Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2040 (06:13 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1969 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105.49. In der Folge notiert EUR-JPY bei 127,022. EUR-CHF oszilliert bei 1,0831.
Zum Wochenstart ergeben sich für die Finanzmärkte positive Rahmendaten
Die Corona-Situation entspannt sich tendenziell. Global sinkt die Anzahl der positiv getesteten Personen. Der Impfmarathon nimmt an Fahrt auf. US-Präsident Biden spricht von möglicher Herdenimmunisierung im Sommer. Die Intensivbettennutzung durch Corona-Patienten nimmt in Deutschland kontinuierlich ab.
Die US-Regierung will Arbeitern mit einem Jahreseinkommen von bis zu 60.000 USD helfen. Sie sollen laut Janet Yellen Schecks vom Staat erhalten. Einzelheiten stünden noch nicht fest. Sie betonte, dass Familien der Mittelschicht unterstützt werden müssten. Möglichen Inflationsgefahren des Konjunkturpakets könnte mit verfügbaren Mitteln begegnet werden.
EZB-Ratsmitglied Olli Rehn liefert eine Steilvorlage für fortgesetzte Niedrigzinspolitik, während EZB-Präsidentin Lagarde bezüglich der Konjunktur optimistisch ist (siehe weiterer Kommentar).
Afrika kommt in Bewegung: Nigerias Präsident forderte auf der Tagung der Afrikanischen Union (55 Mitglieder) eine umfassende Reform. Er betonte. Dass die Realitäten die Überholung der AU erforderten. Nur dann könne die AU relevant bleiben. Nigeria wolle eine wirklich reformierte, effiziente AU-Kommission.
Nur im UK läuft es nicht rund. Der Brexit hat eben einen hohen Preis. Die Exporte des UK in die EU sind laut britischem Verband der Spediteure RHA per Januar um 68% eingebrochen. Bei den Devisenhändlern hört man lieber nicht genau hin …
Olli Rehn mit klarer Ansage:
Die EZB müsse sich aus Sicht des EZB-Ratsmitglieds Rehn auf eine längere Phase niedriger Inflationsraten einstellen. Sie benötige ein verständlicheres und glaubwürdigeres Preisstabilitätsziel. Das aktuelle Ziel um die 2%, das die EZB seit circa 8 Jahren verfehlte, sei mehrdeutig. Das beeinträchtigte die Effektivität der Geldpolitik.
Die Überarbeitung des Inflationsziels sei ein Hauptpunkt in der laufenden Strategieüberprüfung der EZB. Rehn zufolge verleite das aktuelle Ziel zu der Interpretation, die EZB würde sich mehr um eine zu hohe als um eine zu niedrige Inflation sorgen. Laut Rehn sei es entscheidend, dass das Inflationsziel von der Öffentlichkeit als ein symmetrisches Ziel verstanden würde. Rehn votierte dafür, für einen gewissen Zeitraum ein Überschießen des Inflationsziels zuzulassen, um frühere Zeiten mit zu niedriger Teuerung auszugleichen. Rehn sprach sich dafür aus, die EZB-Strategie künftig alle fünf Jahre auf den Prüfstand zu stellen.
Die EZB müsse sich jetzt auf eine Phase niedriger Inflationsraten einstellen, tönt es. Wir hören das Signal. Just in dem Moment, da Preisinflation unerwartet stark anspringt, liefert diese Einlassung unmissverständliche Indizien, dass die EZB nicht gewillt ist, vom aktuellen Kurs abzukommen. Das Argument, ein temporäres Überschießen zu tolerieren weist den Weg. Der einmal eingeschlagene Weg soll dann erst in fünf Jahren überprüft werden. Das ist eine klare Ansage für die zukünftige Geldpolitik.
Lagarde optimistisch
Die wirtschaftliche Erholung der Eurozone wird laut EZB-Präsidentin Lagarde in der 2. Jahreshälfte 2021 Fahrt aufnehmen, auch wenn es Unsicherheiten gebe. Sie präzisierte, dass die Wirtschaft nicht vor Mitte 2022 auf das Niveau von vor der Pandemie zurückkehren würde. Sie wies darauf hin, dass es von Bedeutung sei, den Wiederaufbau-Fonds (750 Mrd. Euro) zügig zu ratifizieren, um die Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. Noch hätten nicht alle EU-Staaten Pläne eingereicht, wie die Gelder genutzt werden sollten. Sie könnten Zuschüsse oder Kredite beantragen.
