar auf einen neuen historischen Höchstwert bei 12,0%. Das politische „Handling“ impliziert nach vorne schauend, dass neue Höchstwerte auf uns warten. Daraus resultiert sinkende Akzeptanz in den Reformländern für den Zusammenhalt der Eurozone. Die Tendenz zur Radikalisierung wird in den Reformländern zunehmen. Ergo steigt das konjunkturell bedingte Zerfallsrisiko der Eurozone absehbar.

Wir haben auf diese Problematik seit mehr als neuen Monaten hingewiesen. Vielen Dank für die uns aus den europäischen Zentren zukommende Aufmerksamkeit (Ironie). Alle Charts. © Reuters
1
Die „US-Factory Orders” überzeugten per Februar mit einem Anstieg um 3,0% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei 2,9%. Die Revision des Vormonatswerts von -2,0% auf -1,0% unterstreicht die positive Grundtendenz. Der Blick auf den Chart verdeutlicht den positiven Trend. Auf USDBasis werden hier neue Höchstwerte der US-Historie markiert. Der Unterschied zu der Eurozone mit seinem breit aufgestellten produzierenden Gewerbe könnte nicht dramatischer sein.
2
Zur Verdeutlichung erlauben wir uns den Chart der Auftragseingänge Italiens dagegen zu stellen. Intern diskutieren wir bezüglich des italienischen politischen Impasse den Begriff „ökonomische Selbstverstümmelung“.
3
Da wir gerade dabei sind, kommen wir auch nicht um das europäische konjunkturelle Flaggschiff Deutschland herum. Offensichtlich reicht die außereuropäische Nachfrage nicht aus, um auch nur ansatzweise an das Ordervolumen der USA zu kommen, obwohl wir in den überwiegenden Märkten führend sind. Können wir uns wirklich den aktuellen Umgang in der Eurozone erlauben?
4
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1,2950 -80 verändert das Szenario.

Viel Erfolg!

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