Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2146 (06:15 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2137 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,00. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,32. EUR-CHF oszilliert bei 1,0784.
Die Finanzmärkte suchen immer noch nach Richtung. Die Begleitmusik bezüglich des Datenpotpourris fiel in den letzten 24 Stunden hinsichtlich der Daten aus der Eurozone, Japan und China positiv aus, jedoch nicht bezüglich strukturell relevanter Daten aus den USA (siehe Datenpotpourri).
Die Nachrichtenlage lieferte unterschiedliche Signale für die Finanzmärkte. Belastend wirken sich nachfolgende Entwicklungen aus:
- In den USA startet das Amtsenthebungsverfahren gegen Trump, das die Spaltung in der US-Gesellschaft voraussichtlich verschärfen wird.
- In Italien stürzt die Regierung, weil sie sich nicht einig über die Verwendung des europäischen Geldsegens wird.
- Frankreichs Notenbankgouverneur Villeroy warnte die Märkte faktisch im Namen der EZB. Man beobachte die Bewertung des Euros genau.
Es gab aber auch positive Wendungen:
- Laut "Beige Book" der Fed hätte sich die Geschäftsaktivität in den Bezirken leicht erholt. Dennoch sei es wegen der verschärften Corona-Lage zu einem Beschäftigungsrückgang gekommen.
- Der Notenbankchef der Bank of Japan ist offen für weitere Konjunkturhilfen.
Die dritte Einflussgröße, die Corona-Belastung, spielt trotz kritischer Datenlage hinsichtlich der Daten, die von der Politik als relevant klassifiziert sind, keine entscheidende Rolle. Auch die zuvor aufgeflammte Belastung insbesondere der Aktienmärkte durch eine wenig angebrachte US-Zinsdebatte verlor an Traktion.
EZB: Klartext zu Krypto-Anlagen
EZB-Präsidentin Lagarde hat sich für eine weltweite Regulierung der Kryptowährung Bitcoin ausgesprochen. Sie führte aus, dass Krypto-Anlagen als Schlupflöcher für verwerfliche Geldwäscheaktivitäten genutzt würden. Dabei spielt das Darknet, das regelmäßig für illegale Geschäft genutzt wird, eine profunde Rolle. Nach unserer Kenntnis wird dadurch Drogenhandel, Steuerbetrug und sogar Terrorfinanzierung umgesetzt. Lagarde sagte, dass Bitcoin zudem ein hochspekulatives Anlageobjekt sei. Auch das ist richtig. Fakt ist, dass Krypto-Anlagen kaum reguliert sind.
Wenn man den gelebten Verbraucherschutz in etablierten Finanzprodukten und im System (u.a. Geldwäschebeauftragte) betrachtet, wirft die nackte Existenz der Krypto-Anlagen, die mit diesen regulierten Märkten in Konkurrenz stehen, in der Tat massive Fragen auf. Das Schweigen der Lobby der Verbraucherschützer irritiert förmlich.
China ist uns weit voraus
China hat trotz der Corona-Belastung eine starke Handelsbilanz im abgelaufenem Jahr geliefert. Die Exporte nahmen auf USD-Basis um 3,6% im Vergleich zu 2019 zu. Auch der letzte Monat des Jahres lieferte starke Daten. Im Dezember legten die Ausfuhren um 18,1% zum Vorjahresmonat zu.
China stellt viele Güter her, die in der Corona-Pandemie weltweit gefragt sind, unter anderem Medizinausrüstung oder Laptops und Bildschirme. Hier liegt einer der Gründe, warum China im abgelaufenem Jahr als einzige große Wirtschaftsnation gewachsen ist. Der IWF prognostiziert beim BIP ein Wachstum in Höhe von 1,9%. Laut IWF soll das BIP in diesem Jahr um 7,9% zulegen. Dabei wird der Handel einen wesentlichen Beitrag leisten.