Wir stimmen Frau Lagarde zu, dass die Wirtschaft perspektivisch Fahrt aufnehmen wird. Wenn das der Fall ist und schon jetzt Lieferketten eng sind (u.a. Halbleiter, exogener Inflationsdruck), was heißt das dann für die Inflation Herr Rehn?
Peking: Strukturpolitisch auf dem rechten Weg
Wegen der Marktdominanz einzelner Technologiekonzerne sieht sich Chinas Führung veranlasst, ordnungspolitisch einzugreifen. Die Praxis der marktbestimmenden Player (Alibaba (NYSE:BABA), Tencent), Händler zur exklusiven Nutzung ihrer jeweiligen Online-Plattform zu zwingen, sei untersagt. Um Monopolbestrebungen zu stoppen, würden auch die Preisbildung und die Nutzung von Daten und Algorithmen stärker reguliert.
Was für die Aktionäre dieser sehr erfolgreichen Internetriesen zunächst enttäuschend klingen mag, ist für den Standort China strukturell positiv. China macht das, was der Westen bei den westlichen marktbestimmenden Internetkonzernen nicht angemessen auf die Reihe bringt. Ordnungspolitik ist Strukturpolitik und Struktur weist der Konjunktur den Weg. "Chapeau Peking!"
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Nicht Ying, auch nicht Yang
In Italien stiegen die Einzelhandelsumsätze per Dezember im Monatsvergleich um 2,50% nach zuvor -7,30%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 3,10% nach zuvor-8,50%.
In Deutschland ergab sich bei der Industrieproduktion im Monatsvergleich per Dezember keine Veränderung (Prognose +0,3%) nach zuvor +0,9%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 0,70% nach zuvor -2,36% (revidiert von -2,56%).
USA: Sonne und Schatten
Die Arbeitslosenquote U-1 sank per Januar von zuvor 6,7% auf 6,3% (Prognose 6,7%). Die in wesentlichen Ansätzen mit der Eurozone vergleichbare Arbeitslosenquote U-6 fiel von 11,7% auf 11,1%. Die Beschäftigung außerhalb der Agrarsektors (Nonfarm Payrolls) stieg um 49.000 (Prognose 50.000). Der Vormonatswert wurde von -140.000 auf -227.000 revidiert. Die Partizipationsrate am Arbeitsmarkt sank per Januar von 61,5% auf 61,4%. Die Wochenarbeitszeit legte von 34,7 auf 35,0 Stunden zu (Prognose 34,7).
Durchschnittliche Löhne stiegen im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,3%) nach zuvor 1,0% (revidiert von 0,8%). Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 5,4% (Prognose 5,1%) nach zuvor 5,4% (revidiert von 5,1%). Die Handelsbilanz wies per Dezember ein Defizit in Höhe von 66,6 Mrd. USD (Prognose -65,7 Mrd. USD) nach zuvor -69,0 Mrd. USD (revidiert von 68,1 Mrd. USD, höchste Defizit seit 2006!) aus.
US-Verbraucherkredite legten per Dezember um 9,73 Mrd. USD (Prognose 12,00 Mrd. USD) nach zuvor 13.93 Mrd. USD (revidiert von 15.27 Mrd. USD) zu.
China: Reserven leicht gesunken
Die Devisenreserven sanken per Berichtsmonat insignifikant von 3.217 auf 3.211 Mrd. USD (Prognose 3.200 Mrd. USD).
Japan: Schwächlich
Die Handelsbilanz lieferte per Dezember einen Überschuss in Höhe von 868,3 nach zuvor 997,40 Mrd. JPY. Der Index „Economy Watcher‘s Poll“ fiel per Januar von zuvor 34,3 (revidiert von 35,5) auf 31,2 Zähler (schwächster Wert seit Mai 2020).
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Positionierung EUR/USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.2200 - 1.1910 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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