Die Technologiebranche ist heute ein wichtiger Wirtschaftszweig der Industrieländer und beschäftigt weltweit mehr als 15 Millionen Menschen. Auch bei Anlegern erfreuen sich Tech-Unternehmen steigender Beliebtheit. So sind auch deutsche Unternehmen – wie beispielsweise die Wirecard AG (DE:WDIG) – mittlerweile bei Anlegern längst kein Geheimtipp mehr (Handwerkszeug aus unserer Übersicht: Turbo-Bull MF6QVH und Turbo-Bear HX39KK). Aber es gibt auch kritische Stimmen, dass viele Jobs unweigerlich an derartige Systeme verloren gehen werden.
Da intelligentere, erschwinglichere Robotiklösungen körperliche und kognitive Aufgaben zunehmend besser erledigen als Menschen, behaupten einige Beobachter, dass viele Jobs unweigerlich an derartige Systeme verloren gehen werden. Andere hingegen sind der Meinung, die Technologie werde neue Arbeitsplätze schaffen. In diesem Artikel befasst sich Angus Muirhead, Fondsmanager bei der Credit Suisse (SIX:CSGN), mit beiden Seiten der Debatte und stellt die Frage, ob wir die Auswirkungen der Technologie beschränken oder der Technologie vielmehr aufgeschlossen gegenüberstehen, uns an sie anpassen und gemeinsam mit ihr weiterentwickeln sollten.
Tech-Branche mit steigender Bedeutung in Industrieländern
Die Technologiebranche ist heute ein wichtiger Wirtschaftszweig der Industrieländer und beschäftigt weltweit mehr als 15 Millionen Menschen. Da jedoch intelligentere, erschwinglichere Robotiklösungen körperliche und kognitive Aufgaben zunehmend besser erledigen als Menschen, behaupten einige Beobachter, dass viele Jobs unweigerlich an derartige Systeme verloren gehen werden. Andere hingegen sind der Meinung, die Technologie werde neue Arbeitsplätze schaffen.
Ersetzt durch einen Roboter?
In einem kürzlich veröffentlichten Artikel mit dem Titel „A future that works“ schätzt McKinsey & Company, dass beim derzeitigen Stand der Technik weniger als 5 % aller Arbeitsplätze weltweit vollständig „automatisierbar“ wären. Wenn man zu diesen 5 % zählt, ist dies gewiss eine unerfreuliche Nachricht, doch sie wird das soziale Gefüge der Welt wahrscheinlich nicht aus den Angeln heben. Allerdings geht McKinsey weiter davon aus, dass in 60 % aller Berufe rund 30 % der Arbeit automatisierbar wären.
Und da zu erwarten ist, dass das Tempo der technologischen Innovation anzieht, wird Technologie sich mit der Zeit weiter ausbreiten und größeren Einfluss auf den Arbeitsmarkt nehmen. Des Weiteren wird sich dieser Einfluss aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auf gering qualifizierte Fabrikarbeit und körperliche Tätigkeiten beschränken. Die Fortschritte künstlicher Intelligenz und des maschinellen Lernens legen nahe, dass auch Fach- und kognitive Arbeit in höher qualifizierten Berufen sowie im Dienstleistungssektor betroffen sein könnte.
Die wirtschaftlichen Triebkräfte
Für Unternehmenseigner ergeben die ökonomischen Argumente Sinn. Mit fortschreitender technischer Entwicklung sinken die Kosten für Robotik und Automatisierung im gleichen Maße, wie die Kapazitäten und die Leistungsfähigkeit dieser Systeme steigen. Kollaborative Roboter oder „Cobots“ sind ein gutes Beispiel dafür, was mit aktueller Technologie bereits möglich ist. Sie stellen eine neue Generation von Robotern dar, die leicht zu programmieren sind, gefahrlos mit Menschen zusammenarbeiten können und schon für einen Preis von USD 20.000 zu haben sind – rund ein Zehntel der Kosten eines typischen Industrieroboters, unter Berücksichtigung der Kosten für Installation, Integration und Programmierung.
Während Roboter durch den technischen Fortschritt immer günstiger werden, bewegen sich menschliche Arbeitskräfte in die entgegengesetzte Richtung: Sie werden bezüglich ihrer Arbeitsbedingungen immer anspruchsvoller und angesichts steigender Mindestlöhne und Sozialleistungen zunehmend teurer. Zudem begrenzen Regierungen die Zahl der Arbeitsstunden pro Woche. Tatsächlich stellt Arbeitskräftemangel Unternehmen und Regierungen in aller Welt vor zunehmende Probleme, da viele Menschen sich dafür entscheiden, nicht mehr in Fabriken oder am Fließband, sondern in kreativeren Positionen unter komfortableren Bedingungen zu arbeiten. Die Situation wird weiter verschärft durch eine zunehmend alternde Bevölkerung in den Industrieländern und eine restriktivere Immigrationspolitik, die den Zufluss billiger Arbeitskräfte aus weniger entwickelten Volkswirtschaften beschränkt.
Roboter als Arbeitsbeschaffer?
Für viele Unternehmen lautet die Frage nicht: „Soll ich Menschen einstellen oder in einen Roboter investieren?“ Vielmehr heißt es: „Woher nehme ich die Produktivitätszugewinne, die ich brauche, um meinen Betrieb am Laufen zu halten?“ Aus diesem Blickwinkel betrachtet wird das Argument gegen die Robotik auf den Kopf gestellt. Immer öfter sehen wir Beispiele dafür, wie Robotik und Automatisierung Arbeitsplätze retten, indem sie Unternehmen den nötigen Wettbewerbsvorteil verschaffen, um so Fabriken erhalten zu können. Sie bringen sogar Arbeitsplätze aus Billiglohnländern zurück ins eigene Land.
Die Bicycle Corporation of America machte Schlagzeilen, als sie 10 % ihrer Produktionskapazitäten aus China in die USA zurückholte, indem sie in einem neuen Werk in South Carolina 140 Mitarbeiter einstellte. Im Januar äußerte CEO Arnold Kramer gegenüber CBS News, dass dies nur durch Kosteneinsparungen aufgrund von Automatisierung möglich wurde: „Wir nutzen verstärkt Anlagen, die uns effizienter machen.“
Doch also alles halb so wild? Das ist wie immer eine Frage der Perspektive. Wir schauen uns im zweiten Teil weiter an, welche Chancen Muirhead sieht und welche Möglichkeiten der Staat besitzt und die Entwicklung in eine gesellschaftliche “gewünschte” Richtung zu steuern.
Quelle: Credit Suisse AG, eigene Recherche