Auch der Blick auf Importe ist erfrischend. Die chinesischen Importe nahmen per 2020 zwar insgesamt ab (-1,1%), aber der Trend drehte sich im Jahresverlauf. Über das seit September 2020 registrierte Importwachstum liefert China Wachstumsimpulse für den Rest der Welt. Im Dezember wuchsen die Einfuhren im Jahresvergleich um 6,5%, nachdem es im November zu einem Anstieg in Höhe von 4,5% kam.
China ist ein ökonomischer Stabilisator der Weltwirtschaft. China ist auf Kaufkraftparität mit einem Anteil von circa 20% des Welt-BIP die größte Volkswirtschaft. Wer China (auch fernöstliche Freihandelszone) ignoriert, der könnte perspektivisch mit starken ökonomischen Bedeutungsverlust konfrontiert sein.
Auch aus diesem Grund kann es nicht verwundern, dass sich in zarten Ansätzen Widerstand gegen die bisherige US-China Politik innerhalb der USA regt. Laut Insidern will die US-Regierung die chinesischen Technologieunternehmen Alibaba (NYSE:BABA), Tencent und Baidu (NASDAQ:BIDU) nicht mit einem Investitionsbann belegen. Angeblich hat sich Finanzminister Mnuchin dagegen gewehrt.
Wir haben im letzten Jahr mehrfach darauf verwiesen, dass die US-Handelspolitik im Rahmen einer nicht rechtskonformen Zoll- und Sanktionspolitik das Risiko in sich birgt, dass sich die USA am Ende selbst isolieren und damit negative Konsequenzen der eigenen Politik heraufbeschwören.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Während die Konjunkturdaten aus China, Japan und der Eurozone positiv ausfielen, erreichten uns aus den USA von der strukturellen Front negative Nachrichten. Märkte erscheinen derzeit wenig bereit zu sein, das strukturelle Problem in den USA angemessen zu diskontieren. Hilft Wegschauen auf Dauer?
Eurozone: Starke Produktionsdaten
Die Industrieproduktion stieg per Berichtsmonat November im Monatsvergleich um 2,5% (Prognose 0,2%) nach zuvor 2,3% (revidiert von 2,1%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 0,6% (Prognose -3,3%) nach zuvor -3,5% (revidiert von -3,8%).
USA: Defizitlage ausgeprägt
Die Verbraucherpreise verzeichneten per Dezember einen Anstieg im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose 0,4%) nach zuvor 0,2%. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 1,4% (Prognose 1,3%) nach zuvor 1,2%. Die Kernrate der Verbraucherpreise legte erwartungsgemäß im Monatsvergleich um 0,1% zu. Im Jahresvergleich stellte sich der Anstieg auf 1,6% (Prognose 1,6%) nach zuvor 1,6%. Das Federal Budget (Teilmenge der öffentlichen Verschuldung) lieferte per Berichtsmonat Dezember ein Defizit in Höhe von 144,0 Mrd. USD (Vorjahr -13,3 Mrd. USD).
China: Exporte und Importe setzen positive Akzente
Die Exporte legten per Dezember im Jahresvergleich um 18,1% (Prognose 15,0%) nach zuvor 21,1% zu. Importe stiegen im Jahresvergleich um 6,5% (Prognose 5,0%) nach zuvor 4,5%. Der Aktivsaldo der Handelsbilanz lag bei 78,17 Mrd. USD (Prognose 72,35 Mrd. USD) nach zuvor 75,40 Mrd. USD.
Japan: Auftragseingang überrascht positiv
„Machinery Orders“ nahmen per Berichtsmonat November im Monatsvergleich um 1,5% (Prognose -6,2%) nach zuvor 17,1% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 11,3% (Prognose -15,4%) nach zuvor +2,8%. Die Erzeugerpreise stiegen per Dezember im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,2%) nach zuvor -0,1% (revidiert von 0,0%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 2,0% (Prognose -2,2%) nach zuvor -2,3% (revidiert von -2,2%).
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.2020 - 1.2050 negiert den positiven Bias.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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