Ölpreise gehen zurück: Sind Schieferölproduzenten schuld?

Veröffentlicht am 18.01.2017, 10:07

Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache am 18.1.2017 veröffentlicht.

In der vergangenen Woche verließen die Ölpreise ihren aktuellen Hochstand. Als eine der Ursachen wird die Steigerung der Schieferölförderung in den USA genannt. Aber sind die amerikanischen Produzenten wirklich schuld am Preisverfall?

Zwar liegen die Daten für Januar noch nicht vor, dennoch ist es eine weit verbreitete Annahme, dass die Schieferölproduktion als Reaktion auf den Preisanstieg infolge des OPEC-Deals zunehmen wird – falls sie es nicht bereits tut. CEO von Continental Resources Harold Hamm gab gegenüber Bloomberg zu, dass „es innerhalb der Branche große Bedenken gibt. Falls wir es mit der Förderung übertreiben, könnten wir wieder eine Preisanpassung erleben.“ Fatih Birol von der IEA äußerte gegenüber Reuters Television in Dubai: „Ich gehe davon aus, dass die Schieferölförderung in den USA in diesem Jahr erneut zunehmen wird.“

Es stellt sich daher die Frage, ob die steigende Schieferölproduktion wirklich aktuell die Preise nach unten drückt.

Erste Prognosen signalisieren 2017 ein Überangebot an Schieferöl. Der Sonderbeauftragte und Koordinator für Internationale Energiefragen im US-Außenministerium Amos Hochstein kommentierte gegenüber Gulf News: „die Maßnahmen der OPEC brachten die Preise um einige Dollar nach oben. Als Reaktion darauf sehen wir erneut einen Anstieg der Schieferölproduktion in den Vereinigten Staaten. Zwischenzeitlich erreichten wir ein Gesamtproduktionstief von 8,4 Mio. bpd, liegen aktuell jedoch wieder bei 8,7 Mio. bpd.“

Händler gehen davon aus, dass die erhöhte Produktion in den USA die von der OPEC und ihren Partnern vereinbarten Kürzungen nivellieren wird. Über das Ausmaß dieser Nivellierung sind sie jedoch geteilter Meinung und platzieren daher auch unterschiedliche Wetten. Einige von ihnen glauben, dass die US-Produktion den Rückgang der OPEC-/Partnerproduktion ganz oder nahezu ganz ausgleicht, während andere von einer weniger robusten Kompensierung ausgehen.

Es ist unwahrscheinlich, dass die US-Produktion die geplanten Kürzungen der OPEC/Drittstaaten komplett aufhebt, sollte sie jedoch die von der EIA prognostizierten 9,3 Mio. bpd erreichen, wäre der Ausgleich erheblich. Auf der anderen Seite bezweifeln die meisten Marktbeobachter erfahrungsbedingt, dass die OPEC und ihre Partner in den nächsten sechs Monaten ihre Produktion wirklich um die durchschnittlichen 1,75 Mio. bpd kürzen werden. Es könnte deshalb durchaus passieren, dass die US-Produktion bei einer realistischen Förderrate die OPEC-/Partner-Produktionskürzungen vollständig ausgleicht.

Anspruchsvolle Händler konzentrieren sich auf das Gleichgewicht zwischen den OPEC-/Partner-Produktionskürzungen und der erhöhten Produktion in den USA sowie in ähnlich gestellten Ländern wie Kanada. Das weltweite Erdölproduktionsniveau wird in den kommenden Monaten von ihnen bestimmt.

Das erste Großereignis wird das OPEC-Treffen, bei dem die Einhaltung des Abkommens geprüft werden soll. Die Konferenz ist für den 22. Januar in Wien geplant. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die OPEC die planmäßige Einhaltung der Produktionskürzungen bestätigen wird.

Erstens gelten die Kürzungsvorgaben für die durchschnittliche Tagesproduktion über einen Zeitraum von sechs Monaten hinweg. Das lässt den teilnehmenden Ländern bei dem gegenwärtigen Stand des Abkommens genügend Spielraum zur Anpassung ihrer Produktion. Zweitens wird die OPEC davon absehen wollen, bereits jetzt einen Fehlschlag einzugestehen. Daher dürften die Kommentare zur Konferenz mit ziemlicher Gewissheit positiv sein. Drittens, wann immer die kleineren Staaten in der Vergangenheit geschummelt haben, haben die großen Spieler (insbesondere Saudi-Arabien) die Überschüsse durch zusätzliche Kürzungen ausgeglichen.

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