Die jüngsten Äußerungen und Verordnungen von Präsident Trump haben die Märkte und die Erwartungen der Anleger spürbar durcheinandergewirbelt – der Treasury-Markt hingegen bleibt bislang relativ gelassen. Das könnte sich natürlich ändern, doch momentan sind die Renditen der US-Staatsanleihen in den letzten Tagen stabil geblieben oder sogar leicht gesunken.
Angesichts der Flut an Nachrichten zu Themen, die eigentlich maßgeblich für die Markterwartungen, die Inflation und das Wirtschaftswachstum sein sollten, ist diese Ruhe im Anleihemarkt durchaus bemerkenswert. Es ist zwar erst Mittwoch, aber Trump hat in dieser Woche bereits einen Handelskrieg losgetreten – nur um dann mögliche Zölle in Höhe von 25 % auf Waren aus Kanada und Mexiko vorübergehend auf Eis zu legen. Die neuen Zölle auf chinesische Importe in Höhe von 10 % bleiben jedoch bestehen.
Eine große Sorge ist, dass die Zölle die Preise steigen lassen und damit die Inflation anheizen. Optimisten argumentieren, dass dieser Effekt nur einmalig wäre. Vielleicht trifft das zu, aber ein erhöhter Preisdruck kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt – die Fed arbeitet immer noch daran, die letzten Auswirkungen der pandemiebedingten Inflation einzudämmen.
Ein diskutiertes Szenario ist, dass die Fed frühzeitig gegensteuern könnte, falls sie einen neuen Inflationsschub durch einen eskalierenden Handelskonflikt erwartet. Mary Daly, die Präsidentin der Fed von San Francisco, hat jedoch in dieser Woche betont, dass eine vorsorgliche Straffung der Geldpolitik derzeit nicht nötig sei.
„Wir müssen an diesem Punkt nicht präventiv handeln“, sagte Daly am Montag in einem Interview mit der New York Times. „Unsere Geldpolitik ist auf die aktuelle und die erwartete wirtschaftliche Entwicklung abgestimmt, und wir haben die Möglichkeit, die Situation genau zu beobachten, bevor wir weitere Maßnahmen ergreifen.“
Der Markt für US-Staatsanleihen scheint diese Einschätzung zu teilen. Die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen fiel gestern (5. Februar) auf 4,51 % und liegt damit deutlich unter ihrem jüngsten Höchststand von rund 4,80 % im Januar.
Die geldpolitisch sensible Rendite der 2-jährigen Treasuries ist ebenfalls weiter gesunken und liegt mit 4,22 % inzwischen deutlich unter ihrem bisherigen Höchststand von rund 4,40 %.
Angesichts der aktuellen Nachrichtenlage ist das durchaus überraschend. Der Markt scheint die Schlagzeilen jedoch weitgehend zu ignorieren und signalisiert stattdessen, dass der Inflationsdruck weiter nachlässt.
Auch die Fed-Funds-Futures deuten darauf hin: Sie preisen derzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von 83,5 % ein, dass die US-Notenbank die Zinsen bei ihrer nächsten Sitzung am 19. März erneut unverändert lassen wird.
Ein möglicher Grund für den Rückgang der Treasury-Renditen könnte die Sorge vor einem Handelskrieg sein – ein Szenario, das tendenziell mit einem schwächeren Wirtschaftswachstum oder sogar einer Rezession einhergeht. In diesem Fall könnte die verstärkte Nachfrage nach sicheren Anlagen wie Treasuries die Inflationsängste überlagert haben.
Gleichzeitig ist es denkbar, dass sich das Bild rasch wieder ändert. Präsident Trump ist bekannt dafür, seine Positionen in Handelsfragen ebenso schnell wie unvorhersehbar zu wechseln. Das macht es nahezu unmöglich, langfristige Prognosen über die Richtung der US-Handelspolitik abzugeben.
Einige Marktbeobachter argumentieren, dass das Chaos kein Zufall, sondern ein fester Bestandteil von Trumps Ansatz in Handelsfragen ist. Der Treasury-Markt scheint sich davon jedoch bislang nicht beunruhigen zu lassen – zumindest nicht in Bezug auf das Inflationsrisiko. Natürlich kann sich der Markt irren, doch der bislang moderate Rückgang der Renditen spricht dafür, dass Anleger weniger besorgt über Inflation sind, als man angesichts der aktuellen Schlagzeilen vermuten könnte.
Allerdings befinden wir uns erst am Anfang der Trump-Ära 2.0. Es ist noch zu früh, um verlässliche Aussagen über die langfristige Entwicklung zu treffen. Bis auf Weiteres bleibt nur, die Lage von Tag zu Tag neu zu bewerten. Im 24-Stunden-Trump-Nachrichtenzyklus kann schließlich jederzeit etwas passieren. Doch der Blick auf den Treasury-Markt zeigt: Bislang scheint sich an den fundamentalen Rahmenbedingungen nicht viel verändert zu haben.