Die europäischen Börsen haben ein Niveau erreicht, das erste antizyklische Käufer anlockt. Erkennbar ist das an den beiden aggressiven Intraday-Reversals gestern Nachmittag und heute Vormittag. Das Tempo der beiden Erholungswellen indiziert, welches enorme Erholungspotenzial vorhanden ist, sollte sich die Situation in der Ukraine beruhigen. Für die aktuelle Rallye reichte bereits das Ausbleiben einer neuen Eskalation. Offenbar stützen drei Fakten: Europa scheint zunächst nicht auf die harten weiteren Sanktionsforderungen der USA einzugehen. Diese würden nicht nur die Ölpreise hierzulande in noch astronomischere Höhen treiben, sondern Russland drohte für den Fall zudem mit Gegenmaßnahmen (Gaslieferstopp via Nordstream 1), so dass im Endeffekt Europas Wirtschaftswachstum einfrieren würde. Es kann nun sein, dass die USA dieses Embargo allein durchsetzen. Der zweite stützende Faktor ist das für Donnerstag in Ankara anberaumte Treffen der beiden Außenminister Russlands und der Ukraine. Es ist das ranghöchste persönliche Treffen seit Ausbruch des Krieges. Hier habe ich jedoch erhebliche Zweifel an einem Durchbruch. Der Westen müsste Putin etwas sehr Attraktives anbieten, damit er ohne innenpolitischen Gesichtsverlust die Kampfhandlungen einstellen und seine „Mission“ als erfüllt bezeichnen kann. Für einen NATO-Beitrittsverzicht der Ukraine ist es eigentlich zu spät. In Anbetracht der vielen zu beklagenden Opfer und der großen Fluchtwelle würden sich die Ukrainer fragen, warum das nicht vor dem 24. Februar passiert ist. Der dritte Faktor ist die Markttechnik: der STXE 600 liegt aktuell 6,5% unter der 20-Tage-Linie, der DAX sogar 11%, der S&P jedoch lediglich 4%. Die USA haben also einen „negativen Nachholbedarf“. Eventuell findet momentan eine kleine Regionalrotation statt. Indiz hierfür: die globalen Big Names der USA standen gestern besonders unter Druck. Von einer vorbörslichen Erholungstendenz, initiiert durch Europas Widerstandsfähigkeit, ist bislang wenig zu sehen. Die US-Futures notieren in etwa auf Höhe der Schlusskurse – wenn auch deutlich oberhalb ihrer overnight-Tiefs. Wir erwägen, heute wieder eine kleine Depotanpassung vorzunehmen: bereits seit Freitag senken wir das US-Gewicht schrittweise ab. Dort sind wir bislang „netto long“ positioniert. Diesen Abbau werden wir fortsetzen, dafür aber nun in Europa erstmals seit Wochen unsere neutrale Position verlassen und uns leicht „netto long“ positionieren. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.