ie Finanzmärkte befinden sich im Umbruch. Politische Risiken, die Zinsen laufen in den USA und der Eurozone auseinander, das globale Handelsgeflecht droht zu kippen und nach knapp zehn Jahren Aufschwung stellt man sich die Frage nach der nächsten Rezession. Bei Pimco blickt man ausführlich auf das große Bild. Wir waren vor wenigen Wochen vor Ort beim Pimco-Forum und wollen ihnen auch den verschriftlichen Teil der Gedanken nicht vorenthalten. In unserem ersten Teil “Droht bald ein unsanftes Erwachen?” haben wir Ihnen bereits erste Einschätzungen und Erkenntnisse aus dem Secular Forum von PIMCO präsentiert. In diesem Teil stellen wir mit dem erarbeiteten Basisszenario umfangreiche Einschätzungen zur zukünftigen Marktsituation vor. Unter anderem werden die Frage der Rezession und die damit einhergehenden Auswirkungen beleuchtet. Das richtige Handwerkszeug auf den Dax sind der Bull - HU6ZJM und Bear - MF67XK. Zusätzlich empfehlen wir den Discounter VN8DS2.
Zunächst wurde das bestehende Basisszenario auf den Prüfstand gestellt. Es sah vor, dass in den nächsten drei bis fünf Jahren mit einer Rezession in den USA zu rechnen sei und diese große Teile der restlichen Welt beeinflussen würde. Zur Sicherheit wurde darüber diskutiert und festgestellt, dass ein möglicher Anstieg des Produktivitätswachstums und ein potenziell sehr niedriger fiskalischer Multiplikator den Inflationsdruck in Schach halten und eine deutliche Straffung der Geldpolitik verhindern könnten. Dies würde zur Fortsetzung der moderaten Expansion in den kommenden fünf Jahren führen. Der Pfad zu einer derart freundlichen Entwicklung ist jedoch aus mehreren Gründen schmal und gewunden:
Geht man davon aus, dass 2020 keine weiteren Anreize geschaffen werden, könnte erstens die ab 2018/2019 nachlassende fiskalpolitische Unterstützung in den USA zu Entzugserscheinungen führen, die eine konjunkturelle Verlangsamung verschärfen würden. Zweitens werden die steuerlichen Anreize zu einem Zeitpunkt umgesetzt, zu dem die Arbeitslosenquote bereits unter 4% liegt, was das Risiko einer konjunkturellen Überhitzung vergrößert. Je nach dem Ausgang der amerikanischen Zwischenwahlen im November 2018 und im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 besteht darüber hinaus die Möglichkeit einer weiteren haushaltspolitischen Lockerung. Diese könnte in Form eines Infrastrukturprogramms und/oder durch die Festschreibung der Steuersenkungen erfolgen. Hierbei handelt es sich zwar nicht um unser Basisszenario, eine solche Entwicklung würde die Konjunktur jedoch weiter anheizen.
Drittens könnte eine durch die Fiskalpolitik verursachte Überhitzung die US-Notenbank, die nicht bereit zu sein scheint, eine anhaltende Überschreitung ihres Inflationsziels um mehr als wenige Zehntelprozentpunkte zu tolerieren, dazu zwingen, die Leitzinsen deutlich über ein neutrales Niveau hinaus anzuheben. In vergangenen Konjunkturzyklen nahm dies in der Regel kein gutes Ende.
Handelsgerangel zwischen den USA und der restlichen Welt
Zwar entspricht dies nicht dem Pimco-Basisszenario, aber es ist viertens durchaus denkbar, dass sich das aktuelle handelspolitische Gerangel zwischen den USA und einem großen Teil der restlichen Welt zu einem ausgewachsenen Handelskrieg ausweitet, der das Verbrauchervertrauen und den Optimismus der Unternehmen beeinträchtigen würde. Wie ein Teilnehmer unseres Forums anmerkte, könnten die aktuellen Handelsspannungen professionellem Wrestling ähneln – ein Spektakel, das zwar mehr Schau als Realität ist, bei dem es sich jedoch um eine grundsätzlich riskante Tätigkeit handelt, bei der Verletzungen nicht ausgeschlossen sind.
Die Inflation, weitgehend ungehemmten Handels- und Kapitalströmen sowie einer begrenzten Volatilität. Der globale Gesamtschuldenstand ist unterdessen weiter angestiegen.
Langfristig völlig anderes Umfeld
Langfristig wird ein völlig anderes makroökonomisches Umfeld erwartet, was auch immer geschieht. Zahlreiche Änderungen sind bereits im Gange: Viele Zentralbanken haben damit begonnen, die nach der Krise ergriffenen geldpolitischen Maßnahmen trotz der zunehmend expansiven Fiskalpolitik zurückzufahren, die Diskussionen über eine stärkere Regulierung schwenken vom Finanzsektor auf den Technologiesektor um, und ein rechtsgerichteter Wirtschaftsnationalismus und -protektionismus gewinnen in vielen Regionen an Boden.
Bei unserem Forum konzentrierten sich die Experten unter den zahlreichen möglichen Triebkräften für langfristig deutliche Veränderungen auf die Produktivität, die Fiskalpolitik und radikalere als bisher zu beobachtende Varianten von Wirtschaftsnationalismus und -populismus.
Im Hinblick auf die Produktivität erwarten einige Teilnehmer des Pimco-Forums nach einer mehrjährigen enttäuschenden Phase eine Mean Reversion, also eine Rückkehr auf den Mittelwert, die zum Teil von zyklischen Faktoren wie der inner- betrieblichen Weiterbildung in einer US-Wirtschaft mit nahezu Vollbeschäftigung unterstützt wird. Andere Teilnehmer gehen davon aus, dass technologiegetriebene Effizienz- vorteile die Produktivität und das potenzielle Produktionswachstum nachhaltiger ankurbeln werden, was im Laufe der Zeit zu steigenden natürlichen Realzinsen führen würde. Wie während des Forums erörtert wurde, kann die Umsetzung solcher Produktivitätssteigerungen jedoch viel Zeit in Anspruch nehmen.
Quelle: Pimco, eigene Recherche