Die Stimmung an den Börsen kippte gestern abrupt und heftig mit den Aussagen von FED-Gouverneurin Lael Brainard. Ihre scharfen Worte, mit denen sie sich für eine aggressive Kürzung der 8,9 Bio USD schweren US-Notenbankbilanz aussprach, erschreckte die Investoren. Hintergrund ist, dass die US-Notenbank zur Bekämpfung der Covid-Pandemie die Märkte mit Billionen von US-Dollar geflutet hatte, indem sie massiv neu emittierte US-Anleihen – insbesondere Staatsanleihen – gekauft hatte. Das hatte die Wirtschaft mit reichlich Liquidität versorgt, die es dazu quasi umsonst gab. Nun will sie, das ist lange bekannt, diesen Zustand wieder zurück drehen. Die extreme Inflation löst bei der FED jedoch inzwischen Panik aus und deshalb soll dieser Prozess nun viel dynamischer ablaufen als ursprünglich vorgesehen. Die Rede ist von bis zu 100 Mrd USD monatlich oder zumindest 1 Billion pro Jahr. Umgesetzt wird dies mit zwei Maßnahmen: der passive Weg, das bedeutet, fällig werdende US-Staatsanleihen/Hypotheken gesicherte Anleihen (MBS) werden von der FED nicht mehr durch Kauf der Nachfolgeemission „automatisch“ ersetzt und der aktive Weg, der mit sich bringt, dass die US-Notenbank als Verkäufer von Staatsanleihen aus ihrem Bestand auftritt. Der damit entstehende Angebotsüberhang bringt die Preise ins Rutschen, was ceteris paribus nichts anderes bedeutet, als dass die Renditen steigen. Genau das passierte gestern nach Brainards Worten, weil viele Investoren versuchte, zu noch relativ guten Kursen aus ihren Anleihen zu kommen. Die Rendite der 10y-Treasuries sprang von 2,52% auf 2,60%. Damit verbunden entstand sofort Druck auf die Wachstumswerte - s. Blog von gestern - und auch auf die Rohstoffe. Zeitgleich kletterte der US-Dollar. Heute Abend wird Jerome Powell die Strategie der FED vorstellen, die Märkte sind nun auf einen harten Kurs eingestimmt. Das primäre Steuerungsvehikel bleiben jedoch die Zinsen, hier werden wir wohl mehrere 0,5%-Schritte hintereinander sehen. Gestern wurde bekannt, dass die USA Russland verbieten, ihre dort deponierten US-Dollar zur Bezahlung fällig werdender Zinsen auf russische USD-Staatsanleihen zu nutzen. Das erhöht die Gefahr eines Zahlungsausfalls. Insofern Banken/Institutionelle hier noch Bestände haben, drohen Abschreibungen. Der apano-Stimmungsindex bricht wegen der Brainard-Äußerungen heute um 19 Punkte ein (S&P/EM-Aktien/Nikkei/DAX/ESX/US-Dollar). Mit -12 empfiehlt er eine defensivere Positionierung. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.