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Schweiz kontrolliert Rohstoffhandel stärker – Unternehmen wandern nach Dubai ab

Veröffentlicht am 08.07.2022, 08:52
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Die Schweiz will den Rohstoffhandel stärker kontrollieren – und reagiert damit auch auf Kritik an einer zögerlichen Umsetzung der Sanktionen gegen Russland. Für die Alpenrepublik haben diese bereits Folgen: Unternehmen wandern verstärkt nach Dubai ab.

Die Schweiz will den Rohstoffhandel verstärkt kontrollieren und damit einen besseren Überblick über die Branche erhalten. Das Land ist bekannt für die lockere Regulierung des Sektors und deshalb ein beliebter Standort für Bergbauunternehmen und andere Konzerne mit Bezug zu Rohstoffen.

Offenbar ist der Markt jedoch nicht transparent genug, um die bestehenden Regulierungen und Auflagen durchzusetzen. Die Schweiz hat nahezu alle Sanktionen der EU gegen Russland im Zuge des Ukrainekrieges mitgetragen. Dennoch wird kritisiert, die Schweiz betreibe nach wie vor zu viel Rohstoffhandel mit Russland.

3 t Gold im Mai aus Russland eingeführt

So berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass im Mai gemäß dem Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit BAZG 3 t Gold aus Russland eingeführt worden seien. Das Edelmetall im Gegenwert von ca. 190 Millionen CHF stelle die Frage in den Raum, warum Schweizer Unternehmen auch Monate nach dem Ausbruch des Ukrainekrieges und den verhängten Sanktionen Gold in Russland kauften.

Die Regierung hat nun am vergangenen Mittwoch das Wirtschaftsministerium mit der Einführung eines Datenerhebungsverfahrens beauftragt. Dieses soll mehr Transparenz herstellen. Der Regierung zufolge erfassen offizielle Statistiken den Rohstoffhandel nicht ausreichend. So gibt es 900 in der Schweiz ansässige Rohstoffhändler mit mehr als 10.000 Mitarbeitern. Der Staat verfügt jedoch nur über unzureichende Daten im Hinblick auf die durch die Unternehmen gehandelten Waren.

Im Mai hatte die Schweizer Regierung mitgeteilt, Rohstoffhändler sollten selbst entscheiden, ob Geschäfte mit russischen Unternehmen die notwendigen Standards erfüllten, um internationale Sanktionen zu vermeiden.

Vor dem Krieg wurden 80 % der russischen Rohstoffe über die Schweiz gehandelt

Ein entscheidender Punkt: Vor dem Krieg wurden 80 % der russischen Rohstoffe über die Schweiz gehandelt. Der Standort ist aufgrund der Netzwerke aus Handelsunternehmen, Banken und anderen Akteuren wie Reedereien, Versicherungen und Wareninspektionsfirmen von weltweiter Bedeutung.

Die Zahl der von Sanktionen betroffenen Rohstoffe wächst laufend. Jüngst hat die EU ein Embargo für Rohöl und raffinierte Erdölprodukte aus Russland auf den Weg eingebracht. Die Schweiz schließt sich dem an – Kauf, Einfuhr, Transit und Transport sind fortan auch in der Eidgenossenschaft verboten. Außerdem sind Dienstleistungen rund um den Transport von Öl verboten. Dazu gehören zum Beispiel Versicherungen. Russische Ölgeschäfte können somit weniger einfach aus der Schweiz heraus finanziert werden.

Die russischen Rohstoffakteure reagieren auf diese Entwicklung bereits und rechnen damit, dass auch andere Rohstoffe bald betroffen sein könnten. Bloomberg berichtet, dass bereits mehrere Unternehmen von Genf nach Dubai umgezogen seien.

Das Land hat bislang keine Sanktionen gegen Russland verhängt. Unter den Unternehmen sind demnach Rosneft (MCX:ROSN), Gazprom (MCX:GAZP) und Lukoil (MCX:LKOH). Mit Solaris Commodities ist auch ein Unternehmen aus dem Getreidesektor dabei, Aktivitäten in Dubai zu starten. Bislang ist das Unternehmen in Genf ansässig. Auch ein russischer Kohlevermarkter (Suek) und ein Düngemittelproduzent (EuroChem) sind demnach dabei, aus der Schweiz nach Dubai umzuziehen bzw. zumindest einen Teil ihrer Aktivitäten dorthin zu verlagern.

Dubai gewinnt an Bedeutung, Schweiz verliert

Dubai und andere Standorte profitieren so vom Ukrainekrieg und machen der Schweiz als Standort für den Rohstoffhandel Konkurrenz.  „Die Länder des Nahen und Mittleren Ostens werden im Vergleich zu der bisher eher eurozentrischen Situation des Rohstoffhandels an Bedeutung gewinnen“, meint jedenfalls Wouter Jacobs, Direktor des Erasmus Commodity & Trade Center an der Erasmus-Universität in Rotterdam.

In Dubai werden die Unternehmen mit offenen Armen empfangen. Laut der Schweizer Handelszeitung fand bereits im vergangenen Jahr eine Veranstaltung von Dubai Multi Commodities Center und Moskauer Handelskammer statt, mit der russische Unternehmen von einem Umzug nach Dubai überzeugt werden sollten. Der Standort bietet Vorteile wie Freihandelszonen, die räumliche Nähe zu Energieunternehmen des Nahen Ostens und niedrige Steuern. Außerdem verfügt die Region über finanzstarke Banken, die Rohstoffgeschäfte finanzieren können.

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